Das Publikum auf dem Centre Court des MTTC Iphitos erlebte einen Zverev mit zwei Gesichtern. Der Hamburger war bis zum 4:5 im zweiten Satz teilweise von der Rolle, produzierte vor allem mit der Vorhand zahlreiche Fehler, wirkte zudem uninspiriert, fast lustlos.
Zum Match-Center: Alexander Zverev vs. Tallon Griekspoor
Dann gelang ihm das Rebreak. Der Zwischenruf eines Zuschauers ("Hau ab, du scheiß Frauenschläger") kurz danach schien ihn zusätzlich zu motivieren. Zverev kämpfte, riss nun auch das Publikum mit. Nach zähen 3:14 Stunden nutzte er seinen vierten Matchball.
Zverev: "Morgen spiele ich hoffentlich besser"
"Am Ende des Tages bin ich sehr glücklich, dass ich so ein Match gewonnen habe. Er hat taktisch sehr gut gespielt und hat es für mich sehr kompliziert gemacht", sagte Zverev am Sky-Mikrofon und ergänzte: "Heute musste ich irgendwie durchkommen. Morgen spiele ich hoffentlich wieder besseres Tennis." Zwischenzeitlich sei er aus Match "mental total raus" gewesen.
Für Zverev ist es nach den Australian Open, wo er im Endspiel glatt gegen den derzeit wegen Dopings gesperrten Weltranglistenersten Jannik Sinner verlor, erst die zweite Teilnahme an einem Halbfinale in diesem Jahr. Vor den BMW Open war er bei seinen sechs Turnierteilnahmen jeweils spätestens im Viertelfinale gescheitert. Erstmals seit dem Grand Slam von Melbourne gelang ihm nun ein dritter Sieg in Serie - trotz einer lange Zeit sehr schwachen und insgesamt nicht sehr überzeugenden Leistung.
Lange ohne genug Druck
Gegen Griekspoor, auf Platz 37 der Weltrangliste geführt, vermittelte Zverev zunächst zu keiner Zeit die Zuversicht, die er zuvor ausgestrahlt hatte. Nur selten konnte er den wuseligen Niederländer unter Druck setzen, vor allem mit seiner Vorhand unterliefen ihm immer wieder leichte Fehler, mehrfach blickte er deshalb ratlos in seine Box zu Vater und Trainer Zverev Senior und Bruder Mischa.
Dass er im Match blieb, hatte Zverev nicht zuletzt Griekspoor zu verdanken, dem ebenfalls viele Schläge misslangen - vor allem, als er im zweiten Satz die Gelegenheit besaß, mit eigenem Aufschlag zu gewinnen.
Die deutsche Nummer eins spielte nach einigen gelungenen Schlägen und dem Zwischenruf wie verwandelt. Zverev war nicht zwingend der bessere Spieler – er nutzte aber seine Chance zum entscheidenden Break zum 4:3 im dritten Satz.