"Brutales Endspiel": Bochums letzte Chance auf den Klassenerhalt in Heidenheim

Aktualisiert
Tom Krauß und der VfL Bochum wollen den letzten Bundesliga-Strohhalm in Heidenheim ergreifen.
Tom Krauß und der VfL Bochum wollen den letzten Bundesliga-Strohhalm in Heidenheim ergreifen.MALTE OSSOWSKI/SVEN SIMON/dpa Picture-Alliance via AFP
Mehr als 3000 Fans feuerten den VfL Bochum schon am Tag vor dem Endspiel enthusiastisch an. "Immer vorwärts VfL Bochum" prangte auf einem Banner vor der Ostkurve, lautstarke "VfL"-Rufe begleiteten das Team, das beim Training im Ruhrstadion die Unterstützung aufsaugte. Mittendrin: Trainer Dieter Hecking, dem die Abstiegssorgen anzumerken sind.

Dünnhäutig reagierte er jüngst auf die Journalistenfragen ("Schreibt bitte, Herr Hecking stellt die Qualitätsfrage"), auch der Begriff "Scheiße" fiel bisweilen - er beschreibt die Lage treffend: Verliert der VfL am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) beim 1. FC Heidenheim, dann ist der siebte Abstieg aus der Fußball-Bundesliga besiegelt.

"Ich benutze das Wort 'scheißegal' zu häufig, das merke ich auch", schmunzelte ein gut gelaunter Hecking am Donnerstag: "Die Vorfreude auf dieses Endspiel ist riesig. Als ich hier angefangen habe, hat niemand damit gerechnet, dass wir diese Chance noch bekommen."

Als "brutales Endspiel" bezeichnete Tom Krauß den Abstiegskracher (Freitag ab 20:30 Uhr live bei DAZN und in der Flashscore-Audioreportage), den sich der VfL selbst eingebrockt hat: Nach einem Punkt aus den vergangenen sechs Spielen liegen die Nerven blank. Doch gibt es noch eine berechtige (Rest-)Hoffnung auf den Klassenerhalt: Durch einen Sieg beim Tabellen-16. Heidenheim (25 Punkte) würde das Schlusslicht (21) den Dreikampf im Keller mit Holstein Kiel (22) nochmal richtig anheizen.

Aufgegeben jedenfalls hat "anne Castroper" noch niemand: Die leidensfähigen Fans riefen zum Besuch des öffentlichen Trainings am Mai-Feiertag auf. Zudem ist das Urteil rund um das "Skandalspiel von Köpenick" - und damit die zwei Zähler, die den VfL überhaupt noch am Leben halten - endgültig bestätigt.

Weitere Hoffnungsschimmer sind rar. Die schlechteste Abwehr, die zweitschlechteste Offensive, das schlechteste Auswärtsteam - die Mängelliste ließe sich beliebig fortführen, ein Abstieg wäre verdient. Und doch schützte Hecking demonstrativ sein Team: "Diese Mannschaft lebt, diese Mannschaft war mausetot."

Er stellt damit das Positive in den Vordergrund und drückt dieselben Knöpfe wie Frank Schmidt. Denn der FCH-Coach betonte, dass "der Kampf um den Klassenerhalt für uns Lust und nicht Last" sei: "Negative Dinge dürfen nicht so nah an uns heran."

Heidenheim mit großer Fan-Unterstützung

Wie die drei Pleiten vor dem Sieg am Freitag beim VfB Stuttgart, der Rückenwind gibt. Ein Erfolg über den VfL "wäre ein Riesenschritt, um den Relegationsplatz zu erreichen", sagte Schmidt: "Das ist unser Antrieb."

Angetrieben worden waren die Heidenheimer beim VfB von 6000 Auswärtsfans, der Verein zieht in seinem ersten Bundesliga-Abstiegskampf sämtliche Register: "Alle in Rot" ist das Motto für Freitag, die entsprechenden Trikots werden im Fanshop fast verschenkt.

Und die Mannschaft? Die müsse selbstverständlich wissen, "wie sie taktisch spielen muss. Aber in dieser Phase geht es umso mehr um den Kopf, um Emotionen, Zweikämpfe", sagte Schmidt, der zuletzt 2018 einen Sieg gegen den VfL gefeiert hatte. Bochum hofft, dass das so bleibt.

Zum Match-Center: 1. FC Heidenheim vs. VfL Bochum

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Heidenheim: Müller - Mainka, Gimber, Siersleben - Traoré, Schöppner, Krätzig - Busch, Beck, - Honsak, Pieringer. - Trainer: Schmidt

Bochum: Horn - Oermann, Medic, Bernardo - Passlack, Sissoko, Wittek - Bero, Krauß - Boadu, Hofmann. - Trainer: Hecking

Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)