Biathlon: Dominator Bö tritt zurück - "Mit einem Paukenschlag abschließen"

Aktualisiert
Dominator Bö gewann bei Olympia bislang fünfmal Gold und 20 WM-Titel.
Dominator Bö gewann bei Olympia bislang fünfmal Gold und 20 WM-Titel.ČTK / Svoboda Jaroslav
Biathlon-König Johannes Thingnes Bö tritt am Saisonende ab. Die Familie hat Vorrang vor Olympia.

"König" Johannes Thingnes Bö wischte sich immer wieder die Tränen aus den Augen. Seine Stimme stockte mehrmals, als er in Ruhpolding emotional seinen Rücktritt zum Saisonende ankündigte. "Jetzt ist es an der Zeit, meine Familie in den Vordergrund zu stellen", sagte der Superstar der vergangenen Jahre - und weinte.

Familie rückt nun in den Vordergrund

Eigentlich habe er noch bis zu Olympia im kommenden Jahr in Italien weitermachen wollen, "aber die Teilnahme an den Olympischen Spielen verlangt mir noch mehr ab, auch von meinem Umfeld", begründete der 31 Jahre alte Norweger seinen überraschenden Schritt.

Die Zeit im Biathlon-Zirkus sei "fantastisch, aber auch eine Herausforderung" gewesen und es habe "sehr viel Kraft gekostet, die Nummer eins zu sein", ergänzte er im rappelvollen Presseraum der Chiemgau Arena, wo der König Hof hielt.

Er habe 2022 erstmals gefühlt, "dass ich eine Pause brauche". Und nun reiche es eben "nicht mehr, um noch ein Jahr weiterzumachen". Mit Familie - Bö hat mit Ehefrau Hedda die Kinder Gustav und Sofia - trete "vieles in den Hintergrund", betonte Bö sichtlich ergriffen.

Für seine Abschiedstournee, die am Sonntag (12.30 Uhr/ARD und Eurosport) mit dem Massenstart beginnt, hatte der Norweger noch einen eindringlichen Wunsch: "Lasst uns die letzten Wettkämpfe gemeinsam genießen." Am heimischen Holmenkollen in Oslo wolle er dann beim Weltcupfinale vom 20. bis 23. März "mit einem Paukenschlag" abtreten.

Chance alleiniger Rekordweltmeister zu werden

Bö dominiert die Szene seit Jahren. Er gewann bei Olympia bislang fünfmal Gold. Mit insgesamt 20 WM-Titeln ist er gemeinsam mit Legende Ole Einar Björndalen Rekordweltmeister. Bei der WM in Lenzerheide (12. bis 23. Februar) kann Bö seinen Landsmann sogar noch überholen. Im Weltcup holte der Norweger bislang 79 Einzelsiege und gewann fünfmal die Gesamtwertung, auch in dieser Saison trägt er wieder das Gelbe Trikot.

"Eine Legende verlässt die Biathlon-Bühne", schrieb der Deutsche Skiverband (DSV) bei Instagram. Bö habe in "einer unglaublichen Karriere neue Maßstäbe gesetzt und den Geist eines großen Sportlers verkörpert". Die Entscheidung zeige, "dass dieser Mensch noch inspirierender ist als der Champion", kommentierte Martin Fourcade den Rücktritt seines einstigen Rivalen und versah die Botschaft mit einer Ziege, dem Zeichen für "GOAT", dem größten aller Zeiten.

Was er nach seiner beeindruckenden Karriere vorhat, ließ Bö noch offen. Er werde seinen Sponsoren treu bleiben, sagte er. Und außerdem habe er seiner Frau auch schon mitgeteilt, dass er trotzdem bei Olympia in Antholz dabei sein werde - "wenn auch nicht als Athlet". Aber, ergänzte er, "vielleicht braucht mich ja die Staffel." Da kam kurzfristig bei Bö das Lächeln zurück.