Große Chance als Bürde: Alexander Zverevs Kampf gegen die eigenen Gedanken

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Alexander Zverev läuft seiner Form hinterher.
Alexander Zverev läuft seiner Form hinterher.Tristan Lapierre / PsnewZ / Bestimage / Profimedia
"Mentale Blockade", "er hat sich zu viele Gedanken gemacht" und "kann seinen Kopf ja nicht ausschalten" - für Boris Becker ist Alexander Zverevs Schwächeperiode leicht zu erklären: Die Aussicht auf die Nummer eins der Welt habe dem Olympiasieger von Tokio ein Stück weit den Kopf verdreht. Was wohl Zverev dazu sagt? Wie auch immer die jüngsten Rückschläge zu deuten sind: Beim Masters in Miami will er die Wende schaffen.

"Ich möchte hier wirklich Spiel für Spiel angehen und versuchen, jedes einzelne zu gewinnen", sagte Zverev, "ich hoffe, ich kann das auch auf dem Platz zeigen. Ich hatte einige sehr gute Trainingseinheiten." Er erinnere sich auch "noch ein bisschen" an das Gefühl aus dem Vorjahr.

Bei dem Highlight-Turnier im Sunshine State Florida ab Mittwoch wird der 27-Jährige erneut topgesetzt sein. Und wieder wird der Traum von der Nummer eins der Welt mitschwingen, wenn sich der Hamburger nach einem Erstrunden-Freilos in den Wettbewerb stürzt.

Will Zverev tatsächlich noch die Doping-Sperre von Jannik Sinner nutzen und den Führenden der ATP-Rangliste angreifen, muss er im Hard Rock Stadium abliefern und sich seinem Toplevel nähern. Zuletzt war er in Buenos Aires, Rio de Janeiro, Acapulco und Indian Wells teils deutlich davon entfernt gewesen.

"Ich muss erstmal zu meinem Spiel zurückfinden", sagte Zverev nach seiner Auftaktniederlage in der kalifornischen Wüste und fügte hinzu: "Um Nummer eins zu werden, muss man Turniere gewinnen. Ich komme nicht über die erste oder zweite Runde hinaus."

Becker: "Hat sich zu viele Gedanken gemacht"

Für den sechsmaligen Grand-Slam-Champion Becker, bislang einziger deutscher Weltranglistenerster bei den Männern, hängt dies mit der großen Chance zusammen, die sich Zverev plötzlich eröffnet hat. Sinner ist noch bis Anfang Mai zum Zuschauen gezwungen, der deutsche Topspieler könnte bei Erfolgen zumindest nah heranrücken an den Italiener, der ihn im Finale von Melbourne bezwang.

"Er hat sich zu viele Gedanken gemacht, wie und wann er die Nummer eins werden kann. Es ist menschlich, er kann seinen Kopf ja nicht ausschalten", sagte Becker in seinem Podcast mit Andrea Petkovic zum jüngsten Leistungseinbruch von Zverev: "Es ist ja auch ein Lebensziel, ein Kindheitstraum, der vielleicht wahr wird.

Zverev muss sich dafür erheblich steigern. Und auch die zunehmende Konkurrenz in Schach halten. Im Briten Jack Draper, der in Indian Wells beeindruckend zum Titelgewinn stürmte, scheint dem aktuellen Weltranglistenzweiten ein neuer Konkurrent neben Sinner und Alcaraz zu erwachsen. "Seid aufmerksam", schrieb Becker bei X an die Topstars gerichtet.

Vor allem Zverev ist in Miami klar in der Pflicht. Für Zerstreuung sorgte ein Ausflug mit Freundin Sophia zu den Miami Heat, Zverevs liebstem Basketballteam. "First things first", das Wichtigste zuerst, schrieb Sophia Thomalla zu dem Bild. Mit klarem Kopf kann Zverev auf den Tenniscourts von Miami nun wieder angreifen.