Die ATP-Tour folgt derzeit einem klaren Muster: Wenn es um große Titel geht, liefern vor allem Carlos Alcaraz und Jannik Sinner. Der Italiener bestätigte auch in Paris seine momentane Übermacht. Ohne Satzverlust und nie in den Tiebreak gezwungen, spielte er sich mit beeindruckender Dominanz ins Finale. Im Halbfinale ließ er Alexander Zverev beim 6:0, 6:1 nicht den Hauch einer Chance – ein Auftritt wie aus einem Guss.
Zum Match-Center: Felix Auger-Aliassime vs. Jannik Sinner
Sinner hat nun 25 Hallensiege in Serie und acht Karriere-Titel unter Dach und Fach – den letzten Hallensieg gegen ihn feierte 2023 Novak Djokovic.
Auger-Aliassime kämpft sich ins Endspiel
Für Auger-Aliassime war der Weg weitaus steiniger. Der Kanadier verlor in seinen ersten drei Matches jeweils einen Satz und war gegen Alexander Müller schon fast ausgeschieden. Insgesamt stand er fast fünfeinhalb Stunden mehr als sein Gegenüber auf dem Court.
Doch im Halbfinale gegen Alexander Bublik (7:6, 6:4) zeigte er Nervenstärke, Stabilität – und vor allem im ersten Satz unfassbar starke erste Aufschläge.
Auger-Aliassime hat sich zu einem echten Hallenspezialisten entwickelt: sieben seiner acht Titel gewann er in unter geschlossenem Dach, darunter ein beeindruckender Run mit drei Siegen in Serie Ende 2022. Kürzlich triumphierte er außerdem in Brüssel.
Haushoher Favorit: Auch Bilanz spricht klar für Sinner
Historisch führt FAA zwar knapp mit 3:2 im direkten Vergleich, doch der letzte Sieg war ein Walkover in Madrid 2024. Ging es über die volle Distanz, hat Sinner gegen den Kanadier seit 2022 nicht mehr verloren. Die letzten beiden Duelle gaben trotz geringem Zeitabstand allerdingt äußerst unterschiedliche Impressionen: In Cincinnati konnte Felix nur zwei Games holen, beim Halbfinale der US Open wirkte der 25-Jährige über vier Sätze oft ebenbürtig.

Auffällig: In beiden Begegnungen zwang Sinner seinen Gegner zu zahlreichen Fehlern – 28 unerzwungene Fehler in Cincinnati, 41 in New York. Um eine Chance zu haben, muss Auger-Aliassime dann eben doch auf seinen größten Trumpf hoffen: den ersten Aufschlag. Nur wenn er konstant Druck erzeugt, die ersten Punkte dominiert und Sinner in Tiebreaks zwingt, kann er das Match offen halten. Ein Sieg würde ihm zudem das letzte Ticket für die ATP-Finals sichern.
Alles deutet auf ein weiteres Kapitel im Erfolgsjahr des Südtirolers hin. In den vergangenen zwei Saisons konnte nur Carlos Alcaraz Sinner in Endspielen stoppen. Alle Fakten sprechen also klar für den aktuellen Australien-Open-Champion – oder erleben wir zum Masters-Abschluss des Jahres eine große Überraschung?
