Wundertüte Weidle-Winkelmann: Nur ja "nicht verkopfen"

DSV-Läuferin Kira Weidle-Winkelmann
DSV-Läuferin Kira Weidle-WinkelmannJENS BUTTNER / DPA / dpa Picture-Alliance via AFP / Profimedia
Gelingt Kira Weidle-Winkelmann ein WM-Coup wie vor vier Jahren? Zu den Medaillenanwärterinnen gehört sie jedenfalls auch diesmal nicht.

Kira Weidle-Winkelmann setzte sich unter dem strahlend blauen Himmel über dem Zwölferkogel erst mal eine große Sonnenbrille auf. "Ich kann", sagte sie dann zu ihren Chancen bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm, "relativ entspannt rangehen, weil ich nicht in einer Favoritenrolle bin, sondern in Angriffsposition. Ich weiß, dass ich schnell sein kann."

Bei den ersten beiden Trainingsläufen für die Abfahrt am Samstag zeigte Weidle-Winkelmann das freilich noch nicht: einmal Rang 28, einmal Rang 16. Folglich sagte sie: "Es gibt noch Potenzial. Fokussiert bleiben, entspannt bleiben, auch wenn jetzt die Trainings nicht ganz nach Wunsch verlaufen sind."

Ein unerfülltes Versprechen

Tatsächlich ist Weidle-Winkelmann schon mit mäßigen Resultaten aus dem Weltcup angereist. Tatsächlich aber erinnert ihre Situation auch deshalb an die WM 2021 in Cortina d'Ampezzo. Zwei fünfte Plätze waren in jener Saison ihre beste Referenz gewesen, nichts, was auf Großtaten schließen ließ.

Umso verblüffender dann, dass sie Silber gewann. Und umso größer die Hoffnung, dass dies zugleich ein Versprechen für die Zukunft sein würde. Jedoch: Die Hoffnung trog.

Seit jenem Tag auf der Tofana, auf der im kommenden Jahr auch die olympischen Rennen stattfinden, ist die mittlerweile 26-Jährige ein unerfülltes Versprechen.

Nur viermal fuhr sie danach noch auf das Podest, jeweils in der Abfahrt, jeweils im Weltcup, nicht bei der WM 2023, nicht bei Olympia 2022, wo sie unglückliche Vierte wurde. Für den Super-G am Donnerstag und die Abfahrt am Samstag (jeweils 11:30 Uhr/ORF, ARD und Eurosport) macht das nur wenig Hoffnung.

"Ruhig bleiben" das große Ziel

Oder wird Saalbach ein zweites Cortina? "Es ist wahrscheinlich eine ähnliche Situation", sagt Weidle-Winkelmann. Und das macht ihr dann auch Mut. "In Cortina habe ich an mich geglaubt, an mein Skifahren", erläutert sie, und das sei nun mal "das Wichtigste: Dass ich mir selbst vertraue und meinen Plan umsetze und mir über das Ergebnis gar keine Gedanken mache."

Die verhaltene Zuversicht von Weidle-Winkelmann entspringt dem achten Platz bei der WM-Generalprobe in Garmisch-Partenkirchen, nach einem sechsten Rang Mitte Januar in St. Anton ihr zweitbestes Resultat in dieser Saison. Beide Male war es ein Super-G. Nun gilt: "Nicht verkopfen" und "nicht denken, so jetzt muss es unbedingt sein, weil WM ist." Sondern? "Ruhig bleiben, denn jeder Zweifel macht langsam."

Weidle-Winkelmann mag sich da ein Beispiel nehmen an der Teamkollegin: Emma Aicher, 21 Jahre alt und eine Art Wundertüte, hoch veranlagt, vor allem im Slalom stark, aber auch in Abfahrt und Super-G verdammt schnell, hat grundsätzlich die Ruhe weg, war im Training einmal Vierte und einmal Achte. "Die Emma sagt immer zu mir, ich soll mir keine Sorgen machen", berichtet DSV-Sportvorstand Wolfgang Maier, der dann erwidert: "Gut, dass Du wenigstens die Ruhe hast zu sagen, ich soll mir keine Sorgen machen."

Und so hofft auch Maier, dass es läuft wie vor vier Jahren. "Wir waren nirgends ein Medaillenkandidat, schon gar kein zwingender." Und deshalb, bisherige Ergebnisse hin oder her: "Warum soll das bei der Kira nicht in die andere Richtung gehen?" Oder bei Aicher?

Hat ja schon mal geklappt.