"Allein schon der Weg zu dieser EURO wird dazu führen, dass viele Mädchen und junge Frauen hoffentlich den Weg in die Vereine finden, dass das wirklich eine Welle auslöst, was Frauen- und Mädchenfußball in Deutschland betrifft", sagte Neuendorf bei seinem zuversichtlichen Blick in die Zukunft: "Wir haben hier noch mehr Potenzial. Und mit der EURO können wir das sicherlich weiter heben."
Konkret erhofft sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) durch die EM-Vergabe ein höheres Tempo bei der Professionalisierung der Bundesliga. "Das wird uns auf allen Ebenen helfen, die Dinge nochmal mit mehr Wucht anzuschieben. Wir wissen von allen Sportarten, wie wichtig ein Leuchtturm wie ein Heimturnier ist", sagte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer. Die EURO werde "in vielen Bereichen zusätzlichen Schub geben".
Popp: "Brauchen genau so ein Turnier"
Die nächste Stufe soll bereits am kommenden Mittwoch mit der Gründung der "Frauen-DFL" gezündet werden. Die Vertreter der 14 Bundesliga-Klubs treffen sich am DFB-Campus in Frankfurt, um einen eigenen Ligaverband ins Leben zu rufen und eine Präsidentin zu wählen. Der Ligaverband und der DFB werden jeweils 50 Prozent der Anteile an der "Frauen-Bundesliga Gesellschaft" halten. Die gemeinsame Organisation soll die Vermarktung der Liga auf eine neues Niveau bringen.
Der DFB will 100 Millionen Euro in die angestrebte Professionalisierung investieren. Das Geld wird schrittweise innerhalb von acht Jahren in die Liga gepumpt. "Das ist ein starkes und mutiges Signal, welches aus meiner Sicht dringend geboten ist", sagte Neuendorf: "Die Weichen werden jetzt gestellt." Noch mehr als der Verband sollen die Klubs leisten: Mehrere Hundert Millionen Euro wollen die Vereine in das Personal und die Infrastruktur investieren.
Die frühere DFB-Kapitänin Alexandra Popp glaubt fest an die Signalwirkung der EM-Vergabe hinsichtlich der angestrebten Weiterentwicklung. "Wir sind ja schon dabei, die Bundesliga peu à peu infrastrukturell und teilweise von den Gehältern zu professionalisieren. Deswegen brauchen wir genau so ein Turnier", betonte die 34-Jährige. Man wolle zeigen, "dass es im Frauenfußball auch wirklich möglich ist, etwas zu entwickeln, dass er Menschen begeistert und motiviert".
Ähnlich sehen es die Klubverantwortlichen. "Ein EM-Turnier im eigenen Land kann unglaublich viel bewegen: mehr Sichtbarkeit, mehr Begeisterung, mehr Chancen für die nächste Generation", sagte Frauenchefin Viola Odebrecht von RB Leipzig. Auch Vorstandsboss Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt glaubt an "einen großen Schub für den Mädchen- und Frauenfußball" durch die EURO.
Die Vereine bauen darauf, dass Uli Hoeneß nicht Recht behält. Der Ehrenpräsident von Bayern München hatte zuletzt behauptet, dass sich mit Frauenfußball in Deutschland kein Geld verdienen lässt. So gesehen vereint der Ansporn, Hoeneß zu widerlegen, den Rest der Liga - also alles wie bei den Männern.
