Wirbel um Florian Wirtz vor dem Ende - FC Liverpool entscheidet Rennen für sich

Florian Wirtz zieht es nach England.
Florian Wirtz zieht es nach England.ČTK / imago sportfotodienst / Hendrik Hamelau
Der Ausflug an die Anfield Road hinterließ bei Florian Wirtz offenbar mächtig Eindruck. Gemeinsam mit seinen Eltern Karin und Hans hatte der Ausnahmekönner dem FC Liverpool jüngst einen Besuch abgestattet, er führte Gespräche mit Erfolgscoach Arne Slot und soll nun eine Entscheidung getroffen haben, auf die nicht nur die Fußballfans hierzulande seit Monaten hinfiebern. Laut Medienberichten will der vielleicht begehrteste Spieler Europas auf die Insel zum englischen Meister - und nicht zum FC Bayern.

Wirtz, so berichten es zahlreiche Medien in Deutschland und England, habe die Münchner darüber informiert, dass seine Tendenz zu einem Wechsel nach England geht. Laut Sky soll der 22-Jährige dem LFC sogar schon "persönlich zugesagt haben". Ein Poker voller Wendungen, Gerüchte und angeblicher Einigungen, der teils schwindelerregende Ausmaße erreichte, könnte zeitnah ein Ende finden.

Seit Freitagabend deutet vieles darauf hin, sollte sich Liverpool mit Bayer Leverkusen in diesem Sommer einig werden. The Athletic schrieb jedenfalls, dass die Klubs bereits in Kontakt getreten seien. 140 Millionen beträgt der Marktwert des Nationalspielers, eine Schmerzgrenze kommunizierten sie in Leverkusen bislang nicht, viel weniger werden die Bosse aber kaum akzeptieren. Bei Liverpool, das der US-amerikanischen Fenway Sports Group gehört, würde Wirtz höchstwahrscheinlich zum Rekordtransfer aufsteigen.

Der Wirbel um Wirtz konnte in den vergangenen Monaten jedenfalls größer kaum sein. Ex-Profis rieten ihm zu einem Wechsel ins Ausland, Experten zu einer Unterschrift bei den Bayern, kaum jemand mischte sich nicht ein. Erst am Freitag wünschte sich Rudi Völler, DFB-Sportdirektor und langjähriger Bayer-Manager, dass Wirtz "noch ein Jährchen" in Leverkusen dranhängt.

Liverpool-Ausflug als Wende?

Im Rückblick erscheint dieser Wunsch gar nicht so unrealistisch. Denn erst hatte der Jungstar angeblich in Leverkusen vor einer Verlängerung gestanden. Dann kämpften plötzlich neben den Münchnern auch Real Madrid, wo Bayers scheidender Coach Xabi Alonso künftig trainiert, oder Manchester City und Starcoach Pep Guardiola um ihn. Schließlich hieß es, Wirtz wolle "nur" nach München wechseln.

Rund um die Duelle mit Leverkusen im Frühjahr hatten die Bayern-Granden den Flirt mit Wirtz intensiviert. Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge schwärmten derart offensiv in der Öffentlichkeit, dass Bayer-Boss Fernando Carro über die "Show" der Münchner schimpfte.

All das geschah jedoch vor dem Trip der Familie Wirtz nach Liverpool, der zu einer weiteren Wendung geführt haben soll. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sei der Junior derart begeistert gewesen, dass seine Entscheidung für den Ex-Klub von Jürgen Klopp zeitnah nach dem Besuch in der Vorwoche getroffen worden sei. Für Hoeneß und Co. wäre es eine bittere Schlappe.

"Es reizt mich auf jeden Fall, auch irgendwann meine Komfortzone zu verlassen und etwas Neues zu erleben", hatte Wirtz kürzlich der Sports Illustrated gesagt: "Ich kenne die Fußballkabinen gut genug und bin überzeugt, dass ich überall schnell Anschluss finden würde." Für seine weitere Karriereplanung sei "die sportliche Perspektive viel entscheidender als das Geld". Er glaube, "dass meine Eltern sauer werden würden, wenn ich zu sehr aufs Geld fixiert wäre".

Zunächst einmal reist Wirtz aber ohnehin für das Final Four der Nations League zum DFB-Team. Und die Bayern? Immerhin haben sie sich Medienberichten zufolge mit Leverkusens Abwehrchef Jonathan Tah geeinigt. Laut Bild erhält der 35-malige Nationalspieler einen Vierjahresvertrag.