Was sich Herrmann-Wick deshalb "gut vorstellen kann, dass man noch mal ein Déjà-vu von den vergangenen Begegnungen erhält und von der Zeit, als wir gemeinsam Athletinnen waren. Da werden mit Sicherheit einige Emotionen hochkommen", sagte die 36-Jährige dem Tagesspiegel.
Herrmann-Wick wird künftig beim ZDF neben Sven Fischer als alleinige Expertin auftreten. Nach ihrem Karriereende 2019 hatte Dahlmeier diesen Job mit Leidenschaft ausgeübt, ein Jahr zusammen mit Herrmann-Wick, und "dem Publikum den Biathlonsport kenntnisreich und authentisch nahegebracht", wie ZDF-Sportchef Yorck Polus betonte. Entsprechend groß ist die Lücke, die die ehemalige Weltklasse-Biathletin Dahlmeier hinterlässt.
Auch für die Weltcup-Gesamtsiegerin Franziska Preuß ist der tödliche Unfall ihrer Freundin immer noch "schwer greifbar". Sie könne sich "noch gar nicht vorstellen, dass man die Laura nicht mehr mit Skitouren-Ski über der Schulter oder mit Langlauf-Skiern in der Hand irgendwo rumstiefeln sieht", sagte die DSV-Topathletin vor dem ersten Weltcup des Olympiawinters, der am Samstag mit den Staffeln der Frauen und Männer startet.
Auch Johannes Kühn hatte nach Dahlmeiers Tod von einem "Schock" gesprochen. "Aber so richtig begreifen wird man es erst, wenn man im Winter beim ersten Weltcup irgendwo steht und die Laura da wäre und sie ist nicht da." Dieses (Horror-)Szenario beginnt im schwedischen Östersund.
"Nicht gewusst, wo hinten und vorn ist"
Welche Bedeutung Dahlmeier für den Biathlonsport noch immer hat, unterstreicht nun auch eine Aktion des Deutschen Skiverbandes: Der DSV vergibt zu Ehren des Idols künftig den "Laura-Dahlmeier-Preis". Die Internationale Biathlon Union (IBU) hatte die zweimalige Olympiasiegerin und siebenmalige Weltmeisterin zuletzt schon beim Loop-one-Festival in München mit einer "Minute of Applause" und einem Videoclip geehrt.
Vor vier Monaten war Dahlmeier im Alter von nur 31 Jahren am Laila Peak ums Leben gekommen. Die Nachricht hatte die gesamte Sportwelt geschockt, auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekundete sein Beileid. Gleich mehrere Rettungs- und Bergungsversuche waren gescheitert, die Suche nach dem Leichnam wurde inzwischen abgebrochen.
"Man hatte das Gefühl, dass Deutschland stillsteht. Daran hat man gemerkt, wie viele Menschen sie berührt hat", sagte Herrmann-Wick im Rückblick. Sie selbst habe "in den ersten Tagen nicht richtig gewusst, wo hinten und vorn ist, und musste auch Social Media meiden".
Inzwischen hat sich Herrmann-Wick halbwegs gefasst. Am Dienstag (2. Dezember), wenn auch das ZDF mit der Übertragung des Einzelrennens der Frauen über 15 km in die Weltcupsaison einsteigt, wartet ihr erster Einsatz ohne Laura Dahlmeier – auch wenn sich die Olympiasiegerin das noch gar nicht vorstellen mag.
