Andretti wird 85 - und lebt den American Dream in der Formel 1

Andrettis Traum begann vor 60 Jahren.
Andrettis Traum begann vor 60 Jahren.NEIL HALL / EPA / Profimedia
Mario Andretti atmet seit jeher den Motorsport, am Freitag wird er 85 Jahre alt. Und ganz spät geht für ihn ein Lebenstraum in der Formel 1 in Erfüllung.

In den 60er-Jahren schon, als die Autos noch aussahen wie Torpedos mit Rädern, hatte Mario Andretti eine Idee. Und die war ja durchaus naheliegend: General Motors und die Formel 1, das gehöre zusammen - es blieb allerdings ein Gedanke, und Andretti machte seinen Weg ohne den US-Automobilriesen, wurde später Weltmeister in einem britischen Lotus.

General Motors kommt in die Formel 1

Ein ganzes Leben für den Motorsport hat der Amerikaner seither gelebt, am Freitag wird er 85, und rund um seinen Ehrentag hat Andretti ziemlich gute Laune. Denn der Traum wird mit 60 Jahren Verspätung doch noch wahr: General Motors kommt in die Formel 1, bringt die Marke Cadillac mit, und Andretti ist als Berater dabei. "Es hat eine ganze Weile gedauert, aber jetzt hat alles gepasst", sagt er lächelnd, "ich könnte nicht glücklicher sein, dass ich wieder ein Teil des Ganzen bin."

In diesen Tagen schon ist Andretti ein gefragter Mann in der Formel 1, bei der offiziellen Saisoneröffnung in London schlenderte er kürzlich über den roten Teppich, auch während der Testfahrten in Bahrain wird über das neue Team gesprochen. Dabei ist noch ein wenig Geduld angesagt: Cadillac wird in genau einem Jahr als elfter Rennstall auf die Strecke gehen.

Die Vorbereitungen laufen allerdings längst auf Hochtouren, das war schon vor der offiziellen Zusage der Fall, die Amerikaner gingen ins Risiko. Im englischen Silverstone bezogen sie eine moderne Fabrik, in Köln stellten sie erste Modelle für 2026 in Toyotas Windkanal. "Wir werden bereit sein", sagt Andretti, "jeder hier kennt seine Verantwortung. Die Welt schaut zu, es gibt viel zu verlieren, aber noch mehr zu gewinnen."

Der US-Markt wächst

In der Tat ist diese amerikanischste aller Bewerbungen - GM, Cadillac und Andrettis Motorsport-Unternehmen - eine Chance auch für die Rennserie. Jahrzehntelang war die Formel 1 im Kern eine ziemlich exklusiv europäische Angelegenheit. Unter den amerikanischen Besitzern allerdings wird seit ein paar Jahren der US-Markt erobert, dieser Rennstall ist da die logische Folge.

Schneller Erfolg ist für neue Teams zwar grundsätzlich nicht zu erwarten, das Timing allerdings ist günstig. Schon lange vor der Genehmigung im Herbst 2024 hatten Andretti und Cadillac die Arbeit am Formel-1-Projekt aufgenommen, konnten daher lange Zeit noch ohne den Budgetdeckel der Rennserie arbeiten. Und ab 2026 greift ein komplett neues Reglement, das dürfte für eine Angleichung der Chancen sorgen. "Wenn du an etwas derart Herausforderndem teilnehmen willst, ist das der beste Zeitpunkt", sagt Andretti.

Seine eigene Rolle in dem Projekt will er indes nicht überbewerten, "ich tue, was ich will", sagte Andretti im Gespräch mit Motorsport.com lachend: "Ich werde mich einbringen, wo ich es für nötig halte. Und ich will es genießen." Nach 60 Jahren Wartezeit wirkt das wie ein fairer Deal.