Alle Jahre wieder. Wenn die heiße Phase der Darts-WM startet, sind die Deutschen wie so oft nur noch Zuschauer. Eine Rekordzahl von acht Spielern hatte sich qualifiziert, vier waren in die dritte Runde eingezogen.
Aber schon sind wieder alle Träume zerplatzt. Bereits das Achtelfinale steigt ohne deutsche Beteiligung. Martin Schindler, Gabriel Clemens und Co. verfolgen den Kampf um die Sid Waddell Trophy bloß vor dem Fernseher.
Im Alexandra Palace hingen die Trauben erneut zu hoch, nicht einmal ein deutscher WM-Rekord reichte aus. "Ein Land wie Deutschland sollte mehr Spieler auf Topniveau haben", sagte Michael van Gerwen, einer der Stars der Szene, nach seinem mühelosen 4:1 gegen Debütant Arno Merk: "Es war ein Klassenunterschied. Ich hätte noch mehr bringen können, wenn ich gemusst hätte." Tipps? "Sie sollten öfter mit mir trainieren", sagte der Niederländer flapsig: "Sie müssen konstanter werden."

Clemens kann "nocht mit jedem mithalten"
Dabei schieden die Deutschen auf höchst unterschiedliche Art und Weise aus. Während der Weltranglisten-13. Schindler als großer Hoffnungsträger eine krachende Niederlage kassierte, lief der über die Saison schwächelnde Clemens in Runde drei gegen Luke Humphries zur Höchstform auf.
Doch auch der erste Average von über 100 Punkten eines Deutschen bei einer WM reichte gegen den Weltranglistenzweiten nicht. Wie Ricardo Pietreczko und Merk musste der "German Giant" die Heimreise antreten.

"Das Einzige, was ich mitnehmen kann, ist, dass ich immer noch mit jedem auf der Welt mithalten kann", sagte Clemens trotzig bei DAZN. Sein sensationeller Lauf bis ins Halbfinale der WM 2023 bleibt weiter mit Abstand der größte Erfolg eines deutschen Dartsspielers im Londoner Alexandra Palace.
Abgesehen davon gab es lediglich eine weitere Achtelfinal-Teilnahme des Saarländers im Jahr 2021, im Vorjahr stand Pietreczko unter den besten 16.
Frust bei Martin Schindler
Und sonst? War immer spätestens in Runde drei für die letzten Deutschen Schluss. "Es war schon eine Chance", ärgerte sich Schindler nach seinem überraschenden 0:4 gegen Ryan Searle. Vor allem der Strausberger hatte nach einem starken Jahr Hoffnungen auf einen tiefen Lauf geschürt.

Der Turnierbaum meinte es gut mit ihm. Doch wie so oft bei großen Turnieren fällt es nicht nur Schindler schwer, die eigene Topleistung abzurufen.
Der Darts-Boom in Deutschland – erst im November hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ein starkes Mitgliederwachstum von 59 Prozent vermeldet – ist in der Spitze noch kaum spürbar. "Die Breite in Deutschland ist unheimlich stark geworden. Die jungen Spieler sind schon richtig gut", urteilte Merk nach seinem Aus. Es sei entsprechend eine Frage der Zeit, bis sich dies auch in der heißen Phase einer Weltmeisterschaft zeige.
