Vorentscheidung im Titelkampf? Die Bayern nehmen es "zur Kenntnis"

Der FC Bayern hat in Freiburg einen weiteren Schritt in Richtung Bundesliga-Titel gemacht.
Der FC Bayern hat in Freiburg einen weiteren Schritt in Richtung Bundesliga-Titel gemacht.THOMAS KIENZLE/AFP
Die Kids hinter den Absperrgittern winkten ihren Stars eifrig zu, als die beiden Bayern-Busse vom Hof rollten. Selbst die Kleinsten hatten realisiert, dass sich da wohl der kommende Meister auf den Heimweg machte. Am 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga könnte die Vorentscheidung im Titelkampf gefallen sein, doch die Euphorie bei den Münchnern hielt sich in überschaubaren Grenzen.

"Wir haben es zur Kenntnis genommen", kommentierte Sportvorstand Max Eberl nach dem 2:1 (1:0) des Rekordmeisters beim SC Freiburg knochentrocken das gleichzeitige 2:2 (2:1) von Titelverteidiger und Verfolger Bayer Leverkusen bei RB Leipzig: "Wir konnten den Vorsprung ausbauen. Insofern war es ein gutes Wochenende."

Zum Match-Center: SC Freiburg vs. FC Bayern

Der Spitzenreiter liegt mittlerweile sechs Punkte vor Leverkusen. Und obwohl die Fans gleich nach dem Abpfiff den "deutschen Meister" feierten, wollte im Bayern-Lager noch niemand etwas von einer Vorentscheidung wissen. "Es war ein sehr wichtiger Sieg für uns", äußerte Starstürmer Harry Kane: "Wir haben den Vorsprung ausgebaut, aber es kommen noch viele Spiele gegen starke Gegner."

Ähnlich sah es Joshua Kimmich, der mit seiner Mannschaft am 15. Februar in Leverkusen antreten muss. "Wir haben das Ergebnis aus Leipzig relativ neutral aufgenommen", sagte der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft: "Wir können nur unser Spiel beeinflussen - und da haben wir ein paar Baustellen."

Tatsächlich konnten die Bayern auch in Freiburg nur phasenweise überzeugen. Drei Tage nach der deprimierenden Niederlage in der Champions League bei Feyenoord Rotterdam (0:3) sorgten Kane (15.) und Min-Jae Kim (54.) mit ihren Treffern für den Sieg. In der letzten halben Stunde geriet der Erfolg in Gefahr. Das Tor von Matthias Ginter (68.) war vor 34.700 Zuschauern aber zu wenig für den SC, der die dritte Pleite in Folge hinnehmen musste.

Am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) müssen die Münchner zum Abschluss der Ligaphase in der Königsklasse gegen Slovan Bratislava gewinnen, um ihre vage Chance auf die direkte Qualifikation für das Achtelfinale zu wahren. Die bisher schwache Saison in der Champions League ist der Hauptgrund dafür, dass bei den Bayern trotz der konkret gewordenen Aussicht auf die Meisterschaft keine Partystimmung herrscht.

Selbstkritik als bayrische Tugend

"Bei uns sitzt niemand in der Kabine, der sich als Nummer eins in Europa fühlt", antwortete Kimmich auf die Frage nach seiner Kritik ("Wir sind momentan kein Topteam in Europa") im Anschluss an das Feyenoord-Spiel: "Es fehlt nicht viel nach ganz oben, aber Fehler wie in Rotterdam werden auf dem Niveau bestraft."

Auch Eberl sieht die Bayern, die sich mit dem 1. FC Köln über einen Transfer von U21-Nationaltorhüter Jonas Urbig in diesem Winter einig sein sollen, noch mitten in einem Prozess. "Eine Spitzenmannschaft entwickelt sich während einer Saison, da sind wir gerade dabei", sagte der Sportvorstand: "In der Tabelle der Champions League sind wir nicht da, wo wir sein wollen. Gegen Bratislava müssen wir gewinnen, dabei vielleicht etwas für die Tordifferenz machen - und dann schauen, wo wir stehen."

Leon Goretzka wird am Mittwoch nicht dabei sein, er musste in Freiburg mit einer Oberschenkelzerrung ausgewechselt werden. Doch immerhin hat der zuletzt kritisierte Kane nach zwei Monaten wieder aus dem Spiel heraus getroffen - was der Engländer gegen Bratislava wiederholen möchte: "Jetzt müssen wir das Momentum behalten."