Christian Wück konnte im Convention Centre von Lausanne gleich zu Beginn einmal kräftig durchatmen. Leonardo Bonucci als Losfee ersparte den deutschen Fußballerinnen das EM-Hammerlos England, die erste Titeljagd unter Bundestrainer Wück nächsten Sommer in der Schweiz startet gegen Polen, Dänemark und Ex-Europameister Schweden.
"Hätte schlimmer kommen können"
Bei der Auslosung erwischten die Vize-Europameisterinnen mit der Gruppe C eine interessante, aber machbare Vorrunde mit gleich zwei Nachbarschaftsduellen. Das DFB-Team spielt in St. Gallen gegen Polen (4. Juli/21.00 Uhr), in Basel gegen Dänemark (8. Juli/18.00 Uhr) und in Zürich gegen Schweden (12. Juli/21.00 Uhr).
"Es hätte schlimmer kommen können, aber wir müssen schon aufpassen, jede Mannschaft der Gruppe hat Qualität", sagte Wück nach der Auslosung der EURO, bei der die Vize-Europameisterinnen mit der Gruppe C eine machbare Vorrunde mit gleich zwei Nachbarschaftsduellen erwischten.
Die Däninnen und Schwedinnen sind auf dem Papier sicher die größeren Hürden. Und bei beiden Nationen spielen Stars vom deutschen Meister Bayern München: Pernille Harder (Dänemark) und ihre Partnerin Magdalena Eriksson (Schweden).
Auch EM-Neuling Polen um die frühere Bundesliga-Torschützenkönigin Ewa Pajor (FC Barcelona) dürfe laut Wück keinesfalls unterschätzt werden: "Jeder kann sich Chancen ausrechnen, ins Viertelfinale zu kommen."
Auf die Engländerinnen könnten die DFB-Frauen wie im dramatisch verlorenen EM-Finale 2022 (1:2 n.V.) im Viertelfinale treffen. Auch Frankreich oder Ex-Europameister Niederlande könnten gleich in der ersten K.o.-Runde warten. Zusammen mit Debütant Wales bildet dieses Trio die Hammergruppe D.
Mit Blick auf die Lostöpfe hatte Wück vorab geahnt: "Es ist manchmal besser, direkt gegen sehr starke Mannschaften in der Gruppe zu spielen. Es kann dabei helfen, von Anfang an voll im Turnier zu sein. Wir nehmen es, wie es kommt."
Rekord-EM in der Schweiz?
Der Turniermodus ist im Vergleich zur EM 2022 unverändert: Die Ersten und Zweiten der vier Vierergruppen ziehen ins Viertelfinale ein. Das Eröffnungsspiel am 2. Juli bestreiten die Schweizerinnen gegen Norwegen im St.-Jakob Park von Basel, wo auch das Endspiel am 27. Juli ausgetragen wird. Die weiteren Spielorte sind Bern, Zürich, Thun und Sion.
Eine Rekord-EM peilen die Organisatoren an, neue Dimensionen erreicht auf jeden Fall das Preisgeld. 41 Millionen Euro schüttet die Europäische Fußball-Union (UEFA) aus, die Summe wurde im Vergleich zur EM 2022 (16 Mio. Euro) also weit mehr als verdoppelt. Dies werde "sicher" Auswirkungen auf die DFB-Prämien haben, wie Almuth Schult als ARD-Expertin vermutete.
Großes Fan-Interesse erwartet
Die Anstoßzeiten von 18.00 oder 21.00 Uhr sind TV-freundlich, in Deutschland übertragen ARD und ZDF. Durch die anfangs noch parallele Klub-WM der Männer (14. Juni bis zum 13. Juli) befürchte man "keine negative Auswirkungen" für die Aufmerksamkeit, sagte Nadine Keßler, Frauenfußball-Chefin der UEFA.
Im Alpenland ist das Fan-Interesse schon spürbar: Vor der Auslosung waren über 200.000 EM-Tickets abgesetzt, insgesamt sind über 700.000 Karten verfügbar. Eine ausverkaufte Endrunde ist laut Keßler das ehrgeizige Ziel.
Die Vorbereitung auf die EURO wird für die DFB-Auswahl zum Spagat, denn zur Einstimmung muss das verjüngte Team um Kapitänin Giulia Gwinn die Pflichtspiele der anstehenden Nations League nutzen. Ab Februar geht es für den Olympia-Dritten Deutschland in der Gruppe A1 gegen die Niederlande, Österreich und Schottland.