"Elefant im Raum": Diplomatische DFB-Frauen ringen um Ruhe

Laura Freigang spricht von geglätteten Wogen.
Laura Freigang spricht von geglätteten Wogen.ČTK / imago sportfotodienst / Fotostand / Fantini
Die brisante Frage zum Nominierungszoff musste Laura Freigang entschärfen. Dieser "Elefant im Raum", versicherte die Fußball-Nationalspielerin diplomatisch, sei vertrieben, nach der scharfen Kritik an Bundestrainer Christian Wück soll eine Aussprache die heftigen Wogen fünf Wochen vor der EM geglättet haben.

"Alle sind bemüht, zueinander zu finden. Das ist, glaube ich, das Wichtigste", sagte die eloquente 27-Jährige von Eintracht Frankfurt, als sie auf der ersten Medienrunde nach dem Rumoren verbal den Abwehrschirm aufspannte.

Zum Match-Center: Deutschland vs. Niederlande

Ob die Misstöne wegen mangelnder Kommunikation wirklich verhallt sind, darüber werden die Nations-League-Kracher gegen die Niederlande am Freitag (20.30 Uhr/ZDF) in Bremen sowie vier Tage darauf in Wien gegen Österreich Aufschlüsse geben.

Für Spielerinnen wie Freigang, die noch um ihre Stammplätze kämpfen, ist es die vorletzte Chance im Casting für die Titeljagd in der Schweiz (2. bis 27. Juli). Doch mindestens so sehr wie im Kampf um die Gunst des Bundestrainers ist Freigang hinter den Kulissen als Diplomatin mit Fingerspitzengefühl gefragt.

In dieser Rolle warb sie um Verständnis für den langjährigen Junioren-Nationalcoach Wück, der die DFB-Frauen nach Olympiabronze im vergangenen Sommer von Horst Hrubesch übernommen hatte. Der 51-Jährige sei "neu dazugekommen, er muss wahrscheinlich auch immer noch seinen Weg finden. Und wir müssen ihn auch in gewisser Weise verstehen können."

Rauch-Nichtnominierung sorgt für Unruhe

Doch die letzte Nominierung vor der Bekanntgabe seines EM-Kaders (12. Juni) hatte erstaunliche atmosphärische Störungen offenbart. "Mich nicht einzuladen, ist das eine. Mich nicht zu informieren und mir aber nicht mal einen Grund zu nennen, verstehe ich einfach nicht", schrieb etwa Felicitas Rauch nach ihrer erneuten Ausbootung bei Instagram und forderte transparentere Kommunikation.

Für Irritationen sorgte zudem, dass neben Ex-Kapitänin Alexandra Popp weitere aktive und ehemalige Nationalspielerinnen mit einem "Like" auf den brisanten Post reagierten. Kurz zuvor hatte bereits Bundesliga-Topscorerin Nicole Anyomi moniert, dass "kein konkreter und direkter Austausch" mit Wück stattgefunden habe.

Auch in der Causa Lena Oberdorf hatte der Ex-Profi kein gutes Bild abgegeben. Während er verkündete, die Rückkehrerin und EM-Hoffnungsträgerin sei zehn Monate nach ihrem Kreuzbandriss "zu 100 Prozent einsatzfähig", plauderte die 23-Jährige in ihrem Podcast aus, dass sie nicht spielen "darf". Die Bayern bestätigten eine entsprechende Absprache nach einer "Elefantenrunde", Oberdorf sei nur als zusätzliche Spielerin nominiert.

Als Gegenpol für die Unruhe zur Unzeit sind entsprechend erfahrene Spielerinnen gefragt. Freigangs eigenes Verhältnis zu Wück erscheint jedenfalls unbelastet. "Ich spüre, dass ich Vertrauen für das bekomme, was ich auf dem Platz mache. Darüber bin ich sehr glücklich", sagte die Offensivspielerin, die auf der Zehnerposition mit Linda Dallmann von Double-Gewinner Bayern München konkurriert.

Damit rund ums knifflige Casting wieder Ruhe einkehren kann, ist ein Sieg gegen die Niederlande umso wichtiger. Zugleich wäre so der Einzug ins Final Four der Nations League sicher - und der Fokus auf das Wesentliche wieder einfacher.