Obwohl die Hammers ihr letztes Spiel gegen Liverpool verloren hatten, reisten sie mit drei zuvor ungeschlagenen Partien im Rücken nach Manchester. Schwer wog jedoch der Ausfall von Lucas Paquetá, der nach einer unnötigen Roten Karte gesperrt fehlte. Für ihn rückte Tomas Soucek in die Startelf.
Auf Seiten der Gastgeber war die Diskussion um die Zukunft von Trainer Ruben Amorim vorerst abgeflaut. Kapitän Bruno Fernandes erreichte einen persönlichen Meilenstein: Sein 205. Einsatz in der Premier League stellte ihn in der Klubhistorie gleichauf mit Nemanja Vidić, was nicht-britische Feldspieler betrifft.
United dominiert – West Ham kontert
Fernandes prägte die Anfangsphase maßgeblich und war einer der Gründe für Uniteds beeindruckende 72 % Ballbesitz zu Beginn. Casemiro und Bruno kontrollierten das Zentrum, doch West Ham entdeckte früh eine Schwäche auf Uniteds rechter Seite und erspielte sich über diese Zone drei frühe Chancen.
Ein Schlüsselspieler der ersten Hälfte war allerdings ein Ex-United-Spieler: Aaron Wan-Bissaka. Der Rechtsverteidiger der Hammers zeigte enormen Offensivdrang, hatte in den ersten 20 Minuten die meisten Ballkontakte aller Spieler und lieferte über 90 Minuten eine Performance, die ihm den Titel „Spieler des Spiels“ einbrachte. Er gewann neun seiner 13 Zweikämpfe am Boden, brachte 13 von 19 Pässen ins letzte Drittel an den Mitspieler, entschied alle fünf Dribblings für sich und rettete zudem gegen Joshua Zirkzee auf der Torlinie.
Trotz klarer Ballbesitzvorteile (64,9 % zu 35,1 %) fehlte United die Effektivität. West Hams 20 abgefangene Bälle – United hatte nur fünf – unterstrichen die unterschiedliche Intensität beider Teams.
Eine starke Drangphase der Gastgeber führte zu fünf Abschlüssen innerhalb von sieben Minuten, darunter ein Lattentreffer von Fernandes. Doch für den Portugiesen setzte sich ein bitterer Trend fort: Es war bereits sein 36. Torabschluss gegen West Ham als United-Spieler ohne Treffer – gegen keinen Gegner versuchte er häufiger vergeblich.
Todibo glänzt in West Hams Defensive
Zur Halbzeit standen 84 % Ballbesitz und 18 Flanken – aber keine Tore.
Besonders hervor tat sich im Abwehrzentrum Jean-Clair Todibo, der in der gesamten ersten Halbzeit keinen einzigen Fehlpass spielte. Gemeinsam mit Konstantinos Mavropanos bildete er ein stabiles Duo, das Uniteds Angriffswellen standhielt.

Doch in der 58. Minute war auch die Abwehr der Hammers machtlos: Diego Dalot traf am Elfmeterpunkt völlig ungedeckt zum 1:0.
United blieb am Drücker, Bruno Fernandes kreierte insgesamt fünf Chancen – ebenso viele wie zuletzt gegen Burnley.
Bowen führt West Ham an – Magassa trifft spät
West Ham gab sich allerdings nicht auf. Kapitän Jarrod Bowen war mit 12 Ballberührungen im United-Strafraum der aktivste Offensivspieler seines Teams und doppelt so häufig zum Abschluss gekommen wie alle anderen Hammers.
Einen entscheidenden Impact hatte zudem Soungoutou Magassa, der mit sieben Ballgewinnen glänzte und schließlich auch zum Ausgleich traf. Nach einer Ecke profitierte er in der 83. Minute von einer missglückten Klärung durch Noussair Mazraoui und verwertete seinen erst zweiten Ballkontakt im Strafraum eiskalt.
Für United war es ein bitterer Zeitpunkt und ein erneuter Rückschlag bei Standards: Seit Beginn der vergangenen Saison kassierten nur die Hammers selbst mehr Gegentore nach Ecken.
Der späte Ausgleich nahm Manchester United endgültig den Wind aus den Segeln. West Ham verteidigte die Schlussphase konsequent, während United trotz zweier später Chancen durch Fernandes nicht mehr nachlegen konnte.
Für die Red Devils fühlt sich das Remis wie eine verpasste Gelegenheit an, für West Ham hingegen ist der Punkt im Kampf gegen den Abstieg von besonderem Wert.
Zum Match-Center: Manchester United vs. West Ham United

