"Akt der Verzweiflung"? Der FC Bayern ist am Deadline Day noch auf der Suche

Max Eberl muss für die Bayern am Deadline Day kreativ werden.
Max Eberl muss für die Bayern am Deadline Day kreativ werden.MICHAELA STACHE / AFP
Früher, sagte Uli Hoeneß erst vor zwei Jahren, "haben wir über diesen Deadline Day gelacht. Von Ausnahmefällen abgesehen, sollten wir in Zukunft am letzten Transfertag nicht mehr mitten im Geschehen sein." Doch auch 2025 herrschte beim FC Bayern bis zum Schließen des Transferfensters am Montagabend um 20.00 Uhr hektische Betriebsamkeit, um den dünn besetzten Kader doch noch zu verstärken.

Als "Last-Minute-Kandidaten" galten im Endspurt Nicolas Jackson vom FC Chelsea, Ademola Lookman von Atalanta Bergamo und Randal Kolo Muani von Paris Saint-Germain. Der ebenfalls gehandelte Leipziger Lois Openda war da schon wieder aus dem Rennen und mit Juventus Turin einig. Der kicker nannte die Bemühungen der Münchner am Montag einen "Akt der Verzweiflung".

Leihen statt kaufen lautete die klare Vorgabe des mächtigen Münchner Aufsichtsrates an Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund. Dies erschwerte die geplanten Ergänzungen enorm - wie etwa der Fall Christopher Nkunku zeigte, den Chelsea nur verkaufen wollte und der schließlich bei der AC Mailand landete.

Für den stolzen Rekordmeister war es ein dürftiger Transfersommer. Längst haben die steinreichen Klubs aus der englischen Premier League den Bayern den Rang abgelaufen. "Wenn der FC Bayern gerufen hat, sind wir gekommen. Diesen Status haben sie verloren", sagte der frühere Europameister Thomas Helmer nach dem jüngsten 3:2 beim FC Augsburg im BR.

Der FC Bayern rief in den vergangenen Wochen viele Stars - doch die Wunschspieler für die Offensive entschieden sich allesamt anders. Florian Wirtz bevorzugte den FC Liverpool, der bis zu 150 Millionen Euro für den Zauberfuß zahlte. Nico Williams blieb bei Athletic Bilbao. Und auch die Transferposse um Nick Woltemade vom VfB Stuttgart endete zu Ungunsten der Bayern: Der Jungstar wechselte für bis zu 90 Millionen zu Newcastle United.

Diaz als Bayerns einziger Großeinkauf bisher

Man werde, betonte Eberl am Wochenende, jetzt eben "die Netzwerke und Kontakte noch mal aufrollen und schauen, was möglich ist". Dabei gelte es aber, "nicht wild zu werden und Aktionismus zu betreiben". Denn, das stellten Eberl und Freund in den vergangenen Wochen immer wieder klar: Mit dem Kader seien sie "sehr glücklich. Wir sind so gut aufgestellt, international um Titel zu spielen." Zumal der FC Bayern laut Eberl "schon viel hat umsetzen können von dem, was wir umsetzen wollten".

So kam Luis Díaz vom FC Liverpool für bis zu 75 Millionen. Zudem wurden Abwehrchef Jonathan Tah und Toptalent Tom Bischof für relativ kleines Geld verpflichtet. Allerdings verloren die Bayern gerade in der Offensive durch die Abgänge von Thomas Müller, Leroy Sané, Kingsley Coman, Mathys Tel und Paul Wanner erheblich an Potenzial. Zudem fehlen derzeit die Langzeitverletzten Jamal Musiala, Alphonso Davies und Hiroki Ito spürbar.

Dies hatte Eberl schon nach dem FCA-Spiel zu einer Klage veranlasst. "Die Jungs müssen mehr oder weniger durchspielen. In bestimmten Situationen kann dann die falsche Entscheidung aufgrund von Müdigkeit getroffen werden." Müde? Nach erst vier Pflichtspielen? Dabei geht die Saison für die Klubs nach der Länderspielpause, wenn auch die Champions League wieder startet, erst so richtig los.

Den Nicht-Nationalspielern gab Trainer Vincent Kompany zur Erholung deshalb ein paar Tage frei. Danach gehe es darum, trotz der bislang vier Siege inklusive Supercup und Pokal "dringend" am Defensivverhalten und der Chancenverwertung zu arbeiten. Ein Problem wollte Kompany aber nicht erkennen: "Es wäre ein Problem, wenn die Qualität fehlt."