Bologna-Niederlage zu viel des Guten: BVB entlässt Trainer Sahin

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Sahin wurde die vierte Niederlage in Serie zum Verhängnis.
Sahin wurde die vierte Niederlage in Serie zum Verhängnis.Alessio Marini / LiveMedia / DPPI via AFP / Profimedia
Trainer Nuri Sahin hat auch seine letzte Chance nicht genutzt. Borussia Dortmund befindet sich auf Trainersuche.

Als Nuri Sahin am Ende seiner traurigen letzten Dienstreise in den Bus zum Flughafen stieg, wusste er längst Bescheid. Noch in der Nacht nach dem Champions-League-Kollaps war dem Trainer von Borussia Dortmund seine Entlassung mitgeteilt worden - um 9.00 Uhr am Mittwochmorgen meldete der Verein dann auch offiziell Vollzug. Wieder ist ein BVB-Trainerkonzept krachend gescheitert. Sahin hatte die Mannschaft erst im Sommer übernommen. Sein Nachfolger steht noch nicht fest. Erik ten Hag (zuletzt Manchester United) oder Roger Schmidt (zuletzt Benfica Lissabon) werden am höchsten gehandelt.

"Glaube" an Nuri Sahin verloren

"Nach vier Niederlagen in Serie, bedingt durch lediglich einen Sieg aus den vergangenen neun Spielen und als aktueller Tabellenzehnter der Bundesliga haben wir aber leider den Glauben daran verloren, in der gegenwärtigen Konstellation noch unsere sportlichen Ziele erreichen zu können", sagte Lars Ricken. Die Entscheidung tue ihm "persönlich weh", betonte der Sport-Geschäftsführer. Sie sei aber "nach dem Spiel in Bologna nicht mehr vermeidbar" gewesen: "Wir schätzen Nuri Sahin und seine Arbeit sehr, haben uns eine lange Zusammenarbeit gewünscht und hatten bis zuletzt die Hoffnung, dass wir gemeinsam die sportliche Wende schaffen."

Sportdirektor Sebastian Kehl informierte im Hotel in Bologna neben Sahin auch noch die Mannschaft über den Schritt. Der entlassene Coach zeigte sich betrübt. "Leider haben wir es nicht geschafft, den sportlichen Ambitionen von Borussia Dortmund in dieser Saison zum jetzigen Zeitpunkt gerecht zu werden. Ich wünsche diesem besonderen Verein alles Gute", sagte der 36-Jährige, der sich schon nach dem Abpfiff in sein Schicksal gefügt hatte. "Wenn ich das Problem bin oder wenn ein Trainerwechsel all die Nebenkriegsschauplätze löst, dann ist das überhaupt kein Problem", sagte er nach der sportlichen Bankrotterklärung des 1:2 (1:0) in der alten Stadionschüssel Renato Dall'Ara.

Zum Match-Center: FC Bologna vs. Borussia Dortmund

Nachfolger soll "zeitnah" gefunden werden 

Darüber, wer am Samstag gegen Werder Bremen auf der Trainerbank sitzen wird, will der Verein "zeitnah informieren". Unübersehbar war, dass diese Mannschaft am Ende ist. Die Leistung bei Holstein Kiel (2:4) hatte Ricken peinlich, beschämend und unwürdig genannt, in Bologna war es keinen Deut besser. Es wirkte, als trete da in der Champions League ein eingespieltes Team gegen ein zusammengewürfeltes an.

Matthias Sammer sprach vernichtende Worte, sie trafen Spieler und Trainer gleichermaßen. "Diese Mannschaft ist körperlich und geistig in einer Nichtverfassung", sagte Sammer in seiner immer kurioser wirkenden Doppelrolle als BVB-Berater und TV-Experte. "Sie kann leider nicht verteidigen, und angreifen kann sie auch nicht." Auf der Erdbebenskala der Kritik war das eine elf von zehn.

Wer auch auf Sahin folgt, er muss vermeintliche Leistungsträger und Führungsspieler allesamt aus tiefsten Tiefs reißen. Felix Nmecha, Julian Brandt, Serhou Guirassy. Jamie Gittens, Nico Schlotterbeck. Karim Adeyemi. Waldemar Anton. Alle hatten in dieser Saison schon gute Phasen, inzwischen vereint sie nur noch das lasche, teils tollpatschige Auftreten. Seine beiden Kapitäne Emre Can und Brandt stellte Sahin gar nicht mehr auf.

Für die BVB-Führungsetage mit Hans-Joachim Watzke, Ricken und Kehl (plus Sammer) gab es keine Anzeichen für Besserung. Sie haben im festen Glauben, den richtigen Trainer zu haben, Sahin nach Kiel eine weitere Chance eingeräumt - und nach der Niederlage in Frankfurt noch eine. In Bologna.

Nuri Sahin hat auch diese nicht genutzt.