Rassismus-Attacken gegen Carter: Infantino "betrübt" – Auch Bronze mit Rückendeckung

Jessica Carter hatte vor wenigen Tagen rassistische Attacken gegen sie öffentlich gemacht.
Jessica Carter hatte vor wenigen Tagen rassistische Attacken gegen sie öffentlich gemacht.Pedro Porru / SheKicks / Zuma Press / Profimedia
FIFA-Präsident Gianni Infantino hat bestürzt auf die Rassismus-Anklage der englischen Nationalspielerin Jessica Carter reagiert. Er sei "zutiefst betrübt über die Online-Beschimpfungen" gegen die Spielerin des EM-Titelverteidigers, sagte der Chef des Fußball-Weltverbandes und betonte: "Es gibt keinen Platz für Rassismus im Fußball oder in der Gesellschaft."

Carter, Verlobte der deutschen EM-Heldin Ann-Katrin Berger, hatte die Verunglimpfungen am Rande der EURO öffentlich gemacht. Auch von ihren Teamkolleginnen und dem englischen Verband erfuhr sie Unterstützung.

"Wir stehen an der Seite von Jess", sagte Infantino und betonte: "Wir stehen an der Seite jeder Spielerin und jeder Person, die unter rassistischen Beschimpfungen gelitten hat. Kein Spieler sollte in irgendeiner Weise diskriminiert werden, er sollte auf dem Spielfeld sein Bestes geben können."

Die FIFA sei mit ihrem "Social Media Protection Service" bereits bei mehreren Turnieren erfolgreich gegen Beschimpfungen im Netz vorgegangen, meinte Infantino und kündigte an, auf diesem Feld weiter mit Konföderationen, Mitgliedsverbänden und Spielern zusammenarbeiten zu wollen. "In diesem Fall bieten wir unsere Unterstützung bei allen weiteren erforderlichen Maßnahmen an und stellen Daten zur Verfügung, damit geeignete Maßnahmen gegen die Täter ergriffen werden können."

Auch Bronze verurteilt Rassismus deutlich

Auch die frühere FIFA-Weltfußballerin Lucy Bronze hat ihre Teamkollegin Carter unterstützt und von zunehmenden Attacken gegen die Spielerinnen im Zuge des Wachstums ihres Sports berichtet. "Je größer der Sport wird, desto lauter wird der Lärm, desto mehr Fans gibt es, aber auch desto mehr Kritiker", sagte die 33-Jährige.

"Wir sind natürlich offen für Kritik – deshalb lieben wir den Sport –, aber wir sind nicht offen für Beschimpfungen. Besonders im Frauenfußball scheinen die Online-Beschimpfungen immer schlimmer zu werden", ergänzte Bronze. Es gebe für dieses Problem sicher eine Lösung, meinte die Verteidigerin, sie habe aber "keine Antwort".

Der englische Verband verurteilte die Anfeindungen und versicherte Carter vor dem EM-Halbfinale am Dienstag (21.00 Uhr/ARD und DAZN) gegen Italien seine Unterstützung, die Polizei wurde eingeschaltet. Auch kündigten die Lionesses an, vor Spielen nicht mehr auf die Knie gehen zu wollen. Der Fußball müsse "einen anderen Weg finden", um gegen Rassismus vorzugehen.

Carters öffentliches Statement als "Ermutigung"

Bronze nahm die Verbände FIFA und UEFA, aber auch die Betreiber von Social-Media-Plattformen in die Pflicht. "Kleine Schritte" reichten nicht mehr, um das Problem aus der Welt zu schaffen. "Wir wissen, dass es die Leute in den höheren Rängen sind, die letztendlich etwas bewirken können. Aber ich denke, wir wissen auch, dass wir als Spieler nie hilflos sind", sagte sie.

Dass sich Carter öffentlich derart deutlich geäußert habe, "ist für unser gesamtes Team eine große Ermutigung", ergänzte Bronze: "Es gibt den Menschen mehr Kraft, mutig zu sein, aufzustehen und ihre Meinung zu sagen und zu sehen, dass alle Teamkolleginnen und das ganze Land hinter ihnen stehen. Das bedeutet in solchen Momenten sehr viel."