Tennis-Kolumne: Ruud trotzt mentalen Problemen - Sabalenka dominiert auch auf Sand

Casper Ruud feierte seinen ersten ATP-Masters-1000-Titel in Madrid
Casper Ruud feierte seinen ersten ATP-Masters-1000-Titel in MadridFrancisco Guerra / ContactoPhoto / Profimedia
Unsere regelmäßige Tennis-Kolumne geht auf die Geschehnisse der ATP- und WTA-Tour der vergangenen Woche ein und wirft einen Blick auf die anstehenden Turniere. Wer wurde zum Champion gekürt, wer befindet sich im Formtief und welche Momente waren in den vergangenen sieben Tagen besonders bemerkenswert?

Der Gewinner der Woche: Casper Ruud

"Y nada mas": Casper Ruud bewahrte am Sonntag einen kühlen Kopf und holte sich seinen allerersten ATP-Masters-1000-Titel mit einem 7:5 3:6 6:4-Triumph über Jack Draper bei den Mutua Madrid Open. Nach einem Kampf über zwei Stunden und 29 Minuten krönt sich Ruud damit als erster Norweger überhaupt zum Champion eines Events dieser Kategorie.

Der 26-Jährige zeigte die ganze Woche überzeugende Leistungen in der spanischen Hauptstadt, wo er erst zum zweiten Mal in seiner Karriere drei Top-Ten-Siege bei einem Turnier verbuchen konnte. Auf dem Weg zum Titel schlug er unter anderem die Nummer vier der Welt, Taylor Fritz, Daniil Medvedev (Nummer zehn der Welt) und letztlich Draper (sechs).

Nach einem für seine Verhältnisse unbeständigen Start ins Jahr 2025, in dem kürzlich aus den Top Ten gefallen war, kann dies durchaus als ein Befreiungsschlag für Ruud gesehen werden. Seine Saisonbilanz polierte er auf 21:6 auf, am Montag klettert er zudem um acht Plätze auf Platz sieben der ATP-Rangliste. Während des Turniers in Madrid redete der Publikumsliebling öffentlich über mentale Probleme, mit denen er bis vor Kurzem zu kämpfen hatte. "Aber ich habe mir Hilfe gesucht, und es hat funktioniert. Ich bin froh, dass ich wieder mehr Freude empfinde und das Gefühl habe, dass es mir jetzt besser geht", so Ruud auf einer Pressekonferenz.

Mit dem größten Titel seiner Karriere hat er diese Aussage eindrucksvoll untermauert und sich kurz vor den French Open in den engeren Favoritenkreis gespielt. "Y nada mas", wie Ruud nach dem Finalsieg auf der TV-Kamera signierte, auf Deutsch: "Nichts weiter" - einer herzerwärmenden Story am ersten Mai-Wochenende ist nichts weiter hinzuzufügen.

Damen: Sabalenka untermauert Dominanz - Osaka meldet sich zurück

Bei den Frauen festigte Aryna Sabalenka ihre Position als Nummer eins der Welt - zudem egalisierte sie Petra Kvitovas Rekord von drei Titeln in Madrid, indem sie im Finale am Samstag mit 6:3, 7:6(3) gegen Coco Gauff aus den USA triumphierte.

Für Sabalenka war es das vierte Finale in Folge und bereits das 31. gewonnene Match in diesem Jahr, was den Spitzenwert auf der Tour darstellt. Die Belarussin ist nach Serena Williams im Jahr 2013 erst die zweite Spielerin, die Miami und Madrid in der gleichen Saison gewinnen konnte.

Andernorts beendete die ehemalige Weltranglistenerste Naomi Osaka ihre lange Durststrecke ohne Titel. Nach dem 6:1 7:5-Sieg über Kaja Juvan feierte Osaka den WTA-125-Sieg ihrer Karriere: bei den L'Open 35 de Saint Malo in Saint Malo, Frankreich.

Osaka ist viermaliger Grand-Slam-Champion und gewann in der Vergangenheit drei weitere Titel auf der WTA-Tour. Doch war dies tatsächlich die erste Silberware seit ihrem letzten Grand-Slam-Titel bei den Australian Open 2021. Seitdem kämpft sie gegen Angstzustände und Depressionen, die sie immer wieder in Formtiefs warfen. Zudem brachte sie im Juli 2023 ihr erstes Kind zur Welt.

Die Ballwechsel der Woche

Jack Draper buchte sein Ticket für das Finale in Madrid durch einen 6:3 7:6-Sieg über Lorenzo Musetti. Im folgenden Ballwechsel zeigte der Italiener dagegen sein reichhaltiges Repertoire auf Sand. Nachdem er von Draper in die Defensive gedrängt wurde, landete ein Vorhand-Passierball genau auf der Linie.

Auch im packenden Aufeinandertreffen der Zwillings-Outfits zwischen Jakub Mensik und Francisco Cerundolo im Viertelfinale von Madrid kam es zu einer Rallye, die es verdient, in den Highlights gelistet zu werden. Am Ende gewann Cerundolo das Match, in jenem Ballwechsel konterte Mensik dagegen mit einer großartigen Rückhand am Netz, als Cerundolo den Punkt eigentlich schon gewonnen zu haben schien.

Die Verlierer der Woche

Jasmine Paolini hofft, dass die am Dienstag beginnenden Italian Open auf heimischem Boden für sie die Wende in einer Saison darstellen, die bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Bei ihrer 2:6 1:6-Niederlage gegen die Griechin Maria Sakkari schien sie abermals völlig aus dem Konzept.

Im Jahr 2024 war Paolini French-Open- und Wimbledon-Finalistin, gewann bei den Olympischen Spielen in Paris Gold im Doppel und verhalf Italien auf dem Weg zur Weltranglistenposition vier zum Gewinn des Billie Jean King Cups. Ende März entließ sie ihren Trainer Renzo Furlan, der zuvor nach zehnjähriger Zusammenarbeit zum WTA-Trainer des Jahres gekürt worden war.

Eine weitere Top-Top-Spielerin, die die Madrid Open früher verließ, als erwartet, war die hoch gehandelte Jessica Pegula. Gegen die Nummer 56 der Welt, Moyuka Uchijima, musste sich die US-Amerikanerin 3:6 2:6 geschlagen geben und verpasste es somit, die Position als Nummer zwei der Welt zu ergreifen. Für Uchijima, die zuvor eine 0:6-Bilanz gegen Top-Ten-Spielerinnen aufwies, war es der größte Sieg der Karriere.

Moment der Woche

Am 28. April brach bei den Madrid Open das Chaos aus, als Spanien während eines der größten Stromausfälle in seiner Geschichte in stundenlange Dunkelheit gestürzt wurde. Die Fans suchten vergeblich nach dem Ausgang, während die Tennisstars in den Aufzügen festsaßen und gezwungen waren, bei Kerzenlicht zu essen.

Der Stromausfall ereignete sich um 12:32 Uhr und unterbrach innerhalb von Sekunden die Stromversorgung in 60 Prozent des Landes. Krankenhäuser, Flughäfen, Autobahnen und natürlich die Plätze von La Caja Magica waren betroffen. Coco Gauff konnte ihr Spiel gegen Belinda Bencic gerade noch rechtzeitig beenden. Allerdings wurde das Sieger-Interview der aktuellen French-Open-Gewinnerin vom plötzlichen Stromausfall unterbrochen.

Wie geht es auf der Tour weiter?

Diese Woche findet in Rom das dritte ATP-Masters-1000-Sandplatzturnier der Saison statt, bei dem die weltbesten Spieler beim Internazionali BNL d'Italia gegeneinander antreten. Jannik Sinner, Nummer eins der Welt, darf nach seiner dreimonatigen Sperre wieder ins Geschehen eingreifen und gilt als Top-Favorit.

Auch Carlos Alcaraz ist wohl wieder dabei, allerdings gibt es noch Zweifel an der Fitness des Spaniers, der zuletzt die Madrid Open wegen einer Fußverletzung verpasst hat. Alexander Zverev ist Internazionali BNL d'Italia 2024 nach dem 6:4 7:5-Sieg im Finale des Vorjahrs gegen Nicolas Jarry Titelverteidiger bei den Herren, während Iga Swiatek 2024 Sabalenka mit 6:2, 6:3 besiegte und den Titel bei den Damen gewann.