Jocher rast zu Olympia und erlebt das pure Glück

Simon Jocher hat in Livigno sein Potenzial gezeigt
Simon Jocher hat in Livigno sein Potenzial gezeigtSTEFANO RELLANDINI / AFP

Skirennläufer Simon Jocher gelingt ein Coup: Mit dem besten Resultat seiner Karriere qualifiziert er sich für die Olympischen Spiele.

Es kommt eher selten vor, dass Simon Jocher über die Ziellinie fährt, seine Zeit und Platzierung auf der Anzeigetafel sieht – und dann spontan in Jubel ausbricht.

Wohl noch nie hat er diesen Blick so sehr genossen wie diesmal: Mit der hohen Startnummer 32 auf Platz fünf. So gut wie beim Super-G in Livigno war Jocher im Weltcup noch nie gewesen. Ein wenig schneller, 0,06 Sekunden nur, und er wäre sogar noch auf dem Podest gestanden.

"Super happy"

Jocher ließ einen Freudenschrei los und breitete jubelnd die Arme aus. "Super happy", sagte er später, sei er mit "meinem Skifahren" gewesen. In der ersten Reaktion auf seine erst dritte Top-Ten-Platzierung in nunmehr 60 Weltcup-Rennen vergaß der 29 Jahre alte Garmischer sogar die angenehme Begleiterscheinung zu erwähnen.

Als erster und womöglich auch einziger deutscher Abfahrer ist er für die Olympischen Spiele im Februar qualifiziert.

Der Hang und der Kurs in Livigno hätten ihm getaugt, erklärte Jocher wenig später. Mit einem Lächeln ergänzte er: "Bormio mag ich auch extrem, und dann hoffe ich, dass ich da wieder zeigen kann, was ich drauf habe."

Im nur eine Stunde von Livigno entfernten Bormio, wo sonst kurz vor dem Jahreswechsel gefahren wird, laufen derzeit die Arbeiten an der berüchtigten Piste Stelvio – Schauplatz der Männer-Rennen bei den Olympischen Spielen.

Lange Leidenszeit

Jocher hat im Februar 2020 im Weltcup debütiert, ein Jahr später belegte er bei der WM Rang fünf in der Kombination. Er galt als einer, der es mal zu Großem bringen kann. Allerdings: Der Durchbruch gelang ihm bislang nicht, auch aufgrund von gesundheitlichen Problemen.

Im vergangenen Winter startete er nur bei fünf Weltcup-Rennen, hinzu kam eine verkorkste WM, danach musste sich Jocher einer Bandscheiben-OP unterziehen.

In diesem Winter wollte Jocher erst mal nur regelmäßig unter die ersten 30 und damit in die Punkte fahren, um dadurch bessere Startnummern zu bekommen.

Die Verantwortlichen beim Verband wie Sportvorstand Wolfgang Maier sind allerdings der Meinung, dass Jocher vom Potenzial her eher "regelmäßig in die Top 15" fahren sollte. Der Garmischer weiß das, er arbeitet daran, unter anderem mit einem Mentaltrainer. Er scheint auf einem guten Weg.