Das große Tennis-Review der deutschen Damen: DTB-Frauen weit von der Spitze entfernt

Tamara Korpatsch erlebte ein Jahr 2024 zum Vergessen
Tamara Korpatsch erlebte ein Jahr 2024 zum VergessenMathias Schulz / Zuma Press / Profimedia
Seit Jahren sind die deutschen Tennisdamen weit entfernt von der Weltspitze und die abgelaufene Saison hat das Bild noch verschlimmert. Nur drei Spielerinnen vom DTB sind in den Top 100 der Weltrangliste vertreten. Dabei ist ausgerechnet die 36-jährige Laura Siegemund, die eher im Doppel Erfolge feiert, auf Platz 80 die am höchsten platzierte Spielerin. Im Nachwuchsbereich hakt es gehörig im Getriebe, aber in den letzten Wochen wurden Entscheidungen getroffen, mit denen alles besser werden soll.

Zukünftig wird sich Thorben Beltz als Cheftrainer beim DTB um das Frauentennis kümmern. Ihm zur Seite wird sein früherer Schützling Angelique Kerber stehen, die als Beraterin ihre große Erfahrung an die jungen Talente weitergeben möchte. Die dreifache Grand Slam-Siegerin hat 2024 ihre Karriere nach ihrem kurzen Comeback nach Babypause beendet und das mit einem Paukenschlag.

Bei ihrem letzten Turnier, den Olympischen Spielen in Paris, zeigte sie Leistungen wie in ihren besten Tagen und lag gegen die spätere Olympiasiegerin Qinwen Zheng im Viertelfinale im dritten Satz bereits mit einem Break in Führung, bevor sie noch knapp im Tiebreak verloren hat. Dies war an sich auch schon die beste Nachricht im Bereich des deutschen Frauentennis im Jahr 2024.

Siegemund hält die Fahne hoch

Einzig Laura Siegemund hat eine ordentliche Saison gespielt und drehte vor allem am Ende auf. In Hua Hin stürmte sie bis in Finale vor, in Jiujiang hat sie das Halbfinale erreicht. Zuvor hat sie bei großen Turnieren wie Madrid oder Rom jeweils die Qualifikation gemeistert und sicherte sich bei den Australian Open sowie in Wimbledon jeweils einen Sieg im Hauptfeld.

Dennoch endete das Jahr für sie mit einer Enttäuschung, denn sie konnte sich im Doppel nicht für die WTA Finals qualifizieren und daher ihren Titel nicht verteidigen.

Maria: Gerade so noch in der Top 100

Einen guten Jahresabschluss feierte dagegen Tatjana Maria, die mit ihrem Titel beim Challenger in Trnava Anfang Dezember ihren Absturz aus den Top 100 gerade noch abwenden konnte. Auf Platz 86 hat sie die Saison letztlich beendet und ist damit im Vergleich zum letzten Jahr insgesamt 32 Ränge nach unten gerutscht.

Allerdings scheint die 37-Jährige aktuell zu schwach für die WTA-Tour, denn 22 ihrer insgesamt 36 Siege holte sie auf der ITF-Tour. Bei kleineren Turnieren im Vergleich mit Spielerinnen, die im Ranking weit hinter ihr stehen, liefert sie immer wieder ab. Bei WTA-Turnieren hat sie aber bei nur einem ihrer 28 Turniere die zweite Runde überstanden. Das war in Bogota, wo sie als Titelverteidigerin im Viertelfinale rausflog. 

Niemeier klettert nach oben

Für Jule Niemeier war es nach ihrem katastrophalen 2023 ein solides Jahr, in dem sie gute 80 Plätze in der Weltrangliste nach oben kletterte. Sie kassierte zwar im Vergleich zur Vorsaison fast die gleiche Anzahl an Niederlagen, feierte aber auch doppelt so viele Siege, womit sie derzeit auf Rang 89 steht. Nach einem starken Auftakt mit Erfolgen auf der ITF-Tour ließ die Dortmunderin aber nach und fuhr nach den French Open nur noch sechs Siege bei zehn Turnieren ein.

Zwei davon waren bei den US Open, wo sie in der dritten Runde gegen Qinwen Zheng jedoch keine Chance hatte. Insgesamt trat sie nicht sonderlich konstant auf, hatte immer wieder Probleme mit dem Aufschlag und bewegte sich auf dem Platz oft nicht gut genug. Wenn sie das abstellt, könnte sie dem DTB in den nächsten Jahren durchaus Freude bereiten.

Lys: Nach wie vor ein roher Diamant

Das hatte man sich 2024 auch von Eva Lys erhofft, aber die 22-Jährige hat es erneut nicht geschafft, die Top 100 zu knacken. Derzeit steht sie auf Platz 131 und das liegt vor allem an ihrer schwachen Bilanz gegen Top 50-Spielerinnen - sechs Niederlagen stehen nur einem Sieg gegenüber.

Immerhin erlebte sie einen starken Endspurt im Herbst: mit der überstandenen Qualifikation bei den US Open und fünf Siegen im Hauptfeld bei ihren letzten beiden WTA-Turnieren in Monastir und Osaka. Vor allem ihr Returnspiel kann sich sehen lassen, allerdings wird sie auch immer wieder von gesundheitlichen Problemen zurückgeworfen.

Wo geht der Weg hin für Seidel?

Für Ella Seidel gilt Ähnliches, auch sie scheiterte knapp am Sprung in die Top 100 der Weltrangliste, zeigte aber zum Ende der Saison hin eher schwächere Leistungen. Sie beendete das Jahr mit vier Niederlagen in Folge, aber holte in den Monaten zuvor zwei ITF-Titel.

Insgesamt verfügt die Nummer 141 über eine starke Vorhand und einen guten Aufschlag, ihr fehlt dagegen eindeutig noch Erfahrung auf dem höchsten Level. Auch ihre Bilanz von vier Siegen aus 13 Spielen gegen Top 100-Spielerinnen ist ausbaufähig.

Saison zum Vergessen für Korpatsch

Dieses Wort passt auf die komplette Saison von Tamara Korpatsch, die insgesamt nur 15 Matches gewinnen konnte, acht davon auf der WTA-Tour. Ihre Punkte vom Titelgewinn in Cluj-Napoca aus dem Oktober 2023 musste sie bereits im Februar verteidigen und scheiterte dabei schon in der ersten Runde. 

Als Folge davon fiel sie aus den Top 100 heraus und musste daher häufiger als geplant in Qualifikationen antreten, wovon sie sich das ganze Jahr nicht wirklich hat erholen können. Dazu kommt eine verheerende Bilanz von zwei Siegen aus 21 Spielen gegen Top 100-Spielerinnen. Nun muss sie sich von Platz 168 wieder nach oben kämpfen, was schwer genug wird.

Wer sind die Hoffnungsträgerinnen?

Die Zukunft gehört wohl anderen DTB-Spielerinnen, wie etwa Noma Noha Akugue, die aber in der abgelaufenen Saison zu oft mit Verletzungen zu kämpfen hatte und die in zehn Duellen mit Gegnerinnen aus den Top 100, fünf davon in der letzten Saison, bisher immer verloren hat. Folglich wird sie aktuell nicht mehr in den Top 200 der Weltrangliste geführt.

Außerdem wäre da noch Nastasja Schunk, die allerdings bisher noch keine so großen Sprünge machen konnte. Momentan steht sie auf Platz 308, aber ihr wird großes Potenzial bescheinigt. Die Talente sind also da, aber dennoch kommt auf den neuen Cheftrainer Beltz eine Menge Arbeit zu.