Leverkusen schlägt zurück – und will den Bayern "auf den Sack gehen"

Leverkusen-Trainer Xabi Alonso
Leverkusen-Trainer Xabi AlonsoTHOMAS KIENZLE/AFP
Der Last-Minute-Sieg von Leverkusen in Stuttgart weckt Erinnerungen an das Meisterjahr. Der Rückstand auf Bayern schmilzt. Wird das Titelrennen nochmal spannend?

Wie laut es im Hause Wirtz am späten Sonntagabend wurde, lässt sich nur erahnen. Jedenfalls postete der verletzte Topstar von Bayer Leverkusen auf Instagram ein Foto seines Fernsehers, auf dem seine ekstatisch jubelnden Teamkollegen zu sehen sind, dazu schrieb er ein langgezogenes "JAAAAAAAAA!!!!!" – was viel über den vermutlichen Geräuschpegel sagt.

Florian Wirtz war also außer sich vor Freude über das spektakuläre 4:3 (0:1) in letzter Minute – die Werkself schöpft im Meisterschaftskampf plötzlich wieder Hoffnung: Der Rückstand auf Tabellenführer Bayern München beträgt acht Spieltage vor Saisonende statt acht nur noch sechs Punkte.

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Anders als in der Vorwoche, als Leverkusen und München zeitgleich ihre Spiele verloren, nutzte Leverkusen diesmal den Patzer des FC Bayern, der sich am Samstag bei Union Berlin mit einem 1:1 hatte begnügen müssen.

Und nun? Aufholjagd zur Meisterschaft? Angriff auf die Bayern? "Es ist nicht in unserer Hand", sagte Trainer Xabi Alonso, ergänzte aber auch: "Vieles kann passieren." Mittelfeldlenker Robert Andrich sagte: "Was heißt Angriff? Wir haben ja gesagt, dass wir ihnen bis zum Ende einfach auf die Nerven gehen wollen. Wir wollen ihnen bis zum Ende auf den Sack gehen."

Last-Minute-Wahnsinn

Nach dem Last-Minute-Erfolg bei Vizemeister VfB Stuttgart kamen jedenfalls sofort Erinnerungen an das furiose Meisterstück im Vorjahr auf. Allzu oft hatten die damals Unbesiegbaren in den letzten Sekunden noch zugeschlagen und auch dank dieser Monster-Mentalität eine historische Spielzeit mit der Meisterschale gekrönt. Wiederholt sich die Geschichte nun in der Endphase der Folgesaison?

Lange hatte es in Stuttgart so ausgesehen, als würde die Werkself nach dem bitteren Ausscheiden in der Champions League gegen die Bayern ihre vierte Pflichtspielniederlage in Folge verdauen müssen. Ermedin Demirovic (15.), Nick Woltemade (48.) und ein Eigentor von Granit Xhaka (62.) hatten Bayer ins Hintertreffen geraten lassen.

Doch Jeremie Frimpong (56.), Piero Hincapie (68.), ein Eigentor von Angelo Stiller (88.) sowie der Lucky Punch durch Patrik Schick (90.+4) sorgten für das nicht mehr für möglich gehaltene Comeback.

Meister-Spirit feiert Comeback

"Wir haben uns nicht aufgegeben, wir haben bis zum Ende irgendwie dran geglaubt", beschrieb Abwehrchef Jonathan Tah die Aufholjagd im typischen Leverkusen-Style. "Vielleicht brauchst du manchmal genau solche Siege, um zu zeigen, dass der Spirit immer noch da ist."

Der Meister-Spirit etwa? Der liegt auf einmal wieder verdächtig in der Luft. Acht Spieltage bleiben Bayer, das Anfang April im Halbfinale des DFB-Pokals auf Drittligist Arminia Bielefeld trifft, während sich die Bayern wenige Tage später im Viertelfinale der Champions League mit Inter Mailand messen. Vorteil Leverkusen?

Ein Anfang ist gemacht. Nun ist Länderspielpause, zum Auftakt des 27. Spieltags trifft Leverkusen in zwei Wochen dann am Freitagabend auf den VfL Bochum. Siegt Bayer, wären es zumindest vorübergehend nur noch drei Punkte auf die Bayern.

Patrik Schick (M.) erzielte beim 4:3-Erfolg in Stuttgart das entscheidende Tor
Patrik Schick (M.) erzielte beim 4:3-Erfolg in Stuttgart das entscheidende TorTHOMAS KIENZLE/AFP