Alexander Zverev beim Six Kings Slam: Machtlos im Kreis der "Könige"?

Alexander Zverev tritt trotz Formtief in Saudi-Arabien an.
Alexander Zverev tritt trotz Formtief in Saudi-Arabien an.HECTOR RETAMAL / AFP

Mit Krone auf dem Kopf, einem historischen Schläger in den Händen und funkelnden Augen blickt Alexander Zverev auf sein Territorium herab. Wie die mächtigen Herrscher der Tenniscourts werden die deutsche Nummer eins und die fünf weiteren Tennisstars beim Six Kings Slam in Riad inszeniert.

Von Unantastbarkeit im sportlichen Sinne war Zverev zuletzt allerdings weit entfernt, er wirkte kraftlos, kassierte immer wieder schmerzliche Niederlagen. "Ich freue mich richtig, hier zu sein", sagte der Weltranglistendritte nun am Rande einer gemeinsamen Einheit mit Topstar Jannik Sinner in der saudischen Wüste und strahlte in die Kamera.

Doch Zverev dürfte die deutliche Kritik, die ihm Boris Becker mit auf die Reise gegeben hatte, nicht verborgen geblieben sein. "Ich hoffe, er reißt sich nochmal am Riemen und findet die Lösung für seine Probleme", sagte Becker in seinem Podcast mit Andrea Petkovic: "Er ist ein Sorgenkind gerade. Ich habe echt ein bisschen Kopfschmerzen, wenn ich an Sascha Zverev denke." Er müsse dringend nochmal in Schwung kommen für die letzten zwei, drei Turniere des Jahres.

"Kein Respekt von der Tennisszene"

Becker meint damit weniger den Six Kings Slam. "Da gibt's ne Menge Geld, aber keine Punkte und auch keinen Respekt von der Tennisszene", sagte die deutsche Ikone. Vielmehr hat er Zverevs Position als Weltranglistendritter im Blick, die er im Saisonendspurt behaupten muss. Es gilt, noch die 1000 Punkte seines Masters-Erfolgs aus dem Vorjahr in Paris zu verteidigen, zudem stehen die ATP Finals in Turin an.

Zuletzt hatte Zverev kein gutes Bild abgegeben. "Mein Jahr war schrecklich, ich spiele einfach rundum schreckliches Tennis", hatte er nach seinem frühen Aus in Shanghai gesagt. Zudem plagen den Athleten seit Längerem schon Rückenbeschwerden und der 28-Jährige monierte auch noch die zunehmend langsamen Platzbeläge, von denen die Topstars Carlos Alcaraz und Jannik Sinner seiner Ansicht nach profitierten.

"Er lehnt sich da gerade so ein bisschen aus dem Fenster, vielleicht auch, um von seinen eigenen Schwächen abzulenken", sagte Becker: "Das gefällt mir alles nicht." Zverev müsse sich auf sich selbst konzentrieren, auf seine körperliche Fitness und seine Stärken: "Momentan macht er eher zwei Schritte zurück als einen nach vorne."

"Widerstandsfähigkeit und Kraft"

Nun also versucht der Hamburger, in Riad positive Momente zu kreieren. Bei einem Turnier, das keine Tradition hat, bei dem es keine Weltranglistenpunkte gibt und das in einem Land stattfindet, das von Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch immer wieder kritisiert wird.

Weshalb dennoch in Alcaraz, Sinner, Novak Djokovic, Zverev und Co. die Topstars der Szene kommen, lässt sich wohl in erster Linie mit der kolportierten Antrittsgage von 1,5 Millionen US-Dollar und dem Siegerscheck in Höhe von 4,5 Millionen Dollar erklären.

Bei dem von Netflix übertragenen Event trifft Zverev zunächst im Viertelfinale am Mittwoch auf seinen Angstgegner Taylor Fritz. Als "Kämpfer, den seine Widerstandsfähigkeit und Kraft definieren", beschrieben die Turnierveranstalter den Deutschen. Attribute, die Zverev im Saisonendspurt wieder beweisen muss.

Zum Match-Center: Taylor Fritz vs. Alexander Zverev