"Klar gibt es Zweifel": Manchester City sucht den Weg aus der Megakrise

Pep Guardiola und Manchester City spielen am Boxing Day gegen den FC Everton
Pep Guardiola und Manchester City spielen am Boxing Day gegen den FC EvertonMike Egerton / PA Images / Profimedia
Die Krise bei Manchester City hat sich in den vergangenen Wochen drastische Ausmaße angenommen. Nach vier Meisterschaften in Folge scheint die Magie von Trainer Pep Guardiola plötzlich verpufft zu sein. Am Boxing Day (Donnerstag, 13:30 Uhr/Sky) trifft der englische Meister im eigenen Stadion auf den FC Everton. Eine richtungsweisende Begegnung, denn Guardiola stellt klar: "Wir müssen punkten, wir müssen gewinnen. Ansonsten drohen wir, die Champions League zu verpassen."

Im Sommer, knapp vor Beginn der laufenden Spielzeit galt Manchester City als haushoher Favorit auf die englische Meisterschaft. Nichts deutete darauf hin, dass die jahrelange Dominanz der Citizens enden würde.

Rodri hatte Spanien bei der Europameisterschaft zum Titel geführt, Erling Haaland hatte die neue Saison mit einem Torrekord begonnen und die Rückkehr von Ilkay Gündogan verschaffte den Fans der Skyblues ein emotionales Highlight.

Dass der langjährige Rivale FC Liverpool auf dem Transfermarkt zögerlich agiert hatte und den Abgang von Manager Jürgen Klopp verkraften musste, schien dem Team von Pep Guardiola ebenfalls in die Karten zu spielen. Ein fataler Irrtum.      

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Liverpool ist überlegener Tabellenführer, City steckt in einer gigantischen KriseFlashscore

Guardiola bleibt optimistisch

Vor dem 18. Spieltag der Premier League steckt Manchester City in der größten Krise, seitdem Pep Guardiola 2016 zum Klub gestoßen ist. Nur eines der letzten zwölf Pflichtspiele wurde gewonnen. In der Tabelle liegt man auf dem 17. Rang, vier Punkte fehlen auf die Champions-League-Plätze. 

Guardiola weiß, dass die Qualifikation für die Königsklasse ernsthaft gefährdet ist. "Definitiv. Wir müssen Punkte holen, wir müssen gewinnen", sagte der spanische Starcoach vor dem Ligaspiel gegen den FC Everton. Ob seine Mannschaft ein ähnliches Schicksal erleidet wie Stadtrivale United nach dem Abgang von Sir Alex Ferguson? In England seien schon einige große Vereine abgestürzt, so Pep.

Die letzten drei Partien hat City allesamt verloren
Die letzten drei Partien hat City allesamt verlorenFlashscore

"Klar gibt es Zweifel", ob er das Team aus der Krise führen könne, aber "ich bin so optimistisch." Bislang habe er noch "immer Lösungen gefunden", um seiner Mannschaft zu helfen. Einer dieser Lösungsansätze – so berichtet die "Daily Mail" – war äußerst skurril: Seine Spieler durften die vorangegangene Nacht nicht zuhause bei ihren Familien übernachten, stattdessen diente der Etihad Campus als Schlafstätte.

Match-Center: ManCity vs. Everton

Kein Ersatz für Rodri

Eine eindeutige Erklärung für die anhaltende Krise gibt es nicht. Als man Ende Oktober im EFL Cup gegen Tottenham und anschließend gegen Bournemouth verloren hatte, glaubte niemand, dass dieser Durchhänger Startschuss einer monatelangen Misere wäre. Zu oft hatte Guardiola schon bewiesen, dass die großen Trophäen am Ende immer City gehören.

Doch die letzten Wochen haben bewiesen, dass Peps System stärker von individuellen Glanzmomenten abhängt als bislang angenommen. Der Kreuzbandriss von Ballon d'Or-Gewinner Rodri stellte die Mannschaft vor eine gigantische Herausforderung.

In den Jahren zuvor war der defensive Mittelfeldspieler ein absoluter Dauerbrenner gewesen. War Rodri fit, dann spielte er auch. Ein potenzieller Nachfolger oder annähernd gleichwertiger Ersatz wurde nicht aufgebaut.

Als Fernandinho den Verein im Sommer 2022 verlassen hatte, wurde zwar Kalvin Phillips für 49 Millionen Euro verpflichtet, doch der englische Nationalspieler versauerte unter Guardiola auf der Ersatzbank. Schließlich wurde er an Ipswich Town verliehen. Rodris schwere Verletzung hat City vollkommen unvorbereitet getroffen.   

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Verlangsamter Spielaufbau       

Mateo Kovacic hat dessen Rolle notgedrungen übernommen. Doch der Kroate hat taktische Mängel. Lange Pässe nicht seine Spezialität, wodurch der Spielaufbau der Citizens in dieser Saison langsamer wurde.

Mehr Passstationen bedeuten auch mehr Zeit für den Gegner, die Abwehrkette zu verschieben. Es ist zu befürchten, dass auch das von Sean Dyche gecoachte Everton dazu in der Lage ist, diese strategische Schwäche auszunutzen.

"Wir haben versucht, ihm zu helfen, das Spiel zu verstehen – insbesondere haben wir ihm erklärt, was ein defensiver Mittelfeldspieler zu tun hat. Vergangene Saison hat er sich zu viel bewegt. Der defensive Mittelfeldspieler muss da sein, nicht sich bewegen", sagte Guardiola über Kovacic.

Mateo Kovacic muss sich an seine Rolle erst gewöhnen
Mateo Kovacic muss sich an seine Rolle erst gewöhnenRyan Browne / Shutterstock Editorial / Profimedia/Opta by StatsPerform

Der Trainer weiß, dass sich sein Team in einer enorm schwierigen Phase befindet. Pep glaubt, dass der enge Spielplan und ein Mangel an Trainingseinheiten schuld am wiederkehrenden Verletzungspech sind. Neben Rodri stehen auch die drei Innenverteidiger Ruben Dias, Manuel Akanji und Nathan Ake nicht zur Verfügung.

John Stone hätte sich eigentliche eine Pause verdient, aber "ich kann sie ihm nicht geben", sagte Guardiola mit einem Kopfschütteln: "Ich bin kein Arzt. Aber ich glaube, wenn dein Körper nicht für solche Belastungen bereit ist, verletzt du dich."