EM-Aus besiegelt: DHB-Frauen wachen gegen Norwegen zu spät auf

Aktualisiert
Die deutsche Nationalspielerin Xenia Smits wird in die Zange genommen.
Die deutsche Nationalspielerin Xenia Smits wird in die Zange genommen.ČTK / DPA / Marco Wolf
Deutschlands Handballerinnen verlieren 27:32 gegen Norwegen und sind vorzeitig aus dem Rennen um das EM-Halbfinale.

Markus Gaugisch schnappte sich nach der Schlusssirene sofort den Statistikbogen, Emily Bölk stützte nach dem großen Kampf die Hände in die Hüften. Die Aufholjagd ohne Happy End beim 27:32 (13:19) gegen Olympiasieger und Titelverteidiger Norwegen brachte Deutschlands Handballerinnen die endgültige Erkenntnis: Der Traum vom EM-Halbfinale ist endgültig vorbei - und dennoch herrschte nicht nur Frust im DHB-Lager.

"Wir können viel Positives mitnehmen", sagte Bundestrainer Gaugisch nach dem vorletzten Hauptrundenspiel. "Norwegen ist heute nicht vom Gas gegangen, sondern hat seinen normalen Power-Handball gespielt. Wir haben mutig, mit Bewegung gespielt. Das hat mir gut gefallen."

Erst nach der Pause kam das deutsche Team auf seiner "Mission Impossible" besser in die Partie - allerdings zu spät. Vor 2.677 Zuschauern in der Wiener Stadthalle brachte der Turnierfavorit, der Deutschland anfangs klar die Grenzen aufgezeigt hatte, seine Führung über die Zeit. Beste deutsche Werferinnen waren am Ende Spielmacherin Alina Grijseels, Linksaußen Alexia Hauf, Annika Lott und Viola Leuchter mit je vier Toren.

"Wir können mit einem guten Gefühl hier rausgehen", sagte Rückraumspielerin Lott, die "gar nicht auf den Spielstand" geachtet hatte, sondern einfach "ein gutes Spiel" machen wollte. In der Schlussphase verkürzten die DHB-Frauen von 19:26 sogar zwischenzeitlich bis auf 26:29. Doch zu einer Überraschung reichte es nicht mehr.

Match-Center: Norwegen vs. Deutschland

Sieg gegen Slowenien das letzte Ziel

Vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Slowenien am Mittwoch (15.30 Uhr/Sportdeutschland.TV) steht Deutschland in der Hauptrundengruppe 2 bei 2:6 Punkten. Das Spiel um Platz fünf ist nicht mehr in Reichweite, es geht jetzt noch um eine Abschlussplatzierung zwischen Rang sieben und zehn.

Immerhin brach die DHB-Auswahl gegen Norwegen diesmal nicht ein, sondern spielte - anders als in den Schlüsselspielen gegen die Niederlande (22:29) und Dänemark (22:30) - zum Ende ihren besten Handball. Dieses Gefühl sei "wirklich sehr viel mehr wert, als die ersten 10 Minuten gut zu spielen und dann nicht mehr", sagte Lott bei Sportdeutschland.TV.

Einige Veränderungen

Gaugisch baute seine Startformation auf drei Positionen um. Neben der krankheitsbedingt fehlenden Linksaußen Antje Döll verzichtete der DHB-Coach zunächst auf Kapitänin Bölk, im Tor begann Sarah Wachter anstelle von Katharina Filter - Erfolg brachten die Maßnahmen allerdings keinen. Schon nach neun Minuten nahm Gaugisch die erste Auszeit, das DHB-Team lag mit 2:6 hinten.

"Ey Leute", rief der Coach seinen Spielerinnen zu, "kommt, reißt euch am Riemen. Das funktioniert, aber ihr müsst einfach euer Zeug machen!"

Dies gelang auch in der Folge viel zu selten. Zwar verbesserte sich das Angriffsspiel durch die Hereinnahme von Bölk, in der Abwehr agierte die deutsche Mannschaft aber weiterhin viel zu nachlässig. Immer wieder kamen die Norwegerinnen zu freien Abschlüssen. Mit dem Pausenpfiff gelang Leuchter mit einem direkt verwandelten Freiwurf immerhin noch ein kleiner Lichtblick.

Als Mutmacher für Durchgang zwei taugte aber auch das zunächst nicht. Mit Fehlwürfen und leichten Ballverlusten machte sich das deutsche Team das Leben weiter selbst schwer. Erst in der Schlussviertelstunde, als alles verloren schien und die Abwehr und auch Torhüterin Filter immer besser in die Partie fanden, startete Deutschland seine Aufholjagd - zu spät.