Nach dem Schlusspfiff leerten sich schnell die Ränge, es war seltsam still im Dortmunder Fußballtempel - Begeisterung sieht anders aus und hört sich anders an. "Nichts Spektakuläres", befand Trainer Niko Kovac nach dem wenig unterhaltsamen 2:0 (1:0) der Borussia im Dauerregen gegen die TSG Hoffenheim. Große Freude verspürte auch Julian Brandt nicht, der kritisch feststellte: "Es ist, wenn man ehrlich ist, nicht meine Art und Weise, Fußball zu spielen."
Den achten Sieg in zehn Bundesliga-Heimspielen in Folge ohne Niederlage eingefahren, eine Reaktion auf den schmerzhaften Pokal-K.o. gegen Bayer Leverkusen gezeigt, einen direkten Konkurrenten um einen Champions-League-Platz abgehängt: Eigentlich war es "ein Sonntag, der einem das Gefühl gibt: Es war ein gelungener Tag", sagte Brandt. Doch dann folgte das große Aber. Was der BVB unter Kovac spielerisch bietet, reißt niemanden mit - weder die eigenen Fans noch die Spieler.
Match-Center: Dortmund vs. Hoffenheim
Er würde lieber "mit mehr Ballbesitz und mehr Kontrolle, vielleicht weniger hohen Bällen" spielen, führte Brandt nach seinem 200. Bundesligaspiel für Dortmund aus, man habe sich an das Hoffenheimer Spiel "schon sehr angepasst". Bei seinem "relativ gut herausgespielten" 1:0 (43.) habe man gesehen, dass die Mannschaft mehr drauf habe: "Dementsprechend würde ich meiner Truppe mal unterstellen, dass sie es grundsätzlich kann."
Doch Kovac setzt vor allem auf defensive Stabilität, sieht lieber Sicherheit als Spektakel - und hat damit zumindest ergebnistechnisch Erfolg. Platz drei mit fünf Punkten Polster im Kampf um die Königsklasse, Rang sechs in der Champions League vor dem Heimspiel am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen den FK Bodö/Glimt aus Norwegen mit guten Aussichten auf die direkte Achtelfinal-Qualifikation - abgesehen vom Pokal-Aus ist der BVB überall auf Kurs. Nur schön anzuschauen ist es selten.
Kehl zufrieden mit B-Note
Er wünsche sich, dass "man mal wieder den Ball zirkulieren kann", sagte Brandt, denn: "Am Ende spielen wir Fußball, und wir laufen nicht Fußball." Torhüter Gregor Kobel musste lachen, als er von der Brandt-Rede hörte. "Das ist sicher der nächste Step, dass wir uns noch mehr Torchancen herausarbeiten", sagte der Keeper: "Aber du kannst auch nicht alles auf einmal verlangen."
Das sieht auch Kovac so. "Wir wissen, wie schwer es ist, alles auf einmal unter den Hut zu bekommen", sagte der Trainer: "Dafür braucht es Zeit, braucht es Erfolge." Und ein wenig trotzig fügte er an: "Wenn man gegen Hoffenheim 2:0 gewinnt, braucht man sich nicht zu schämen."
Die Diskussionen um die B-Note nahm Sportdirektor Sebastian Kehl schmunzelnd zur Kenntnis. "Wenn wir die Ergebnisse unser Mitkonkurrenten eingefahren hätten, wäre es bei uns noch deutlich unruhiger", sagte der Ex-Profi, betonte aber auch: "Wir haben einen hohen Anspruch an uns selbst, da muss man auch mit Kritik umgehen, der stellen wir uns. Aber man sollte auch die Dinge, die wir uns in den letzten Monaten erarbeitet haben, berücksichtigen."
Und Brandt wollte nicht zu kritisch klingen. "Manchmal ist es einfach so. Heute war ungemütliches Wetter, vielleicht war es auch ein ungemütliches Spiel", sagte der 29-Jährige grinsend. Damit wollte er das Thema auch beenden: "Wir sind happy mit dem Sieg, ich will da nicht weiter rumbohren."
