Vom Ausnahmetalent zum Weltmeister: Lando Norris erfüllt sein großes Versprechen

Vom Ausnahmetalent zum Weltmeister: Lando Norris erfüllt sein großes Versprechen
Vom Ausnahmetalent zum Weltmeister: Lando Norris erfüllt sein großes VersprechenFoto von ANDREJ ISAKOVIC / AFP

Lando Norris ist erstmals Weltmeister der Formel 1. Der Brite hatte stets Unmengen an Talent und an Geld - leicht fiel ihm der Weg zum Gipfel dennoch nicht.

Alles begann mit einer Notlüge. Lando Norris war fünf Jahre alt, und er liebte sein Quad. Täglich jagte er die Maschine mit den vier großen Rädern rasend schnell und in bedenklicher Schieflage um die Kurven - bis sie eines Tages einfach weg war. "Mein Vater sagte mir damals, das Quad sei gestohlen worden", erzählt Norris rückblickend, "aber er hat es verkauft. Er fand es zu gefährlich für mich."

Beeindruckende Reise beginnt im Kart

Der kleine Lando brauchte also ein neues Hobby, und über ein paar Umwege saß er bald im Kart. Damit begann eine Reise, die ihn nun, fast 20 Jahre später, zum Gipfel geführt hat: Seit Sonntag ist Norris zum ersten Mal Weltmeister der Formel 1. Der Engländer schenkte McLaren damit den ersten Fahrertitel seit 2008, und er erfüllte ein Versprechen, das er schon eine ganze Weile mit sich herumtrug.

Denn Norris wurde bereits mit 14 Jahren jüngster Kart-Weltmeister der Geschichte, er gewann die Formel 4 auf Anhieb, wurde als Rookie auch zum jüngsten Sieger der Europäischen Formel 3 und zudem Vizemeister der Formel 2. "Er hat so ziemlich in jedem Auto, in das er sich gesetzt hat, direkt gewonnen", sagt McLaren-CEO Zak Brown. Norris war stets ein Ausnahmetalent und als Sohn eines Millionärs zudem äußerst privilegiert im teuren Nachwuchs-Rennsport. Einfach war der Weg zum WM-Titel dennoch nicht.

Nach viel Kritik folgt der Ruhm

Seit 2019 schon fährt Norris in der Formel 1, im vergangenen Jahr baute ihm McLaren erstmals ein siegfähiges Auto. Regelmäßig gab es nun enge Duelle mit Max Verstappen, Norris ging immer wieder als Verlierer daraus hervor, und so entwickelte sich ein neuer Blick auf ihn: Ein riesiges Talent, ja, aber zu weich, wenn es wirklich ernst wird. Jahrelang habe Verstappen "auf der Strecke Norris' Selbstvertrauen untergraben", so ordnet es die englische Daily Mail ein.

Doch es war nicht bloß der niederländische Serien-Weltmeister, der Norris zu schaffen machte. Gleich in seinen ersten Jahren in der Formel 1 hatte er mit seiner neuen Prominenz zu kämpfen, mit harter Berichterstattung und Anfeindungen in den Sozialen Medien. "Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte", sagte er später dem GQ-Magazin: "Ich habe das alles in mich hineingefressen, und das hat meinem Selbstwertgefühl wirklich geschadet. Es hat damals ein Allzeit-Tief erreicht."

"Gelernt, besser damit umzugehen"

Norris entschied sich irgendwann, offen damit umzugehen, sprach über seine Probleme und über mentale Gesundheit. Es kümmere ihn auch heute noch sehr, "was die Leute über mich denken", sagte er zuletzt, "aber ich habe gelernt, besser damit umzugehen."

Einfacher wurde es nicht. Gerade in diesem Jahr wurde Norris auf dem Siegerpodest regelmäßig ausgebuht, eine Feindseligkeit, die ihren Ursprung wohl auch auf Social Media hatte. Die Theorie, dass McLaren seinen Ziehsohn bevorteilte und daher den Titelgewinn des Teamrivalen Oscar Piastri verhindern wollte, hielt sich monatelang recht hartnäckig.

Irgendwann im Sommer 2025 allerdings, als Norris immer weiter hinter den Australier zurückfiel und das Bild vom talentierten Weichei wieder besonders populär war, legte er ganz allein den Schalter um. Er ließ dann Piastri hinter sich und auch Max Verstappen, den besten Fahrer der Gegenwart.

Wie er das eigentlich geschafft habe, wurde Norris zuletzt gefragt. "Einfach jeden ignorieren, der Müll über dich redet", sagte er mit einem freundlichen Lächeln.