ANDREAS WELLINGER (DEUTSCHLAND)
Der ewig junge "Welle" ist gerade erst 30 geworden - und hat fast sein halbes Leben im Weltcup verbracht. Der Ruhpoldinger geht in seine vierte Olympia-Saison: 2014 holte er Team-Gold, 2018 Einzel-Gold, 2022 fehlte er beim Höhepunkt formschwach und erkrankt.
Und 2026? Auf dem Weltcup-Weg in Richtung Mailand und Cortina bleibt der Ruhpoldinger der DSV-Adler mit dem größten Potenzial.
PHILIPP RAIMUND (DEUTSCHLAND)
Sie sollten ihren "Hille" pflegen, die Verantwortlichen im deutschen Team, schließlich ist der 25 Jahre alte Oberstdorfer der einzige U30-Springer von internationalem Format unter den DSV-Adlern.
Noch wartet Raimund auf seinen ersten Weltcup-Sieg, als Champion des Sommer-Grand-Prix hat er zuletzt aber schon das Gewinnen geübt. Der Olympia-Winter wäre freilich nicht der schlechteste Zeitpunkt für einen ersten Sieg.
PIUS PASCHKE (DEUTSCHLAND)
Wie schnell es im Skispringen gehen kann, weiß niemand besser als Pius Paschke. Im Vorjahr war er einige wenige Wochen lang der beste Skispringer der Welt, gewann fünf der ersten acht Weltcup-Einzelwettbewerbe, war "Pius der Skisprung-Papst" und der "Kasai von Kiefersfelden".
Pünktlich ab der Vierschanzentournee, auch das irgendwie eine deutsche Tradition, ging dann wenig. Und nun? Gibt es 2025/26 vielleicht Pius II.? Wiederholt sich das Wunder? Es wird schwierig.
DANIEL TSCHOFENIG (ÖSTERREICH)
Das internationale Traumpaar des Skispringens ist im olympischen Winter nur halbaktiv: Die kanadische Ex-Weltmeisterin Alexandria Loutitt hat sich auf der Olympiaschanze von Predazzo das Kreuzband ruiniert und fällt langfristig aus, Lebensgefährte Tschofenig muss es nun alleine richten.
Im Vorjahr war der jüngste der ÖSV-Topspringer schon der beste: Erster Austria-Tourneesieg seit zehn Jahren, dazu Sieg im Gesamtweltcup. Der 23-Jährige ist längst nicht ausentwickelt, Tschofenig könnte wieder der Maßstab sein.
STEFAN KRAFT (ÖSTERREICH)
Bis auf olympisches Einzel-Gold hat der "Krafti" schon alles gewonnen, wird irgendwann als einer der besten Springer der Geschichte in Rente gehen. Das heißt aber nicht, dass der 32 Jahre alte Österreicher schon satt ist.
Acht Siege fehlen Kraft, um mit Weltcup-Rekordgewinner Gregor Schlierenzauer (53 Erfolge) gleichzuziehen, einen, um den zweitplatzierten Matti Nykänen zu erreichen - in seinem Traumwinter 23/24 gewann Kraft 13-mal. Und dann will er noch seinen zweiten Tourneesieg, nachdem er diesen im Januar wegen Windpech auf seiner Bischofshofener Heimschanze aus der Hand gegeben hatte.
RYOYU KOBAYASHI (JAPAN)
Im Olympia-Winter 2021/22 war der Japaner die große Nummer: Sieg im Gesamtweltcup, Sieg bei der Vierschanzentournee, olympisches Gold von der Normalschanze. Die Saison 2024/25 verlief zuletzt aber mau: Mit Platz neun gab es den schlechtesten Weltcup-Gesamtplatz seit seinem Durchbruch in die Weltspitze und die drei Saisonsiege erst in den letzten Winterwochen.
Die zeigten aber: "Roy" kann es noch, in Normalform ist er ohnehin der beste Flieger von allen. Im Olympia-Winter 2025/26 könnte Kobayashi wieder die große Nummer werden.
DOMEN PREVC (SLOWENIEN)
254,5 m: Der vorletzte Sprung der Weltcup-Saison 2024/25 war der weiteste der Geschichte - und Domen Prevc zehn Jahre nach seinem Bruder Peter und zwei Wochen nach Schwester Nika der dritte Skiflug-Weltrekordler der erfolgreichsten Schanzenfamilie der Welt.
Domen, als Teenager ein Jahrhunderttalent, ist mit nun 26 Jahren endlich ein gefestigter Springer, im goldenen März holte er auch Doppel-Gold bei der WM in Trondheim. Konnte der waghalsigste aller Flieger diese Form ansatzweise über den Sommer retten, ist er wieder ganz vorne dabei.
MARIUS LINDVIK (NORWEGEN)
Immerhin: Seinen WM-Titel von Trondheim durfte Lindvik behalten, seine Suspendierung ist abgelaufen. Aber ansonsten hat der Anzugskandal um betrügerische Manipulation Norwegens Nummer eins deutlich beschädigt.
Der Großschanzen-Olympiasieger von 2022, der sich kaum kritisch mit den Geschehnissen in Trondheim auseinandergesetzt hat, springt unter Beobachtung.
KAMIL STOCH (POLEN)
Hier die Liste der Skispringer, die alle fünf großen Einzeltitel (Tournee, Olympia, Gesamt-Weltcup, WM, Flug-WM) gewonnen haben: Matti Nykänen - Ende. Kamil Stoch gehört zum Cluster der nächstbesten Ikonen, denen nur noch ein großes Gold fehlt.
Bei der Skiflug-WM in Oberstdorf Ende Januar könnte der große Pole diese Lücke schließen, er wird es aber vermutlich nicht - zuletzt war die Form des mittlerweile 38 Jahre alten Stochs weit von besten Jahren entfernt. Und deshalb wird es die letzte Saison eines Superstars der Branche.
SIMON AMMANN (SCHWEIZ)
"Nicht realistisch" sei eine achte Olympia-Teilnahme, sagte Ammann vor bald zwei Jahren. Daraus ist nun ein "durchaus realistisch" geworden, denn mit nun 44 Jahren ist der "Simi" immer noch dabei. 1997 hat der doppelte Doppel-Olympiasieger (2002 und 2010) im Weltcup debütiert, 2014 wollte er erstmals zurücktreten, danach noch diverse Male, nie ging er.
Gewinnen kann Ammann freilich nicht mehr, das kümmert ihn nicht - er liebt das Fliegen einfach. Das gilt auch für einen anderen, noch ausdauernden Ewigen: Noriaki Kasai (53) will auch zu Olympia.
