USA verweigern der WADA Millionen: Streit der Doping-Bekämpfer eskaliert

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Der Streit zwischen den USA und der WADA eskaliert weiter.
Der Streit zwischen den USA und der WADA eskaliert weiter.POOL / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP / Profimedia
Der Konflikt zwischen den USA und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat die nächste Stufe erreicht. Weil die Vereinigten Staaten als größter staatlicher Geldgeber die jährliche Beitragszahlung an die WADA zurückhalten, droht nun sogar mit Blick auf die Winterspiele 2034 in Salt Lake City eine Kraftprobe mit völlig ungewissem Ausgang.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hielt sich am Donnerstag auf SID-Anfrage bedeckt, es sei ein Thema für die beiden Konfliktparteien. In der deutschen Politik indes wurde bereits kontrovers diskutiert.

Der Weg der US-Regierung sei "zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht der richtige", so werde "nicht nur der Dialog, sondern auch die Arbeit der WADA erschwert, die für einen sauberen Sport unverzichtbar ist", sagte Stephan Mayer als Sportpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion dem SID und forderte: "Mehr kritischer Austausch, weniger Eskalation – das ist der Weg, den wir alle als Kritiker der WADA beschreiten sollten."

Anders sieht das Philip Krämer, Grünen-Obmann im Sportausschuss. Er begrüßte die Entscheidung aus den USA, "weil ich glaube, dass nun Druck auf die WADA ausgeübt werden muss, um einen fairen Sport zu ermöglichen." Es müssten "Konsequenzen erfolgen, damit diese Organisation ihre Verschränkungen insbesondere mit der Kommunistischen Partei in China kritisch prüft".

Chinesische Schwimmer als Auslöser

Der Schritt der USA, den Beitrag von 3,6 Millionen Dollar (rund 3,5 Millionen Euro) zurückzuhalten, ist die Konsequenz des umstrittenen Umgangs der WADA im Vorfeld von Olympia in Paris mit positiven Dopingtests von 23 chinesischen Schwimmern. Diese durften später an Wettkämpfen teilnehmen. Die Aufarbeitung der Angelegenheit durch einen selbst bestellten WADA-Gutachter war nicht nur aus US-Sicht mangelhaft.

Die "Athleten Deutschland" unterstützen den Schritt der Amerikaner, die Einbehaltung des Beitrags sei "ein starkes Zeichen", teilte die Vereinigung dem SID mit. Ein engagierter Einsatz für Reformen müsse indes "auch von der Bundesregierung" erwartet werden.

Die US-Anti-Doping-Agentur (USADA) sieht die Entscheidung "uneingeschränkt als die einzig richtige Wahl zum Schutz der Rechte, der Rechenschaftspflicht und des fairen Wettbewerbs der Athleten." Die WADA habe den USA "keine andere Wahl gelassen." Das Gesamtbudget für 2025 beträgt 57,5 Millionen, zur Hälfte wird der Etat von Staaten gedeckt, auch Deutschland steuert mehr als eine Million Euro jährlich bei.

Das BMI bestätigte die Zahlung des Beitrags für 2024 am Donnerstag. Zugleich erklärte das Innenministerium, die US-Forderung nach einer unabhängigen Überprüfung der Verfahrensabläufe innerhalb der WADA zu teilen, "um zukünftig eine effiziente Anwendung der Dopingbekämpfungsregeln zu gewährleisten."

Mehr als sechs Prozent fallen durch die Verweigerung der USA weg, die Folgen sind kaum absehbar. Die WADA kündigte in einer ersten Erklärung an, US-Vertreter für 2025 aus ihrem Vorstand auszuschließen. USADA-Chef Travis Tygart, einer der lautesten Kritiker der WADA, hält negative Folgen für US-Athleten erst einmal für ausgeschlossen.

WM und Olympia in den USA

Besondere Brisanz bringt die Tatsache, dass der große Sport in den kommenden Jahren mehrfach in die Staaten kommt. Für die Fußball-WM 2026 und die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles sei es "an der Zeit, die WADA auf den richtigen Weg zu bringen, um sicherzustellen, dass diese Wettbewerbe auf US-amerikanischem Boden sauber, sicher und ein Beispiel für fairen Wettbewerb sind", sagte Tygart.

Und da wären ja auch noch die Winterspiele 2034, die das Internationale Olympische Komitee an Salt Lake City vergab, aber nur unter einer Auflage: Der Ausrichtervertrag enthält einen Passus, mit dem das IOC die Spiele wieder entziehen kann - "wenn die oberste Autorität der Welt-Anti-Doping-Agentur bei der Dopingbekämpfung nicht vollständig respektiert wird oder die Anwendung des Welt-Anti-Doping-Codes behindert oder untergraben wird".


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