"Absolute Enttäuschung"
Trainingsstadion statt Fußballtempel. Ewiges Hin und Her statt feierliche Heimkehr. Lamine Yamal spielt im ersten Heimspiel der neuen Saison vor mickrigen 6.000 Zuschauern. Der FC Barcelona verkommt – wie sein Stadion – allmählich zur unendlichen Baustelle.
Eigentlich wollte der spanische Meister gegen den FC Valencia die neue Ära des Mythos Camp Nou einläuten. Doch die Bauarbeiten laufen noch immer.

Am Dienstag verkündete der Verein des deutschen Trainers Hansi Flick deshalb nach langem Rätselraten, dass die Partie am Sonntag (21 Uhr/DAZN) im Trainingsstadion Johan Cruyff stattfinden muss. "Eine absolute Enttäuschung", urteilte die spanische Marca.
Match-Center: Barcelona vs. Valencia
Renovierung erst 2026 komplett fertig
Barça arbeite "aktiv daran", die erforderlichen behördlichen Genehmigungen zu bekommen, um "in den kommenden Wochen" endlich zurückzukehren ins Camp Nou, hieß es von Vereinsseite. Alternative Ausweichpläne, sollte der Umzug sich hinziehen, präsentierte Barça noch nicht. Die Posse geht weiter.
Der Umbau hatte 2023 begonnen, nach dem Abschluss soll das Stadion im Sommer 2026 105.000 Menschen Platz bieten. Die Blaugrana aber geraten zunehmend in Terminnot: Die Rückkehr in das noch lange nicht fertige Stadion verzögert sich seit Ende 2024 immer wieder, zuletzt war schon der angepeilte Termin am 10. August geplatzt.
Barça hatte seit Baustart seine Spiele im Olympiastadion auf dem Montjuïc ausgetragen, wegen eines Konzertes des US-amerikanischen Künstlers Post Malone zwei Tage vor dem Spiel fiel diese Option weg. Die Hoffnung auf eine Teilöffnung des neuen Camp Nou – um wenigstens 27.000 Zuschauer reinlassen zu können – blieb unerfüllt.
Chaos beim FC Barcelona
Die Baukräne rund um Flicks "Wohnzimmer" stehen symbolisch für die vergangenen Monate des Weltklubs. Erst versetzte der Rosenkrieg um den abgesägten Nationaltorwart Marc-André ter Stegen Fans und Klub in Aufruhr.
Dann entstanden Abschiedsgerüchte um Weltfußballerin Alexia Putellas, weil die Frauenabteilung die verschuldeten Männer mitfinanzieren muss. Am VAR-Chaos im letzten Ligaspiel – als bei Rayo Vallecano (1:1) die Verbindung zum Videoassistenten ausfiel – war Barça immerhin mal nur hilflos beteiligt.

Barça bleibt vorerst eine Gesamtbaustelle, bei den Ausweichplänen bereitete zunächst die Technik Probleme: Die Voraussetzungen für den VAR-Einsatz mussten erst noch geschaffen werden, auch die Kapazität genügt eigentlich nicht den Vorgaben von La Liga. Das Stadion wurde dennoch akzeptiert. Allerdings nur vorläufig, ein Fortgang der Geschichte ist nicht aufgeschlossen.
Der Klub dankte in einer Mitteilung seinen "Mitgliedern und Fans für ihr Verständnis und ihre Unterstützung während dieses komplexen Prozesses". Eintrittskarten für Sonntag gingen nicht in den Verkauf, die Plätze verloste Barça unter den 16.151 Zuschauern, die eine Dauerkarte für die Spiele im Olympiastadion besessen haben.