1. FC Köln: Zwischen Aufstiegs-Vorfreude und Tim Lemperle

Tim Lemperle (l.) hat mit seinem Ausflug ins Kölner Nachtleben für viel Gesprächsstoff gesorgt
Tim Lemperle (l.) hat mit seinem Ausflug ins Kölner Nachtleben für viel Gesprächsstoff gesorgtČTK / imago sportfotodienst / BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl
Der 1. FC Köln steht vor dem vielleicht wichtigsten Spiel seiner jüngeren Vergangenheit - doch zeitgleich ist der Eklat um Stürmer Tim Lemperle seit Tagen Stadtgespräch.

Der FC ist Köln, und Köln ist der FC, das stimmt eigentlich fast immer. In diesen Tagen allerdings verhält sich der erste Fußballklub ganz anders als der Rest der Stadt. "Ich sage nichts zu Tim Lemperle", das stellte Kapitän Timo Hübers am Geißbockheim mit freundlicher Entschlossenheit klar - ansonsten spricht in Köln aber wirklich alles über den Eklat um den erfolgreichsten Stürmer des Teams.

Vor dem Aufstiegsfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern (Sonntag, 15:30 Uhr/Sky) ist das mehr als ein Störfeuer für die Mannschaft, es ist eine ungeahnte Herausforderung am Ende einer merkwürdigen Saison.

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Eskalation und jede Menge Gerüchte

Tim Lemperle war am Sonntag Opfer eines brutalen Angriffs gewesen, erlitt einen Nasenbeinbruch und weitere Gesichtsverletzungen. Der 23-Jährige selbst war zu diesem Zeitpunkt wohl stark alkoholisiert, über die genauen Abläufe rund um die Attacke kursieren verschiedenste Versionen.

Die Causa Lemperle hat den FC fest im Griff
Die Causa Lemperle hat den FC fest im GriffCHRISTOF KOEPSEL/GETTY IMAGES EUROPE/Getty Images via AFP

Die zahlreichen Kölner Zeitungen berichten täglich, die Anwälte beider Seiten haben sich bereits geäußert. Doch auch auf weniger offiziellen Wegen wabern vermeintliche Informationen durch die Stadt: Via WhatsApp kursieren gleich mehrere "Augenzeugenberichte" vom Partyschiff "Rhein Roxy" in Form von Sprachnachrichten. Aus dem Krankenhaus drangen sensible Informationen. Und sogar ein angebliches Foto aus der Klinik ist in Umlauf.

In dieser Gemengelage sah Kapitän Hübers am Mittwoch die Notwendigkeit für einen Hinweis. "Wir können am Sonntag aufsteigen!", sagte der Abwehrchef nach einer der letzten Trainingseinheiten vor dem großen Spiel: "Daher stellt mir bitte Fragen zum Sportlichen."

Ein Unentschieden reicht

Da immerhin ist die Situation ziemlich klar: Ein Jahr nach dem Abstieg, der erheblich erschwert wurde durch eine Transfersperre, kann der 1. FC Köln tatsächlich wieder in die Bundesliga zurückkehren. Bei einem Remis gegen Kaiserslautern ist es egal, was die Konkurrenz macht, der FC würde aufsteigen. Bei einer Niederlage wären allerdings die Relegation oder gar das komplette Ende der Aufstiegsträume möglich.

In den vergangenen Wochen war die ohnehin wackelige Saison des FC derart ins Wanken geraten, dass der Klub sich genötigt sah, Trainer Gerhard Struber und Sport-Geschäftsführer Christian Keller zu entlassen. Dann kam Friedhelm Funkel, um für Gelassenheit und den nötigen Fokus zu sorgen. Das erste Ergebnis war ein wichtiges 2:1 in Nürnberg, durch die Causa Lemperle war es dann aber erstmal vorbei mit der Ruhe.

Tabellenspitze 2. Bundesliga
Tabellenspitze 2. BundesligaFlashscore

Besonders bemerkenswert ist, dass der Klub einen Einsatz des Spielers am Sonntag nach all der Aufregung zumindest offiziell noch nicht ausschließt. Lemperle trainiere schon wieder leicht individuell, heißt es, es bleibe abzuwarten, ob er einsatzfähig sein werde, wird Funkel im Kölner Stadt-Anzeiger zitiert: "Sollte dies der Fall sein, fällt es in meine Befugnis, darüber zu entscheiden, ob er dann auch spielt."

Aus den verschiedensten Gründen wirkt das maximal unwahrscheinlich, für den Rest der Mannschaft bietet sich aber in jedem Fall eine große Chance. "Es war kein schönes Abstiegsjahr, viele haben trotzdem gesagt: Wir bleiben hier", erinnert sich Hübers: "Wenn am Ende dann der Aufstieg gelingt, dann können wir uns alle einmal dick anlächeln."