Pius Paschke gratulierte nach seinem schmerzhaften Patzer dem neuen Dominator Daniel Tschofenig, von einem Triumph bei der Vierschanzentournee wollte der deutsche Hoffnungsträger nichts mehr wissen. "Natürlich ist das schade. Aber auf die Gesamtwertung schaue ich gar nicht. Es gibt genug andere Leute, die das machen", sagte der Bayer nach Rang neun beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen enttäuscht. Im Kampf um den Goldadler hilft jetzt wohl nur noch ein Wunder.
Denn während der Österreicher Tschofenig überlegen siegte und nun auch die Tournee anführt, fiel Paschke vom vierten auf den sechsten Platz zurück. Der Traum vom ersten deutschen Tournee-Titel seit 23 Jahren bleibt somit wohl auch im Jahr 2025 unerfüllt. "Über die Gesamtwertung braucht man nicht viel nachdenken", sagte auch Bundestrainer Stefan Horngacher: "Uns ist wichtig, jetzt auf die Einzelspringen zu schauen. Vielleicht werden wir ja eines gewinnen."
Erster Sprung verhinderte bessere Platzierung
Von einem solchen Sieg war Paschke in Garmisch weit entfernt. Drei Tage nach seinem vierten Platz in Oberstdorf zeigte der 34-Jährige einen mäßigen ersten Sprung auf 129,0 m, ehe er mit einem Traumflug auf 143,5 m noch Boden gut machte. Für das Podest reichten die 275,9 Punkte aber erneut nicht. Dort stand vor 22.000 Zuschauern Tschofenig ganz oben, gefolgt vom Schweizer Gregor Deschwanden und dem neuen Schanzenrekordler Michael Hayböck (Österreich), der im ersten Durchgang auf 145,0 m segelte.
Paschke konnte da nur anerkennend nicken. "Mein zweiter war cool, im ersten war leider ein kleiner Fehler mit großer Auswirkung drin", sagte Paschke, der auch die Führung im Gesamtweltcup an Tschofenig verlor. Der Austria-Adler segelte auf 141,5 und 143,0 m. "Das ist schon etwas Besonderes, ich habe das Neujahrsspringen schon als kleines Kind geschaut. Das ist mega", sagte der gefeierte Sieger.
Goldadler rückt in die Ferne
In der Tournee-Gesamtwertung liegt Tschofenig mit 622,5 Punkten nun vor seinen Teamkollegen Jan Hörl (614,6) und Stefan Kraft (613,8), sowohl Hörl (5.) als auch Oberstdorf-Sieger Kraft (8.) ließen an Neujahr Federn. Es folgen Deschwanden (608,9) und Johann Andre Forfang aus Norwegen (600,0). Paschkes Rückstand (597,2) ist kaum noch aufzuholen. Der erste Tournee-Sieg für Österreich seit zehn Jahren wird somit immer wahrscheinlicher, zumal die Heimspiele in Innsbruck (Samstag) und Bischofshofen (Montag) folgen.
Paschke war auf der Olympiaschanze nur zweitbester Deutscher: Karl Geiger flog auf Rang sechs und setzte nach dem achten Platz in Oberstdorf seine starke Tournee fort, in der Gesamtwertung bleibt Geiger Achter. Andreas Wellinger (Ruhpolding) durfte als Zehnter halbwegs zufrieden sein.
Geiger machte Paschke trotz des Rückschlags Mut. "Wir geben nicht auf, das werden wir nie machen. Wir sind erst bei der Hälfte", sagte der Bayer. Der Trend spricht aber gegen Paschke: In den ersten acht Springen des Winters war er siebenmal auf dem Podest gelandet, nun reichte es zum vierten Mal in Folge nicht für das Treppchen. "Da darf man nicht wehmütig sein. Ich habe die Momente genossen und werde alles dafür tun, dass wir wieder solche Momente feiern", sagte Paschke.
Wenig Schlaf - Tolle Unterstützung
In den zweiten Durchgang schafften es aus deutscher Sicht auch Philipp Raimund (Oberstdorf/19.) und Felix Hoffmann (Goldlauter/25.). Hoffmann empfahl sich damit für einen Platz im Weltcup-Team - anders als Rückkehrer Markus Eisenbichler, der als 32. ebenso wie Constantin Schmid (Oberaudorf/34.), Stephan Leyhe (Willingen/36.) und Luca Roth (Meßstetten/38.) vorzeitig ausschied. Vor allem Leyhe droht die Abstufung ins B-Team.
22.000 Zuschauer an der Olympiaschanze hatten schon ab dem Morgen für mächtig Stimmung gesorgt, viele hatten Plakate für Paschke, Wellinger und Co. mitgebracht. Paschke war nach einer kurzen Silvesternacht dann auch voller Tatendrang an die Schanze gekommen. "Ich lag vor Mitternacht im Bett, konnte aber nicht ganz schlafen, es war ein bisschen laut", sagte der 34-Jährige. Auf der Schanze verlief aber schon die Probe mit Rang elf eher mäßig - der erste Durchgang bestätigte dieses Ergebnis dann.
Am Donnerstag wartet auf Paschke und Co. der zweite Ruhetag der Tournee, schon am Freitag steht die Qualifikation für das erstmals seit 2016 ausverkaufte Bergiselspringen an. Dort waren in den letzten Jahren in unschöner Regelmäßigkeit die deutschen Tournee-Träume endgültig geplatzt. Nun droht Pius Paschke ein ähnliches Schicksal.