Trainer, Spieler, Sportdirektor: Überall Baustellen bei Borussia Mönchengladbach

Eugen Polanski ist vorerst weiter Interimstrainer.
Eugen Polanski ist vorerst weiter Interimstrainer.ČTK / imago sportfotodienst / Kirchner-Media/Thomas Haesler

Vor dem verwaisten Parkplatz für den Sportdirektor flatterte nach dem nächsten Knall bei Borussia Mönchengladbach ein rot-weiß-rotes-Absperrband im Wind. Seit Wochen wird am Stadion des Bundesliga-Schlusslichts gewerkelt, die Szenerie am Mittwoch passte daher gut ins aktuelle Bild. Denn Baustellen gibt es nach dem Abschied von Roland Virkus genug für die verbliebene Führungsriege des Krisenklubs.

Erstmals seit zehn Jahren steht die Borussia auf dem 18. Tabellenplatz, binnen zwei Wochen verabschiedeten sich erst Trainer Gerardo Seoane und dann Virkus. Der angeschlagene Verein müsse sich "für die zukünftige Ausrichtung im sportlichen Bereich anders aufstellen", sagte Präsident Rainer Bonhof, darin seien sich die Gremien einig.

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Die Frage ist nur: wie genau? Eugen Polanski, so viel steht seit dem Virkus-Aus fest, wird "Bis-auf-Weiteres-Trainer" bleiben und auch am Sonntag im wichtigen Heimspiel gegen den SC Freiburg (19.30 Uhr/DAZN) auf der Bank sitzen. Neben Polanski bleibt dagegen ein Platz frei. "Wir werden jetzt in Ruhe mögliche Kandidaten durchgehen", sagte Bonhof der Bild zur Virkus-Nachfolge.

Wer übernimmt Virkus-Nachfolge?

Namen werden genügend gehandelt. Das gilt vor allem für Nils-Ole Book, der die SV Elversberg von der Regionalliga bis in die Relegation zur Bundesliga geführt hatte und dessen Name seit Wochen durch den Borussia-Park geistert. Auch Marinko Jurendic, der Ende Mai den FC Augsburg verlassen musste, ist offenbar ein Thema. Und dann sind da noch die üblichen Verdächtigen, von Jonas Boldt über Fredi Bobic bis Alexander Rosen.

Einen Glücksgriff wie Max Eberl könnte die Borussia nun gut gebrauchen. Der heutige Bayern-Sportvorstand war 2008 vom Nachwuchsdirektor zum Sportlichen Leiter befördert worden – so wie Virkus nach Eberls Abschied im Jahr 2022.

Der heutige Nachwuchschef heißt Mirko Sandmöller und käme zumindest für einen Übergang infrage. Eine feste Lösung sollte dennoch schnell her, schließlich muss für den drohenden Abstiegskampf das wichtige Winter-Transferfenster vorbereitet werden.

Das Heft des Handelns liegt nun in der Hand von Bonhof, dem übrigen Präsidium um Ex-NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Uwe Kamps und Roger Brandts sowie Finanzboss Stefan Stegemann.

"Nägel mit Köpfen"

"Gladbach muss jetzt Nägel mit Köpfen machen, und zwar schnell, aber vor allem muss die Entscheidung eine Gute sein", sagte der Ex-Borusse Lothar Matthäus am Mittwoch bei Sky Sport. Gefordert ist aber vor allem auch die Mannschaft, das jüngste 4:6 gegen Eintracht Frankfurt ließ sämtliche Alarmglocken schrillen.

Was also macht Hoffnung? Vielleicht der Blick zurück: Als die Borussia im September 2015 ebenfalls nach fünf Spieltagen letztmals Letzter war, ging Trainer Lucien Favre und es kam André Schubert. Es folgten sechs Siege in Folge und am Ende der Saison die Qualifikation für die Champions League. Das Problem: An eine ähnliche Aufholjagd glauben in Gladbach derzeit nicht einmal die kühnsten Optimisten.