Sensation in Shanghai: Underdog Vacherot Finalsieger im Familienduell

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Shanghai: Sensationsmann Vacherot Finalsieger im Familienduell
Shanghai: Sensationsmann Vacherot Finalsieger im FamilienduellFoto von HECTOR RETAMAL / AFP

Außenseitersieg im Familienduell: Der Monegasse Valentin Vacherot krönt seine unglaublichen Wochen in Shanghai mit dem Masters-Triumph. Dabei bricht er Tennis-Rekorde - und seinem Cousin im Endspiel das Herz.

Sensationsmann Valentin Vacherot drückte seinen geschlagenen Cousin Artuhr Rinderknech am Netz sekundenlang, nach ihrem unwahrscheinlichen Familienduell sendete er in grüner Schrift einen Gruß an die gemeinsamen Großeltern. Geht es nach Vacherot, der ein modernes Tennismärchen geschrieben hat, gab es zwei Sieger beim denkwürdigen ATP-Masters in Shanghai, nämlich "eine ganze Familie".

Doch abseits des monegassisch-französischen Clans steht auch eine fast schon kitschige Story für das Tennis: Die Nummer 204 der Weltrangliste bezwang im "Millionen-Finale" den favorisierten Rinderknech mit 4:6, 6:3, 6:3 und sorgte für einen der größten Überraschungserfolge in der jüngeren Geschichte des weißen Sports. "Ich habe keine Ahnung, was hier gerade passiert", sagte Vacherot, von seinen eigenen Taten selbst überwältigt.

Zum Match-Center: Arthur Rinderknech vs. Valentin Vacherot

Qualifikant sorgt für historischen Titelgewinn

Als Nachrücker war er in die Qualifikation gerutscht, kam Runde um Runde weiter bei diesem Turnier, das in der Wertigkeit gleich hinter den vier Grand Slams anzusiedeln ist. Im Halbfinale bezwang der 26 Jahre alte Monegasse den allerdings sichtlich von Rückenproblemen gehandicapten Grand-Slam-Rekordgewinner Novak Djokovic und erreichte als am schlechtesten gerankter Spieler überhaupt ein Masters-Finale.

In diesem feierte er seinen ersten Turniersieg – und gewann damit in den Tagen von Shanghai fast doppelt so viel Preisgeld (1,124 Millionen Dollar) wie in seiner bisherigen Profikarriere (594.077). In der am Montag erscheinenden Weltrangliste macht Vacherot einen Satz um 164 (!) Positionen auf Rang 40.

Ab dem Viertelfinale "angefangen zu träumen"

Der geschlagene Rinderknech, der im Turnierverlauf zum zweiten Mal binnen weniger Monate die deutsche Nummer eins Alexander Zverev besiegt hatte, klettert auf das Karriere-Hoch von Platz 28 – wartet mit 30 Jahren aber weiter auf seinen ersten Turniererfolg auf der Tour. Trösten kann er sich mit 597.890 Dollar Preisgeld.

Dass sie dieses Finale gegeneinander bestreiten würden, sei "eine Vorstellung, die aus dem Nichts entstanden ist", sagte Rinderknech nach seinem Halbfinalerfolg gegen den früheren Weltranglistenersten Daniil Medwedew. In der Whats-App-Familiengruppe brummte es, als beide die Runde der besten acht erreicht hatten - schon das war eine dicke Überraschung. "Ab dem Viertelfinale haben wir wirklich angefangen zu träumen", bekannte Rinderknech.

Wendepunkt im zweite Satz

"Er ist der Spieler, dem ich am meisten zugeschaut habe", sagte der von seinem Halbbruder Benjamin Balleret trainierte Vacherot vor dem Finale - doch das trifft wohl auch umgekehrt zu: Der deutlich erfahrenere Rinderknech fand besser ins Familienduell. Er antizipierte die Schläge seines nervösen Cousins, nahm diesem den Aufschlag zum 2:1 ab und servierte selbst souverän. Nach 41 Minuten entschied er vor den Augen der Tennis-Ikone Roger Federer den ersten Satz.

Im zweiten Durchgang machte sich Vacherot dann frei von jeglichem Druck und breakte mit einem Risikoschlag zum 5:3. Auch in den dritten Satz startete der Monegasse mit einem Break, Rinderknech stemmte sich gegen die Niederlage, versuchte das Publikum mitzunehmen, doch Vacherot ließ sich nicht mehr aus der Konzentration bringen. Mit einem Passierschlag entschied er das Duell.

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