Kyrgios vs. Sabalenka: Der "Kampf der Geschlechter" kehrt zurück

Nick Kyrgios trifft im Dezember auf Aryna Sabalenka
Nick Kyrgios trifft im Dezember auf Aryna SabalenkaLMK / Landmark / Profimedia

Am 28. Dezember kommt es in Dubai zu einem besonderen Tennis-Showmatch: Aryna Sabalenka, Nummer 1 der WTA, trifft auf Nick Kyrgios, aktuelle 652. der ATP-Weltrangliste und früherer Top-10-Star und Wimbledon-Finalist. Duelle zwischen Männern und Frauen sind selten, haben aber eine spektakuläre Vergangenheit. Von Billie Jean Kings historischer Machtdemonstration 1973 bis zu Karsten Braaschs legendärer Williams-Demontage: Der "Kampf der Geschlechter" sorgt im Tennis seit Jahrzehnten für Emotionen, Diskussionen und Meme-Potenzial.

Der Ursprung: Billie Jean King vs. Bobby Riggs (1973)

Das wohl berühmteste "Battle of the Sexes" fand am 20. September 1973 in Houston statt. Der ehemalige Wimbledon- und US-Open-Champion Bobby Riggs wirbelte als 55-Jähriger damals die Tenniswelt auf und behauptete öffentlich, dass er selbst nach 14 Jahren Ruhestand jede Top-Spielerin schlagen könne. 

Nachdem er bereits Margaret Court besiegt hatte, musste Billie Jean King, die auch für ihre soziale Rolle als Frauenaktivistin bekannt war, antreten - und sie nutzte die Bühne nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich: Vor über 30.000 Zuschauern im Stadion und 90 Millionen vor den TV-Geräten gewann King klar mit 6:4, 6:3, 6:3.

Die Ankunft der Herausforderinnen unterstrich den Ausstellungsaspekt, aber auch die historische Bedeutung dieses Spiels: Billie Jean kam auf einer vergoldeten Sänfte an, die von vier als alte Sklaven verkleideten Jungen gezogen wurde, während Riggs auf einem von Models gezogenen Wagen anreiste.

Ein Sieg mit Botschaft

King wurde durch dieses Match zu einem Symbol der Gleichberechtigung im Sport. Sie hatte zuvor bereits mitgeholfen, den Lohnunterschied im Tennis zu bekämpfen und die WTA-Tour gegründet. Das Event inspirierte auch den gleichnamigen Film von 2017, mit Steve Carell und Emma Stone in den Hauptrollen.

Ihr Sieg veränderte die Wahrnehmung des Frauentennis: Nicht wegen der spielerischen Leistungsdebatte - sondern weil er das Rollenbild der Frau im Sport, und teilweise in der Gesellschaft, modernisierte. Später kursierten jedoch Gerüchte, Riggs habe absichtlich verloren. King bezeichnete diese als absurd. Die beiden blieben Freunde. Kurz vor seinem Tod sagte Riggs zu ihr: "Wir haben wirklich etwas bewegt, oder?"

Connors vs. Navratilova (1992): Show statt Symbolik?

Neunzehn Jahre später folgte die nächste große Show: Jimmy Connors gegen Martina Navratilova in Las Vegas. Dabie gab es einige Regel-Tweaks: Connors hatte nur einen ersten Aufschlag und Navratilova bekam mehr Platzbreite, ähnlich wie im Doppel.

Trotz allem gewann Connors souverän 7:5, 6:2. Der Vergleich zu 1973 hinkt - es ging weniger um gesellschaftliche Debatte, sondern Entertainment. Navratilova gestand nach dem Match dennoch: "Ich war nervöser als bei jedem anderen Match meines Lebens."

Ein fast vergessenes Kapitel: Die Williams-Schwestern vs. Karsten Braasch (1998)

Am selben Datum wie das kommende Match – 28. Dezember – kam es 1998 zu dem vielleicht kuriosesten Duell: Die noch jungen Serena und Venus Williams behaupteten, sie könnten Männer außerhalb der Top-200 schlagen. Die Wahl fiel letztlich auf Karsten Braasch, einst in Top 40 der Weltrangliste und zu diesem Zeitpunkt auf dem 203. Rang.

Der Deutsche galt als äußerst unprofessional, war dem Alkohol und Zigarettenkonsum verfallen und trug während seiner Spiele eine Brille. Nach der Partie verriet er seine Vorbereitung auf die Show-Matches: "Ich habe morgens eine Runde Golf gespielt, dann ein paar Drinks genommen und meine Zigaretten geraucht."

Das Ergebnis war dennoch eindeutig: Serena deklassierte er zunächst 6:1, danach schlug er auch Venus mit 6:2. Auch Serena musste sich Jahre später selbst eingestehen: "Ich glaube, Männer- und Frauentennis sind sehr unterschiedlich. Männer sind viel stärker. Es ist, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Gegen einen Top-100-Spieler hätte ich keine Chance."

Kyrgios vs. Sabalenka 2024: Was dürfen wir erwarten?

Nun steht also das nächste Match in Dubai an - ein Show-Event, das durchaus einen ähnlichen Charakter wie das "Battle of Sexes" 1973 haben könnte. Gleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen war in kürzlichen Debatten immer mal wieder Thema, genau so wie das Gegenargument, Damen sollten bei Grand Slams dann ebenfalls mit drei Gewinnsätzen spielen.

Kyrgios und Sabalenka sind zudem beide hochkompetitive Persönlichkeiten: Kyrgios beschwichtigte in einem Gespräch mit Kollege Alexander Bublik, dass er die Belarussin nicht gewinnen lassen wolle, sondern mit voller Kraft spielen werde.

Auch Sabalenka zeigte sich im Vorfeld ambitioniert und äußerte mit einem Augenzwinkern, dass sie ihren Gegenüber "den Hintern versohlen" werde. Eines ist jedenfalls sicher: Das "Battle of the Sexes" sorgt seit 50 Jahren für Gesprächsstoff. Und am 28. Dezember wird diesmal die gesamte Tenniswelt ganz genau hinschauen.