Alcaraz - Fritz | 14:30 Uhr
Carlos Alcaraz hat im Viertelfinale gezeigt, wie stark er sein kann, wenn er sich in jedem Ballwechsel vollends konzentriert. Der größte Favorit in Wimbledon gewann souverän mit 6:2, 6:3, 6:3 gegen den Lokalmatadoren Cameron Norrie und stimmte sich damit perfekt auf das nächste Match und ein eventuelles Finale ein. In der ersten Woche hingegen konnte er nicht überzeugen und benötigte beispielsweise gegen Veteranen Fabio Fognini alle fünf Sätze.
Dem 22-jährigen Spanier wird manchmal vorgeworfen, dass seine Leistungen unbeständig sind. Aber an seiner Konstanz gab es zuletzt nicht viel auszusetzen. In seinem noch jungen Alter hat er bereits acht Grand-Slam-Halbfinals erreicht (5:2-Bilanz) und ist derzeit auf der Tour 23 Spiele lang ungeschlagen. In dieser Hinsicht könnte er sogar Jannik Sinner (26 Siege in Folge) nacheifern. Vom Rekord von Novak Djokovic (43 Siege) ist er dagegen noch ein Stück entfernt.
Phänomenaler Hattrick für Alcaraz?
Hinzu kommt, dass er die letzten 19 Spiele in Wimbledon allesamt für sich entschieden hat. Noch vor wenigen Jahren sammelte er gerade erst die ersten Erfahrungen auf Rasenplätzen. In den vergangen beiden Kalenderjahren hat er diesen Belag dann bereits nach Belieben dominiert.
Roger Federer, der von vielen als der beste Rasenspieler aller Zeiten angesehen wird, gewann seinen ersten Wimbledon-Titel bei seinem fünften Start. Alcaraz spielt in diesem Jahr zum fünften Mal in Wimbledon und könnte bereits einen historischen Hattrick einsacken. Seine Karrierebilanz auf dem schnellsten Belag: 34:3, vier Titel und zuletzt 30 Siege in 31 Partien.
Alcaraz - Saison 2025
Größter Erfolge auf Rasen: Queen's Club (Sieg)
Bilanz: 47:5
Letzte 10 Spiele: 10:0
Bilanz auf Rasen: 10:0
Bilanz gegen Top-10-Spieler: 7:1 (Karriere 42:21)
Bilanz in Grand-Slam-Halbfinals: 1:0 (Karriere 5:2)
Halbfinal-Bilanz: 6:1 (Karriere 27:12)
Grand Slams: Australian Open (Viertelfinale), French Open (Sieg)
Alcaraz - Wimbledon
Karriere-Bilanz: 23:2
Bestes Ergebnis: Sieg (2023, 2024)
Ergebnis des letzten Jahres: Sieg
Halbfinal-Bilanz: 2:0
Turnierverlauf: Fognini (7:5, 6:7, 7:5, 2:6, 6:1), Tarvet (6:1, 6:4, 6:4), Struff (6:1, 3:6, 6:3, 6:4), (14) Rubljov (6:7, 6:3, 6:4, 6:4), Norrie (6:2, 6:3, 6:3)
Taylor Fritz schied in der dritten Runde von Wimbledon 2021 aus und schrieb sich anschließend selbst eine Nachricht, die später von seiner Freundin in den sozialen Medien geteilt wurde. Darin hieß es, dass niemand den Erfolg mehr verdient habe als er und er sich demnach zusammenreißen müsse. Das ist dem US-Amerikaner sichtlich gelungen. In der Tat hat er in den letzten vier Jahren große Fortschritte gemacht und seine Karriere auf ein neues Level gehoben.
Nach einer durchaus harten ersten Woche, in der er zwei Fünf-Satz-Matches bestritt, kommt er in London immer besser in Fahrt. Im Achtelfinale wurde ihm die Arbeit erleichtert, als Jordan Thompson beim Stande von 1:6, 0:3 aufgab. Im Viertelfinale setzte er sich gegen Karen Khachanov mit 6:3, 6:4, 1:6, 7:6 durch.
Der 27-Jährige meisterte auf seinem Weg ins Halbfinale des diesjährigen Wimbledon-Turniers mehrere kritische Momente. Seine Form in den letzten Wochen erinnert daran, warum er im vergangenen Jahr in die Top 4 der Weltrangliste aufsteigen konnte. Heute könnte er den nächsten Schritt gehen, dazu braucht er aber definitiv eine Sternstunde. Gegen das Trio Jannik Sinner, Alcaraz und Novak Djokovic weist er nämlich eine miserable Bilanz von 1:16 auf. Leidiglich Sinner konnte er einmal schlagen: vor mehr als vier Jahren in Indian Wells.
Fritz - Saison 2025
Größtee Erfolge auf Rasen: Eastbourne (Sieg), Stuttgart (Sieg)
Bilanz: 30:11
Letzte 10 Spiele: 9:1
Bilanz auf Rasen: 13:1
Bilanz gegen Top-10-Spieler: 1:0 (Karriere 30:43)
Bilanz in Grand-Slam-Halbfinals: 0:0 (Karriere 1:0)
Halbfinal-Bilanz: 2:1 (Karriere 18:18)
Grand Slams: Australian Open (3. Runde), French Open (1. Runde)
Fritz - Wimbledon
Karriere-Bilanz: 18:8
Bestes Ergebnis: Halbfinale (2025)
Ergebnis des letzten Jahres: Viertelfinale
Halbfinal-Bilanz: 0:0
Turnierverlauf: Mpetshi Perricard (6:7, 6:7, 6:4, 7:6, 6:4), Diallo (3:6, 6:3, 7:6, 4:6, 6:3), (26) Davidovich (6:4, 6:3, 6:7, 6:1), Thompson (6:1, 3:0 Schnitt), (17) Khachanov (6:3, 6:4, 1:6, 7:6)
Wimbledon: Fritz braucht eine Sternstunde
Alcaraz führt 2:0 (4:0 nach Sätzen) im direkten Vergleich. Der Amerikaner geht auch deshalb als krasser Außenseiter in die Partie gegen Alcaraz. Auf Rasen dürften seine Chancen auf einen Sieg dank seines starken Aufschlags jedoch am höchsten sein. Um dem spanischen Supertalent Paroli bieten zu können, muss er allerdings in allen Belangen eine Topleistung abliefern.
Zum Match-Center: Fritz vs. Alcaraz
Sinner - Djokovic | 16:30 Uhr
Novak Djokovic und Jannik Sinner sind die einzigen Tennisspieler, die in diesem Jahr bei allen drei Grand Slams das Halbfinale erreicht haben. Nun werden sie sich bei ihrem zweiten Major-Turnier in Folge um das Finale duellieren. Sinner gewann vor wenigen Wochen die Vorschlussrunde der French Open ohne Satzverlust. Dabei war er vor allem in den entscheidenden Momenten überlegen.
Für die serbische Legende ist Sinner der derzeit schwerste Gegner auf der Tour und einer der Hauptgründe, warum er seit den US Open 2023 auf einen Grand-Slam-Titel wartet. Für Djokovic ist dies vielleicht die erste Situation in seiner glanzvollen Karriere, in der er kein Rezept für einen spezifischen Gegner findet, und mental sowie körperlich unterlegen ist. In Wimbledon trauen ihm jedoch viele Experten zu, dass er die Serie von vier Niederlagen in Serie gegen den Italiener durchbrechen kann. Auf dem Londoner Rasen hat er wohl die besten Chancen, Sinner erstmal seit den ATP-Finals 2023 in Turin zu schlagen.
Übt Sinner auch in London seine Dominanz aus?
Sinner setzt seine Dominanz bei Grand-Slam-Turnieren auch in London fort. Der einzige Makel war seine schwache Leistung im Achtelfinale. In diesem Match schien er beim Stand von 0:2 in Sätzen gegen Grigor Dimitrov bereits vor dem Aus zu stehen. Allerdings war der Australian-Open-Champion wohl auch selbst angeschlagen. In den weiteren vier Matches gab der 23-jährige Italiener keinen einzigen Satz ab und schaltete im Viertelfinale Ben Shelton problemlos aus.
Ähnlich dominant hatte er sich auch in Roland Garros gezeigt: In Paris erreichte er das Finale ohne Satzverlust und stand auch gegen Alcaraz vor dem Sieg. Doch am Ende musste er trotz dreier Matchbälle in Folge die bitterste Niederlage seiner Karriere hinnehmen. So wartet er nach wie vor auf einen Major-Titel, der nicht auf Harplatz ausgespielt wird.
Immerhin: Auch auf Rasen und Sand scheint der Südtiroler stetig Fortschritte zu machen und steht nun in seinem vierten Grand-Slam-Halbfinale in Folge. Diese Serie begann bei den US Open 2024, seither hat er alle drei Halbfinalduelle ohne Satzverlust überstanden. Auf Rasen hat er im All England Club bisher nur einmal zuvor das Halbfinale erreicht, scheiterte dort 2023 in drei Sätzen am heutigen Gegner.
Sinner - Saison 2025
Größte Erfolge auf Rasen: Wimbledon (Halbfinale)
Bilanz: 24:3
Bilanz in den letzten 10 Spielen: 8:2
Bilanz auf Rasen: 6:1
Bilanz gegen Top-10-Spieler: 5:2 (Karriere 45:34)
Bilanz in Grand-Slam-Halbfinals: 2:0 (Karriere 4:2)
Halbfinal-Bilanz: 3:0 (Karriere 26:11)
Grand Slams: Australian Open (Sieg), French Open (Finale)
Sinner - Wimbledon
Karriere-Bilanz: 18:4
Bestes Ergebnis: Halbfinale (2023, 2025)
Ergebnis des letzten Jahres: Viertelfinale
Halbfinal-Bilanz: 0:1
Turnierverlauf: Nardi (6:4, 6:3, 6:0), Vukic (6:1, 6:1, 6:3), Martínez (6:1, 6:3, 6:1), (19) Dimitrov (3:6, 5:7, 2:2 Tiebreak), (10) Shelton (7:6, 6:4, 6:4)
Novak Djokovic feierte im Mai seinen 38. Geburtstag, dennoch steht er auch in diesem Jahr wieder im Halbfinale von Wimbledon. Er zeigt beim aktuellen Turnier sehr gute Leistungen, bekommt es nun aber mit der maximal schweren Prüfung zu tun. Kaum vorstellbar, wo Djokovic heute stehen würde, wenn sich Sinner und Alcaraz in den letzten beiden Jahren nicht zu den Alphatieren des Sports entwickelt hätten. Seit seinem letzten Grand-Slam-Triumph scheiterte er zweimal an Sinner und einmal an Alcaraz.
Auf dem Center Court in London, einer der erfolgreichste Courts in der Karriere Djokovics, wittert er aber nun seine vielleicht letzte Chance auf einen großen Coup. Dort hat er in den letzten zehn Jahren nur zweimal verloren: in den beiden Finals 2023 und 2024 gegen Alcaraz. Zuvor war er seit dem Halbfinale 2012, in dem er an Federer scheiterte, ohne Niederlage geblieben.
In Wimbledon bestreitet der Olympiasieger heute sein 14. Halbfinale, auf Grand-Slam-Ebene ist es sogar bereits die 52. Vorschlussrunde. In SW19 hat er bereits sieben Mal die Trophäe in die Höhe strecken dürfen und stand bei den letzten sechs Auflagen immer im Finale.
Djokovic - Saison 2025
Größter Erfolg auf Rasen: Erstes Turnier
Bilanz: 26:8
Bilanz in den letzten 10 Spielen: 9:1
Bilanz auf Rasen: 5:0
Bilanz gegen Top-10-Spieler: 2:2 (Karriere 261:118)
Bilanz in Grand-Slam-Halbfinals: 0:2 (Karriere 37:14)
Halbfinal-Bilanz: 2:2 (Karriere 141:52)
Grand Slams: Australian Open (Halbfinale), French Open (Halbfinale)
Djokovic - Wimbledon
Karriere-Bilanz: 102:12
Bestes Ergebnis: Triumph (2011, 2014, 2015, 2018, 2019, 2021, 2022)
Ergebnis des letzten Jahres: Finale
Halbfinal-Bilanz: 10:3
Turnierverlauf: Muller (6:1, 6:7, 6:2, 6:2), Evans (6:3, 6:2, 6:0), Kecmanovic (6:3, 6:0, 6:4), (11) De Minaur (1:6, 6:4, 6:4), (22) Cobolli (6:7, 6:2, 7:5, 6:4)
Direkter Vergleich
Sinner führt 5:4 im direkten Vergleich. Der Italiener hat die letzten vier Duelle und sechs Sätze allesamt gewonnen und sich zum Angstgegner des Serben entwickelt. Auf Rasen könnte das allerdings anders aussehen, beide Aufeinandertreffen auf diesem Belag gewann Djokovic. In Wimbledon 2022 drehte er einen Zweisatz-Rückstand, 2023 überwiegte er glatt.
Zum Match-Center: Sinner vs. Djokovic
Auch die Fitness könne in der heutigen Partie eine tragende Rolle spielen. Djokovic war kurz vor Ende seines Viertelfinals ausgerutscht und scheint nach der Absage des Trainings am Donnerstag zumindest angeschlagen zu sein. Sinner hingegen hat seit dem Achtelfinale mit Problemen am rechten Ellbogen zu kämpfen und dürfte auch nicht bei 100 Prozent sein. Die Nummer eins der Welt hat in den letzten Monaten viel bessere Ergebnisse erzielt und verdient sich somit den Titel des Favoriten. Aber einen Novak Djokovic darf man nie abschreiben, vor allem nicht unter diesen Bedingungen und in Wimbledon.