Dreimal Erster, einmal Zweiter: Inklusive des Mixed in Lillehammer stand Paschke in den ersten vier Wettkämpfen der Saison immer auf dem Podest - das hatten aus deutscher Sicht bislang nur Martin Schmitt 1998 und Markus Eisenbichler 2020 geschafft. Am Sonntag riss bei teils widrigen Bedingungen auf Rang sieben beim Abbruch-Sieg von Andreas Wellinger zwar die Podestserie, die Führung im Gesamtweltcup behielt er aber.
"Mir macht das Springen gerade unheimlich viel Spaß. Es ist ein bisschen wie in der Kindheit, es funktioniert einfach. Meine Sprünge sind wirklich auf einem hohen Niveau", sagte der 34-Jährige, der in dieser Form sogar ein Kandidat für die nahende Vierschanzentournee ist.
Am finnischen Polarkreis, wo traditionell Santa Claus zur Siegerehrung erscheint, konnten weder der starke Wind noch die Eiseskälte Paschke stoppen. Bei Temperaturen von 15 Grad unter dem Gefrierpunkt holte er am Samstag im dritten Einzel der Saison seinen zweiten Sieg.
"Das war ein unfassbar schöner Tag auf einer unfassbar schönen Schanze", meinte Paschke. Für den Spätberufenen war es erst der sechste Podestplatz seiner Karriere - vor einem Jahr hatte er ebenfalls in Kuusamo erstmals auf dem Treppchen gestanden.
Wie unglaublich Paschkes zweiter oder gar dritter Frühling ist, zeigt der Vergleich mit Gregor Schlierenzauer. Beide sind 1990 geboren, aber: Als der Österreicher 2014 seinen 53. Weltcupsieg feierte, hatte Paschke in seiner gesamten Karriere noch keinen einzigen Punkt gesammelt. Schlierenzauer hat längst aufgehört, Paschke startet nun durch.
"So ist er noch nie geflogen. Im Moment ist der die Nummer eins", sagte Ex-Bundestrainer Werner Schuster bei Eurosport über seinen ehemaligen Schützling, und auch der aktuelle Chefcoach Stefan Horngacher lobte: "Ich hoffe, dass er sich an das Gelbe Trikot gewöhnen kann. Er springt auf sehr hohem, stabilen Niveau."
Paschke im Kreis der Favoriten
Am besten natürlich auch bei der Tournee, die mit großen Schritten naht. Ob Paschke will oder nicht: Im Kreis der Favoriten fliegt er schon jetzt. "Pius macht einfach seinen Job. Das hat er sich über viele Jahre hart erarbeitet, er liefert einen Sprung nach dem nächsten. Sensationell", sagte Teamkollege Andreas Wellinger im ZDF.
Aber natürlich ist da auch die Erinnerung an den vergangenen Winter: Paschke gewann die Generalprobe in Engelberg und fuhr als Dritter des Gesamtweltcups zur Tournee. Dort lief es aber nur mäßig, in Innsbruck verpasste er sogar den zweiten Durchgang, in der Gesamtwertung wurde es am Ende Rang 20.
Zudem waren die bisherigen Stationen Lillehammer und Kuusamo zwei ausgesprochene Lieblingsschanzen von Paschke. Fakt ist aber auch, dass seine Konstanz in diesem Jahr deutlich höher ist. Und Alter schützt vor Tournee-Torheiten nicht: Sepp Bradl gewann den Ritt über die Schanzen 1953 mit 35 Jahren, bis heute ist er der älteste Sieger. Zumindest diesen Rekord wird Paschke in diesem Winter nicht knacken können - er wird erst im Mai 35.