Gerüst gesucht: DFB-Frauen zwischen Alarmstimmung und EM-Casting

Wück fordert, dass seine Spielerinnen den "DFB-Schalter umlegen"
Wück fordert, dass seine Spielerinnen den "DFB-Schalter umlegen"ČTK / imago sportfotodienst / Davide Elias
Die schmerzhaften Europacup-Abreibungen waren immerhin verdaut, als Kapitänin Giulia Gwinn und ihre Teamkolleginnen im DFB-Quartier in Frankfurt eintrudelten. Bei der Ankunft am Montag wurde gelacht, gewunken und geknuddelt. Rund um das edle Hilton-Hotel der Nationalspielerinnen deutete zunächst wenig auf die aktuelle Stimmungslage im deutschen Frauenfußball hin.

Dabei geben die jüngsten Entwicklungen nicht nur Bundestrainer Christian Wück Anlass zur Sorge. In seiner "idealen Traumwelt", sagte der DFB-Coach drei Monate vor dem Beginn der EM-Titelmission in der Schweiz (2. bis 27. Juli), wäre die deutsche Auswahl "schon ein bisschen weiter. Wir sind leider noch nicht so weit, wie wir uns das vorgestellt haben." Doch die Zeit rennt.

Vor dem Nations-League-Doppelpack gegen Schottland in Dundee (Freitag, 20.35 Uhr/ZDF) und in Wolfsburg (8. April, 17.45 Uhr/ARD) schlug Wück gleich mehrmals deutlich wie selten Alarm. Dazu rüttelte die Verantwortlichen das ernüchternde und verdiente Ausscheiden der chancenlosen deutschen Top-Klubs Bayern München und VfL Wolfsburg in der Champions League auf. Und es warf zugleich neue Fragen zu den Titelchancen der deutschen Fußballerinnen im Sommer auf.

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Chance für Franziska Kett

Seine Spielerinnen müssten nach den Enttäuschungen in den Vereinen "diesen DFB-Schalter umlegen, um hier als DFB-Mannschaft zu agieren", forderte Wück, der in den kommenden Tagen nochmal genau hinschauen wird. Denn: Von einigen sei er "noch nicht zu 100 Prozent" überzeugt, der Kampf um die Kaderplätze scheint bei noch vier Nations-League-Spielen bis zu EM offener denn je. Weil er seine perfekte Elf noch nicht gefunden hat, gibt Wück nochmals neuen Spielerinnen wie Franziska Kett (20/Bayern München) eine Chance.

"Wir erweitern jetzt nochmal ein bisschen den Kreis. Ich hoffe, dass wir mit unseren Einschätzungen nicht so daneben liegen", sagte Wück - und klang damit fast schon ein wenig verzweifelt. Seine größte Sorge? Die mangelnde Stabilität. Diese lasse sich aber "definitiv" trainieren.

Anführerin gesucht

Seit vergangener Woche ist zwar klar, dass die erfahrene Olympia-Heldin Ann-Katrin Berger (34) ab sofort als Nummer eins gesetzt ist. Ansonsten müsse er "sein Gerüst" aber noch finden. Gesucht werden nach den Rücktritten von Alexandra Popp, Svenja Huth oder Marina Hegering Anführerinnen neben Gwinn. "Das mit dem Einspielen muss später kommen", sagte Wück, der auch auf eine Rückkehr der am Kreuzband verletzten Schlüsselspielerin Lena Oberdorf hofft.

Trotz der Baustellen will Wück nicht alles schwarzmalen. "Ich glaube nicht, dass wir uns vor anderen Nationen verstecken müssen", sagte er mit Blick auf die Klubebene, dürfte dabei aber auch das DFB-Team im Hinterkopf gehabt haben. "Wir bekommen das hin", davon sei er "zu 100 Prozent überzeugt". Aber: "Es dauert halt ein bisschen länger, als wir gedacht haben."