Ganz so heil ist auch die heile Welt bei McLaren nicht mehr, das wurde zuletzt schon in Singapur klar. Beide Autos krachten gegeneinander, Lando Norris kam dabei deutlich besser weg - und Oscar Piastri zürnte am Funk, "unfair" und "ziemlich beschissen" sei das gelaufen. Der Ton wird rauer beim Weltmeister-Team, und vor dem Großen Preis der USA in Austin (Sonntag, 21.00 Uhr/Sky) ergibt sich in der Formel 1 eine durchaus interessante Gemengelage.
Ist Verstappen der lachende Dritte?
Denn den Konstrukteurstitel hat McLaren nun sicher, an den letzten sechs Rennwochenenden steht damit einzig die Fahrer-Weltmeisterschaft im Fokus. Ausgefahren wird sie zwischen zwei Teamrivalen, und das war in der Königsklasse ja schon immer Nährboden für Misstrauen und Spannungen. Die besondere Würze in diesem Fall: Von ganz hinten galoppiert auch noch der Serien-Weltmeister heran, Max Verstappen ist im Red Bull derzeit deutlich besser unterwegs als beide McLaren.
Das vergrößert die Fallhöhe für Piastri und Norris, dabei geht es ja ohnehin um so viel. Beide kämpfen um ihren jeweils ersten Weltmeister-Titel, und beide wissen nicht, ob sie in ihrer Karriere noch einmal so nah herankommen werden: Im kommenden Jahr greift ein völlig neues Reglement, die Teams starten dann alle bei null.
Duell Piastri gegen Norris: Droht innere und äußere Unruhe?
Die Zeit für egoistische Entscheidungen auf der Rennstrecke ist daher nun gekommen, und das wiederum stellt das McLaren-System auf die Probe: Der Rennstall betont öffentlich immer wieder seine "Papaya-Regeln", die freies Racing aber auch gegenseitige Rücksichtnahme sicherstellen sollen. Allerdings: Bislang wurden diese Regeln nicht wirklich auf die Probe gestellt, das dürfte sich in den Wochen bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi (7. Dezember) ändern.
"Wir müssen uns im Klaren sein, dass es eine schwierige Situation ist", sagt Teamchef Andrea Stella: "Wir wollen als Team Rennen fahren, aber beide Fahrer verfolgen ihre eigenen Ziele." In zahlreichen historischen Teamduellen der Formel 1 litt dadurch zunächst das Vertrauen der Fahrer ineinander, irgendwann dann das Vertrauen der Fahrer ins Team - und genau dieses Feuer wird derzeit eifrig von Experten und Fans geschürt. "Es wirkt, als würde McLaren - aus welchem Grund auch immer - Lando Norris bevorzugen", sagte zuletzt etwa der einstige Weltmeister Mario Andretti. Auch in den sozialen Medien ist das eine durchaus mehrheitsfähige Meinung.
Formel 1 USA 2025: Rückenwind für Red Bull
An diesem Wochenende in Texas setzt sich also ein Nervenspiel fort, in dem auch Verstappen mitmischt. Norris liegt lediglich 22 Punkte hinter Spitzenreiter Piastri, das ist nicht mal ein Rennsieg. Verstappen hat 63 Zähler Rückstand - machte aber allein in den vergangenen drei Rennen 41 Punkte gut. Der McLaren ist längst nicht mehr das herausragende Auto der ersten Saisonhälfte, im Gegenteil: Das Team hat die Entwicklung seit Wochen weitgehend eingestellt, konzentriert sich längst auf die Saison 2026.
Red Bull dagegen bringt noch immer Rennen für Rennen neue Teile ans Auto, Verstappens RB21 ist mittlerweile ebenfalls ein Allrounder. Der Weltmeister hat in diesem Mehrkampf die geringsten Chancen - und irgendwie doch die komfortabelste Position.