Nach etwas unter drei Stunden reichte Deutschlands Jungstar seinem US-amerikanischen Gegner Fabiano Caruana die Hand, besiegelte das Remis - und seinen Finalsieg beim ersten Turnier der Freestyle-Serie in Weissenhaus. "Einer der größten, wenn nicht der größte Erfolg" seiner Karriere sei der Sieg, der ihm neben viel Prestige auch rund 191.000 Euro Preisgeld bescherte.
Beim hochdotierten Event, ins Leben gerufen von Szenestar Magnus Carlsen, reichte Keymer nach einem Sieg im ersten Duell mit dem Weltranglistenzweiten Caruana das Unentschieden. Für das Toptalent, das eines Tages als zweiter Deutscher nach Emanuel Lasker (von 1894 bis 1921) Weltmeister werden könnte, bedeutet der Sieg bei einem derart prominent besetzten Turnier den endgültigen Aufstieg in die Weltelite.
Mit dieser Ambition hatte ihn vor einem Jahr Multimillionär Jan Henric Buettner in seine "Weissenhaus Chess Acadamy" aufgenommen und sponsert ihn seither. Der Gönner stellte damals schon klar: "Ziel ist, dass Vincent Weltmeister wird." In Weissenhaus gelang mit dem Gewinn der Turnierpremiere immerhin schon ein fürstlich prämierter Achtungserfolg. Der Halbfinal-Triumph gegen Dominator und Turniergründer Carlsen versüßte den Sieg.
WM-Titel für Keymer in Reichweite
Der Norweger hatte die neue Serie im Freestyle-Format, bei dem die Anfangsstellung der Figuren auf der Grundlinie ausgelost wird, gemeinsam mit Buettner ins Leben gerufen. Der Weltranglisten-19. Keymer erhielt als Teilnehmer für den nationalen Markt eine Wildcard und darf nun auch bei der nächsten Station im April in Paris antreten.
Sollte Keymer durch weitere Erfolge nach der letzten von fünf Stationen im Dezember in Kapstadt tatsächlich den Gesamtsieg und zusätzliche 150.000 Dollar einstreichen, würde sich sein Traum vom Weltmeistertitel aber (noch) nicht erfüllen: Der Weltverband FIDE hatte Carlsen die Verwendung der Bezeichnung untersagt und damit einen heftigen Streit ausgelöst. Zumindest dieser schien aber nach dem harmonischen Abschluss in Weissenhaus weit weggerückt zu sein.