Euphorischer Jubel, ein bebendes Stadion und eben diese besondere Körpersprache, die nur wenige Sportler in diesem jungen Alter aufzuweisen haben, eine Aura, die Lust auf mehr macht, viel mehr. Diego Dedura-Palomero hat sich in München nach seinem Einstand als Lucky Loser einen Namen gemacht. Aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung schlägt der, aus einer Tennis-Familie stammende, 17-Jährige mit Denis Shapovalov einen der großen Stars auf der ATP-Tour und das Publikum bei den BMW Open kann sich nicht mehr halten.
Match-Center: Diego Dedura-Palomero vs. Denis Shapovalov
Es ist ein Sieg, der nicht nur für den Teenager, sondern auch für das deutsche Tennis ein wichtiges Zeichen setzt. In der Weltrangliste steht er mit seinem Kumpel, Justin Engel an der Spitze der besten Spieler unter 18 Jahren. Der Sohn des chilenisch-litauischen Tennis-Trainer-Paars Cesar Palomero und Ruta Deduraite-Palomero nennt sich nach seinem Raketenstart in München für die Allgemeinheit nur noch Diego Dedura und behält damit den Namen seiner Mutter bei. Eine Kürzung, die für den internationalen Markt wichtig scheint. Damit ist die Richtung bereits klar - es soll nach ganz oben gehen!
Und von dort erhält der Berliner auch seine Unterstützung, "Ich bin ziemlich gläubig" erklärte der 17-Jährige im Anschluss an den Shapovalov-Triumph, er "glaube", Gott habe ihm "zum Sieg verholfen." Vor dem Match hatte er "fünf Minuten gebetet", ein Ritual, das bei der heutigen Jugend sicherlich für Erstaunen sorgt und den Newcomer von dem Rest abhebt.
Auf dem Platz scheint es so, als wäre er durchgehend fokussiert auf sein Ziel, den Sieg und spielt dabei frei und ohne Sorge auf. Zwar gab es für ihn nun gegen Zizou Bergs eine 1:6 1:6 Pleite, aber auch hier ließ er immer wieder mit Schlägen aufblitzen, dass sein Potenzial über den Wolken liegt - ein Tennis-Juwel diesen Alters hatten wir schon einmal. 1985 in Wimbledon begeisterte Boris Becker ein ganzes Land, gibt's 40 Jahre später das nächste Tennis-Wunderkind?
Ein Engel am Tennis-Himmel
Als wäre Dedura nicht genug, beschenkte uns der DTB mit einem weiteren riesigen Talent. Und es klingt schon fast erfunden, dass neben dem gläubigen Diego Dedura auch ein Engel die Tour bereichert. Justin Engel in vollem Namen war im vergangenen Jahr der erste Spieler des Jahrgangs 2007, der ein Match auf der ATP-Tour gewinnen konnte, eine Ehre, die einen Jahrgang später passenderweise mit dem Sieg in München, Diego Dedura für den Jahrgang 2008 gebührte.
Match-Center: Fabian Maroszan vs. Justin Engel
In Almaty konnte der ebenfalls 17-Jährige Engel gegen Chaklam Coleman Wong in glatten Sätzen triumphieren, der Mann aus Hong Kong schlug zuletzt Ben Shelton und Daniel Altmaier, ist also definitiv kein Leichtgewicht. Bereits bei diesem Erfolg in Kasachstan lag es auf der Hand, dass auf den Nürnberger eine große Zukunft im Tennissport wartet. In München machte er tatsächlich trotz einer Wildcard (Niederlage in der 1. Runde gegen Maroszan) mit einem großen Triumph auf sich aufmerksam.
Im Doppel konnte er an der Seite von Max-Hans Rehberg eines der stärksten Duos der Welt ausschalten. Als riesiger Underdog ins Match gestartet, begeisterten die beiden bei den BMW Open und gewannen am Ende mit 2:0 (7:5,7:5) gegen Zeballos/Granollers, die zur Elite des Sports gehören.
Match-Center: Engel/Rehbergs vs. Granollers/Zeballos
Auch hier könnte man in Anbetracht des Alters wieder den Becker-Vergleich ziehen, da auch dieser ein exzellenter Doppel-Spieler war und Elemente aus dieser Variation des Sports auch im Einzel zwischen Sieg und Niederlage entscheiden können. Beiden Jungs ist auf jeden Fall bereits in diesem Jahr zuzutrauen, dass es in Richtung der Top-100 gehen könnte, vielleicht ist der nächste Checkpoint dann das Turnier in Hamburg, wo möglicherweise sogar beide eine Wildcard erhalten könnten.