Keven Schlotterbeck behauptet von sich, dass "ich immer die Wahrheit sage". Insofern war es bemerkenswert, dass der Verteidiger des FC Augsburg nach dem erlösenden Erfolg im ersten Spiel ohne Sandro Wagner betonte: "Diesen Sieg haben wir uns in den vergangenen Wochen und Monaten erarbeitet." Also unter dem bisherigen Trainer. Der ist nun nicht mehr da, Schlotterbeck aber versicherte sehr überzeugend: "Es war für uns alle eine Niederlage, dass Sandro gegangen ist."
War die Mannschaft überfordert?
Ja, vielleicht sei es für den ein oder anderen "zu viel" gewesen, was Wagner verlangt habe, räumte der zum ersten Mal zum Kapitän berufene Schlotterbeck ein. Gut also, dass Interimstrainer Manuel Baum vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen erst mal nur vorgab: "Keep it simple." Und siehe da: Beim überzeugenden 2:0 (2:0) gegen eine allerdings auch ziemlich schlappe Werkself reichten großer Einsatz in der Defensive und ein schnörkelloses Spiel nach vorne schon zum Sieg.
Wagner sollte den FC Augsburg in eine aufregende Zukunft führen. Im ersten Spiel unter Baum, der von Dezember 2016 bis April 2019 schon einmal Trainer bei den bayerischen Schwaben war, zeigte sich nun: Ein Schritt zurück in die Vergangenheit kann auf dem Weg in die Zukunft so verkehrt nicht sein. Baum hatte ja auch nicht viel Zeit, also besann er sich und die Mannschaft auf die wesentlichen Dinge. Das gelang so gut, dass er gerührt feststellte, die Spieler seien "plötzlich in einen Flow gekommen".
Baum nur bis zu Jahresende auf der Bank
Beim Blick auf die Tabelle müssen den Augsburgern, für die Dimitrios Giannoulis (6.) und der Dauerläufer Anton Kade (28.) trafen, ein paar Steine vom Herzen gefallen sein - auch die direkte Konkurrenz punktete. Von der Tabelle war allerdings erst mal nicht die Rede, eher schon ging es im die Frage: Wer wird auf Baum folgen. Der "Leiter Entwicklung & Fußball-Innovation" will lediglich bis Weihnachten Trainer bleiben und dann auf seinen bisherigen Posten zurückkehren.
"Wir sind nicht planlos", betonte Sportdirektor Benjamin Weber. Klar sei allerdings auch, versicherte Geschäftsführer Michael Ströll: Der Weg, der mit Wagner begonnen wurde, soll fortgesetzt werden. Das heißt: mutiger und aktiver Spielstil, der eigenen Jugend eine Chance. "Wir suchen einen Trainer", sagte Ströll bei Sky, "der die Kabine gut führen und eine Mannschaft gut einstellen kann und inhaltlich auf dem Platz gut ist." Klingt nach einem Trainer wie Wagner - der einfach nur so einfach spielen lassen müsste, wie Baum.
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