Der Fall landet nach dem erfolgten Einspruch zunächst beim DFB-Sportgericht. Die Szene vor dem Union-Block hatte sich in der Nachspielzeit abgespielt, die Begegnung war nach dem Vorfall fast eine halbe Stunde lang unterbrochen, ehe sie mit einem "Nichtangriffspakt" zu Ende geführt wurde.
Ob jemand - in diesem Fall Drewes - "verletzt, schwer verletzt, ohnmächtig oder sonst was" gewesen sei, dürfe bei der Beurteilung des Geschehens nicht der Maßstab sein, forderte Kaenzig: "Das Regelwerk ist ganz klar." Es sei "schade" für Berlin, "Union ist eigentlich ein sympathischer Verein. Aber das gehört sich einfach nicht", ergänzte VfL-Stürmer Philipp Hofmann, der sich kurzerhand für die letzten Minuten ins Tor gestellt hatte, weil das Wechselkontingent ausgeschöpft war.
Justiz-Beratung für Hecking
Schiedsrichter Martin Petersen zeigte sich betroffen. "Das ist kein schöner Tag für den Fußball", sagte der 39-Jährige bei Sky. Er werde nun "einen Bericht über den Sachverhalt schreiben", der DFB bescheinigte seinem Schützling auf SID-Anfrage eine fehlerfreie Leistung in dieser kniffligen Situation.
Zum Match-Center: Union Berlin vs. VfL Bochum
Bochum wollte nämlich nicht weiterspielen - und so wurde hinter den Kulissen hitzig diskutiert. "Wir haben uns zusammengesetzt", berichtete Trainer Dieter Hecking, der sich am Telefon sogar von einem Justiziar beraten ließ, über die Entscheidungsfindung in der Schiedsrichterkabine. "Die Empfehlung war", so Unions Sport-Geschäftsführer Horst Heldt, der ebenfalls beteiligt war, "dass wir das zu Ende bringen. Da ist es sportlich selbstverständlich, dass wir nicht gegen neun Mann anrennen."
Bochum nämlich spielte schon ab der 13. Minute in Unterzahl, ging nach der Roten Karte gegen Koji Miyoshi aber durch Ibrahima Sissoko (23.) in Führung. Wieder nur zehn Minuten später sorgte Benedict Hollerbach für den Endstand, doch der wurde schnell zur Nebensache.
Beispiel Mönchengladbach soll als Vorbild dienen
Einen ähnlichen Fall gab es zuletzt am 8. März 2022, damals wurde die Begegnung zwischen Bochum und Borussia Mönchengladbach nach einem Bierbecherwurf eines VfL-Fans auf Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann nach 70 Minuten beim Stand von 0:2 jedoch abgebrochen und hinterher für die Fohlen gewertet.
In jedem Fall wird nun der DFB-Kontrollausschuss ein Ermittlungsverfahren gegen Union einleiten. Von einer Verwarnung über eine hohe Geldstrafe bis hin zu einem Teil- oder Komplettausschluss von Fans ist als Ausgang alles möglich. Der Täter wurde unmittelbar nach Abpfiff bereits von der Polizei ausfindig gemacht, Union hat Anzeige erstattet.