"Bist du deppert!": Paschke schreibt sein Wintermärchen im Schwarzwald fort

Paschke ist von der aktuellen Situation überwältigt: "Das ist der Wahnsinn, was gerade passiert"
Paschke ist von der aktuellen Situation überwältigt: "Das ist der Wahnsinn, was gerade passiert"ČTK / imago sportfotodienst / Eibner-Pressefoto/Memmler
Pius Paschke starrte Arm in Arm mit den Teamkollegen auf die Anzeigetafel, zitterte - und dann brach erneut der große Jubelsturm über Titisee-Neustadt herein: In einem Herzschlagfinale hat der grandiose deutsche Skisprung-Routinier im Schwarzwald erneut für die ganz große Party gesorgt. Zwei Siege binnen 24 Stunden, fünf Saisonsiege schon - das Wintermärchen um den 34 Jahre alten Spätstarter hat zwei Wochen vor dem Beginn der Vierschanzentournee einen neuen Höhepunkt erreicht.

"Das ist der Wahnsinn, was gerade passiert", sagte Paschke, der die Führung im Gesamtweltcup weiter ausbaute, vor dem Fahnenmeer von 7500 Fans. Bundestrainer Stefan Horngacher ("Das ist herausragend") und auch der alte Wegbegleiter Severin Freund am ZDF-Mikrofon kamen nach dem neuesten Coup des derzeit weltbesten Springers nicht aus dem Staunen heraus: "Bist du deppert!", rief Ex-Weltmeister Freund.

Paschke war auch in einem wahren Schanzenkrimi ganz cool geblieben: Einen Tag nach seinem sehr souveränen Sieg im ersten Einzel fing er am Sonntag den zur Halbzeit führenden Österreicher Michael Hayböck noch ab. Nach 141,5 m im ersten Durchgang flog Paschke bei schwierigsten Bedingungen auf 142,0 m, lag mit 290,4 Punkte 0,4 Zähler vor seinem Konkurrenten - umgerechnet 22 Zentimeter gaben den Ausschlag. Dritter wurde Kristoffer Sundal Eriksen aus Norwegen (284,7).

Paschke auf Rekordjagd

Fünf Siege vor dem Beginn der Vierschanzentournee waren zuvor noch keinem deutschen Skispringer gelungen, Martin Schmitt gewann 1998 viermal. Erfolgreicher waren in der Weltcup-Ära überhaupt erst zwei Springer: Janne Ahonen (Finnland) siegte 2004 siebenmal vor Tourneestart, Thomas Morgenstern (Österreich) 2007 sechsmal. Ahonen gewann damals bei der Tournee, Morgenstern nicht - auch da siegte Ahonen.

Für die deutschen Skispringer war es im Schwarzwald ein perfektes erstes Heimspiel der Saison mit drei Siegen an drei Tagen. Bereits zum Auftakt am Freitag hatte Paschke im "Super Team"-Wettbewerb mit Andreas Wellinger, der am Samstag Vierter wurde, gewonnen.

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Die große Show bot aber Paschke im Einzel. "Im Moment ist es für mich so wenig Arbeit, wie ich es noch nie gehabt habe", sagte der Überflieger, der längst der große Favorit für die am 29. Dezember beginnende Tournee ist.

Im Gelben Trikot zur Tournee

Fest steht: Bei der Generalprobe in Engelberg (Schweiz) - dem Ort, an dem er im Dezember 2023 sensationell seinen ersten Weltcuptriumph feierte und zum ältesten Sieg-Debütanten der Geschichte wurde - kann er die Weltcup-Führung nicht verlieren. Paschke wird im Gelben Trikot zur Tournee reisen. Ein gutes Omen ist das aber nicht: Bereits sechsmal trat ein Deutscher als Weltcup-Führenden beim Auftakt in Oberstdorf an, von Dieter Thoma (1988) bis Karl Geiger (2021) - gewonnen hat die Tournee von ihnen keiner.

Mit solchen Überlegungen will sich Paschke gar nicht erst plagen. "Die Situation ist neu, ändert aber nichts an meiner Herangehensweise", sagte er. Ohnehin spricht derzeit nichts für ein Ende der tollen Pius-Tage: Er ist derzeit nicht nur der stärkste, sondern auch der stabilste Springer - einen auch nur halbwegs schlechten Sprung zeigte Paschke in diesem Winter noch nicht, auch nicht am Titisee.