Zwischen Shampoo-Gate und Rekordprämien: Was tut sich beim Equal Pay im Sport?

Das Streben nach gleicher Bezahlung der Geschlechter ist im Sport angekommen.
Das Streben nach gleicher Bezahlung der Geschlechter ist im Sport angekommen.CATHERINE IVILL/Getty Images via AFP
Rund um den Equal Pay Day (Freitag) und den Weltfrauentag (Samstag) ist der "Gender Pay Gap" auch im Sport wieder ein viel diskutiertes Thema. Wo herrscht Unmut, wo geht es voran? Flashscore gibt einen Überblick über die Situation in ausgewählten Sportarten.

FUSSBALL: Dänemarks Männer-Nationalteam verzichtete zuletzt auf eine Prämienerhöhung, dafür bekommen die Frauen um Pernille Harder nun unter anderem die gleichen Gelder für Heimsiege. Und hierzulande? Für die EM im Sommer hat der DFB dem Frauen-Nationalteam bei der Prämie eine "signifikante" Steigerung versprochen. 2022 hätte es beim Titelgewinn 60.000 Euro pro Kopf gegeben. Zum Vergleich: Bei der jüngsten Männer-EM lag diese Prämie bei 400.000 Euro. DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig verweist auf die Abhängigkeit von "Erlösen, die erzielt werden".

Bei der anstehenden Frauen-EM wird ein Rekordpreisgeld von 41 Millionen Euro ausgeschüttet. In den Bundesliga-Vereinen sind die Frauen trotz Fortschritten Lichtjahre von Joshua Kimmich und Co. entfernt: Eine Spielerin erhielt 2023/2024 im Schnitt ein monatliches Grundgehalt von rund 4000 Euro.

HANDBALL: Andreas Michelmann sprach von einem "überfälligen Schritt", als der Deutsche Handballbund im vergangenen Monat einen vermeintlich kleinen, aber bedeutsamen Schritt auf dem Weg zu Equal Pay verkündete. Seit diesem Jahr erhalten Frauen und Männer im DHB-Trikot dieselben Tagegelder. "Ich bin froh, dass wir diesen im Jahr der Heim-Weltmeisterschaft endlich gegangen sind", sagte DHB-Präsident Michelmann.

Xenia Smits bezeichnete die Angleichung der Sätze, die abhängig von der Länderspielerfahrung zwischen 65 und 260 Euro pro Tag liegen, nicht nur als "eine Wertschätzung für gleichen Einsatz", sagte die Handballerin des Jahres 2024: "Weitaus wichtiger als der Betrag ist die symbolische Kraft, denn Sport ist wertvoll – egal, ob Frauen oder Männer aktiv sind."

Weiter Weg im Radsport

RADSPORT: Auch im Radsport tut sich etwas, allerdings auf kleinerem Niveau. Die niederländische Equipe Picnic PostNL zahlt in ihren Teams seit dem vergangenem Jahr das selbe Mindestgehalt, was vor allem den weiblichen Fahrerinnen zugutekommt.

Bei den Preisgeldern bei Rennen geht die Schere allerdings noch weit auseinander. Zwar haben die Frauen seit 2022 ihre eigene Tour de France, die Prämien beliefen sich im vergangenen Jahr jedoch auf lediglich 250.000 Euro. Im Vergleich zu den Männern, bei denen während der Frankreich-Rundfahrt das Zehnfache davon ausgeschüttet wird, noch immer deutlich weniger. Tadej Pogacar erhielt für seinen Gesamtsieg allein 500.000 Euro - und damit das Doppelte des Gesamtpreisgelds der Frauen.

SKISPRINGEN: Im Skispringen hat sich zuletzt viel getan, die Frauen haben deutlich mehr Wettkämpfe erhalten, dürfen am Skifliegen teilnehmen, werden regelmäßig live im deutschen Fernsehen gezeigt. Finanziell hängen die Springerinnen aber zum Teil noch weit hinter den Springern zurück. Beim Raw Air Tournament in Norwegen wurde 2024 das Preisgeld angeglichen (je 40.000 Euro für Sieger und Siegerin), ansonsten kassieren die Männer im Weltcup deutlich mehr: 10.000 Franken für einen Sieg gegenüber 3000 bei den Frauen.

Auf einen krassen Unterschied machte die deutsche Topspringerin Selina Freitag zuletzt in Garmisch-Partenkirchen aufmerksam: "Bei den Männern gibt es für einen Sieg in der Qualifikation 3000 Franken. Ich habe hier einen Beutel mit Duschgel, Shampoo und vier Handtüchern bekommen."

WTA will Vorreiterrolle übernehmen

TENNIS: Profitennis bleibt für Sportlerinnen grundsätzlich ein vergleichsweise lukratives Geschäft. Polens fünfmalige Grand-Slam-Siegerin Iga Swiatek war nämlich laut Forbes-Magazin die weltweit bestbezahlte Athletin des Jahres 2024. Doch der Blick auf die illustre Liste zeigt: Mit ihren 23 Millionen Euro Verdienst liegt Swiatek sogar außerhalb der Gesamt-Top 50.

Die Bestrebungen um mehr Geschlechtergerechtigkeit sind aber nicht zu übersehen: Bei den vier Major-Turnieren gibt es gleiche Preisgelder für Frauen und Männer. Finanziert durch das umstrittene Engagement von Saudi-Arabien wurde zudem das Preisgeld beim WTA-Jahresfinale 2024 in Riad auf 15,25 Millionen Dollar und damit auf das Niveau des ATP-Pendants für die Männer-Elite angehoben.