Die verlorene "Next Gen": Wie Zverev, Medvedev und Tsitsipas im Schatten verblassen

Daniil Medvedev (l.) und Stefanos Tsitsipas gehörten zur ursprünglichen „Next Gen“.
Daniil Medvedev (l.) und Stefanos Tsitsipas gehörten zur ursprünglichen „Next Gen“.Fabrizio Corradetti / LaPresse / Profimedia
Einst als Thronfolger der Big Three gefeiert, kämpft die „Next Gen“ heute um Relevanz. Statt Zverev, Medvedev und Tsitsipas haben Alcaraz, Sinner und eine neue Welle von Jungstars das Herrentennis übernommen. Die einstigen Hoffnungsträger drohen zwischen den Generationen zerrieben zu werden.

Vor acht Jahren schien die Zukunft des Herrentennis in klaren Bahnen zu verlaufen. Als Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic in die Dreißiger eintraten, glaubte man, dass Alexander Zverev, Daniil Medvedev und Stefanos Tsitsipas schon bald das Erbe der Ikonen antreten würden. Die „Next Gen“ sollte das Ruder übernehmen – so jedenfalls die Erwartung.

Djokovic reagierte damals mit Spott und Trotz auf die Euphorie um die jungen Herausforderer. 2017 nannte er sich, Federer und Nadal ironisch selbst die „Next Gen“. Heute wissen wir: Der Serbe behielt recht. Die drei dominierenden Titanen hielten ihr Niveau viel länger, als man für möglich gehalten hatte, und ließen die einstigen Hoffnungsträger über Jahre hinweg chancenlos zurück.

Djokovic, Nadal und Federer zusammen beim Laver Cup
Djokovic, Nadal und Federer zusammen beim Laver CupGlyn KIRK / AFP

Als Nadal und Federer schließlich ihre Karrieren beendeten und auch Djokovic erste Schwächen zeigte, öffnete sich das Feld. Doch nicht Zverev, Medvedev oder Tsitsipas nutzten die Gunst der Stunde. Stattdessen drängten Carlos Alcaraz und Jannik Sinner ins Rampenlicht, holten Titel en masse und teilten die Grand Slams der letzten Jahre fast ausschließlich unter sich auf.

Medvedev wirkt ausgebrannt

Besonders bitter für die einstige Next Gen: Mittlerweile reichen nicht einmal mehr kleinere Pausen der beiden dominanten Jungstars, um ihnen entscheidend näherzukommen. Als Alcaraz und Sinner 2025 Toronto ausließen, griff nicht etwa die „Next Gen“ zu – sondern Ben Shelton, der wie zuvor Jack Draper und Jakub Mensik den nächsten Masters-Coup der U21-Fraktion landete.

Medvedev, der Erfolgreichste des Trios, wirkt mit 29 Jahren ausgebrannt. Sein einst druckvolles Grundlinienspiel und der gefürchtete Aufschlag haben an Biss verloren, Titel gab es seit 2023 keine mehr. In der Weltrangliste ist er erstmals seit sieben Jahren aus den Top Ten gefallen, die einst so verlässliche „russische Mauer“ bröckelt sichtbar.

Noch düsterer ist die Lage bei Tsitsipas. Einst als kompletter Allrounder mit eleganter Technik gefeiert, verlor er zuletzt nicht nur Matches, sondern auch die sportliche Orientierung. Ranglistenabsturz, Trainerchaos und schwache Grand-Slam-Auftritte lassen Zweifel aufkommen, ob er jemals an frühere Erfolge anknüpfen kann.

US Open: Zverev will Makel loswerden

Zverev hält sich dagegen hartnäckig in der Weltspitze, aktuell sogar auf Platz drei. Doch der Deutsche ist zum ewigen Beinahe-Champion geworden: Finalniederlagen, Halbfinalpleiten und das Stigma, keinen Grand Slam gewonnen zu haben, lasten schwer. Sein konterndes Spiel wirkt zu passiv, um Alcaraz oder Sinner tatsächlich gefährlich zu werden.

Und doch: Die US Open, traditionell das offenste der Grand-Slam-Turniere, könnten für alle drei eine letzte Chance sein. Medvedev hat hier seine größten Erfolge gefeiert, Zverev stand bereits im Finale, Tsitsipas hofft auf einen Befreiungsschlag. Aber die Uhr tickt – die Konkurrenz schläft nicht, und die nächsten Talente stehen schon bereit.