Will Straßer wie im Vorjahr noch mitreden im Kampf um die kleine Kristallkugel, muss er beginnend mit dem Nachtrennen am Mittwoch (17.45/20.45 Uhr/BR und Eurosport) in Madonna di Campiglio eine Aufholjagd starten. Und eine "Transformation vom zahmen Skikätzchen zum furiosen Ski-Löwen" hinlegen, wie der BR mit Blick auf Straßers Klub TSV 1860 München schrieb.
Tatsächlich patzte der 32-Jährige zuletzt in Serie. Nach Platz sieben beim Slalom-Auftakt in Levi schaffte er es in Gurgl nicht ins Finale und schied in Val d'Isere wie in Alta Badia aus. Drei oder mehr Nullrunden im Slalom am Stück hatte er zuletzt 2018/19, damals sogar in den ersten acht (!) Rennen. Sein Rückstand auf den Gesamtführenden Henrik Kristoffersen beträgt 234 Punkte.
"Spaß macht das nicht", sagte Straßer über die Negativserie, er grüble wieder zu viel, deshalb fehle "die letzte Konsequenz". Der Verstand, weiß DSV-Alpinchef Wolfgang Maier, "ist der größte Feind des Rennfahrers". Die Pleiten seien "sicher nicht besonders förderlich" für Straßers Kopf gewesen.
Formsuche in der Heimat
Deshalb hat sich der Münchner auf seine Wurzeln besonnen - an jenem Ort, wo er das Skifahren lernte und vor einem Jahr seinen endgültigen Durchbruch erlebte. Er trainierte in Kitzbühel, nahe seines Tiroler Wohnorts Kirchberg. Am Ganslernhang schaffte er 2024 nach holprigem Saisonstart die Wende, holte seinen größten Sieg und ließ wenige Tage später jenen in Schladming folgen. Bis zum Saisonende raste er noch drei weitere Male aufs "Stockerl" und auf Rang zwei in der Slalom-Gesamtwertung.
Kitzbühel und Schladming bilden nach Madonna, Adelboden und Wengen auch in diesem Winter den Januar-Abschluss, es folgt die WM in Saalbach mit dem Slalom am 16. Februar, dem Schlusstag der WM. Beim DSV sind sie guter Hoffnung, dass Straßer bis dahin die Kurve kriegt. Cheftrainer Christian Schwaiger sieht keinerlei Grund zur "Panik" und verweist auf Straßers Erfahrung im Umgang mit Ausfällen oder Krankheiten.
Früher, meinte Straßer kürzlich im Spiegel, habe er "viel gegrübelt" und sich "zermartert, wenn es nicht so gut lief". Heute habe Skifahren für ihn noch immer "einen wahnsinnig hohen Stellenwert", aber: "Meine Familie, meine Frau, meine Tochter sind mir tausendmal wichtiger."
Mit den Liebsten jubelt es sich am schönsten - am liebsten im Januar.