Mitch Kniat: Aufsteiger, Feierbiest – und bald auch Pokalsieger?

Bielefelds Cheftrainer Kniat bekam nach der Meisterfeier eine wohlverdiente Bierdusche
Bielefelds Cheftrainer Kniat bekam nach der Meisterfeier eine wohlverdiente BierduscheČTK / imago sportfotodienst / Noah Wedel
Aufsteiger, Drittliga-Champion – und jetzt Pokalsieger? Mitch Kniat ist der Vater des wundersamen Höhenflugs von Arminia Bielefeld.

Die Worte, die Mitch Kniat viel zu oft hören musste, gingen plötzlich runter wie Öl. "Kniat raus, Kniat raus", brüllten die Fans von Arminia Bielefeld auf der Alm selbstironisch, als der Aufstieg als Drittliga-Meister perfekt war. Nach zwei Jahren Achterbahn priesen die Anhänger ihren Erfolgstrainer genau mit den Sprechchören, mit denen sie ihn einst zum Teufel gewünscht hatten.

Mit dem DFB-Pokalfinale am Samstag (20 Uhr/ZDF und Sky) gegen den haushohen Favoriten VfB Stuttgart, bei dem Kniat in Berlin den Höhenflug des Außenseiters mit dem ganz großen Tusch enden lassen könnte, schließt sich für den Coach ein Kreis. Sollte es Kniat gelingen, der Arminia mit dem Pokalsieg den größten Erfolg in ihrer 120-jährigen Geschichte zu schenken, würde ihm dies "alles, einfach alles" bedeuten.

Als Profi hatte der frühere Verteidiger viel in der Regionalliga gespielt, doch mit Bielefeld steht er zum ersten Mal so richtig im Rampenlicht. Da wird selbst ein Mann von 1,91 Metern nervös. "Es wird mir oft geraten, ich solle Berlin doch einfach nur genießen. Das würde ich ja gerne auch", sagte Kniat der Welt: "Aber das kann ich nur, wenn wir den Pott auch wirklich gewinnen." Und dann gäbe es kein Morgen.

Match-Center: Bielefeld vs. Stuttgart

Direktverbindung von der Hölle zum Himmel 

Schließlich ist Mitch Kniat auch der Mann, der nach dem Aufstieg mit Sonnenbrille auf dem Zaun mit den Fans sang und auf dem Rasen mit Sportchef Michael Mutzel Bier trank. Und trotz aller Euphorie weiß der 39-Jährige um die Besonderheit des Augenblicks.

Denn er hat dunklere Zeiten erlebt. "Ich drehe jetzt nicht durch, genauso wie ich nach den Kniat-raus-Rufen nicht durchgedreht bin", sagte er im kicker-Interview. Es war ein durchaus beschwerlicher Weg.

Kniat bei der Siegerehrung nach dem Titelgewinn in der 3. Liga
Kniat bei der Siegerehrung nach dem Titelgewinn in der 3. LigaČTK / imago sportfotodienst / Noah Wedel

Nach einem Jahr beim SC Verl sollte er 2023 die aus der Bundesliga in die Drittklassigkeit abgestürzten Arminen zurück nach oben führen. Was er jedoch vorfand, war ein Trümmerhaufen. Aus der Zweitliga-Mannschaft war nur Klubikone Fabian Klos geblieben, in Kniats Debütsaison ging es fast bis zum Ende gegen den fatalen Abstieg in die Regionalliga.

"Kniat hat den Laden im Griff"

Letztlich schaffte er den Klassenerhalt, aber auch in der abgelaufenen Saison sah es lange nicht nach Aufstieg aus. Im vergangenen Februar stand die Arminia noch auf Platz acht, die Fans skandierten nach einem 1:2 gegen Rot-Weiß Essen voller Ernst: "Kniat raus!"

"Es zeichnet einen guten Trainer aus, wenn er in solchen Phasen ruhig bleibt und Stärke ausstrahlt", sagte Kniat, der auch im Vertrauen der sportlichen Führung um Mutzel ein Geheimnis des heutigen Erfolges sieht. "Bei 99 Prozent der Vereine hätte man mich wahrscheinlich schon ausgetauscht", so der Coach. Wie aber formte Kniat die Arminia zu einer Siegesmaschine, die im Pokal-Halbfinale Bayer Leverkusen ausschaltete?

"Er ist ein offener Typ, bodenständig, selbstbewusst. Der versteckt sich nicht, wenn es Gegenwind gibt", sagte Klubikone Ansgar Brinkmann der Sport Bild. Kniat ist die perfekte Mischung aus Autoritätsfigur und Partykönig, der auch nach dem Halbfinale kräftig mitfeierte. "Und danach ist keiner abgehoben, alle waren sofort wieder voll fokussiert. In der Liga gab es nach der Pokalparty fünf Siege in Folge", sagte Brinkmann: "Kniat hat den Laden im Griff." Das sehen mittlerweile auch die Bielefelder Fans so.