Der Wohlfühlfaktor spricht für die erhoffte Wende. "Miami ist meine Lieblingsstadt in den USA", sagte Alexander Zverev im pinken Shirt und strahlte: "Hier spielt meine Lieblingsmannschaft Miami Heat, ich bin ich wirklich gerne hier." Beste Voraussetzungen also, auch auf dem Tennisplatz endlich wieder die Kurve zu kriegen.
Zverev, der im April 28 Jahre alt wird, will die vergangenen Wochen mit vielen Enttäuschungen entschlossen abhaken. Und im Sunshine State endlich wieder den Schwung aufbauen, der ihn in den Dunstkreis der Nummer eins der Welt befördern könnte.
"Ich habe die Saison in Australien gut begonnen und spiele jetzt seit ein paar Wochen nicht mehr mein bestes Tennis", sagte der topgesetzte Profi des Turniers, der nach einem Freilos erst in der zweiten Runde eingreifen wird: "Ich hoffe, dass ich es hier herumreißen kann."
Will Zverev tatsächlich noch die Doping-Sperre von Jannik Sinner nutzen und den Führenden der ATP-Rangliste herausfordern, muss er im Hard Rock Stadium abliefern und wieder beständig sein Toplevel abrufen. Die Bedingungen dürften ihm besser liegen als zuletzt in Indian Wells, als Zverev schon nach seinem Auftaktmatch die Koffer packen musste.

Leise Kritik von Tennis-Legende Becker
"Die Plätze sind viel schneller", sagte Zverev. Auch die höhere Luftfeuchtigkeit spiele ihm in die Karten. Aber es gilt für den Olympiasieger von Tokio, auch wieder die Klarheit in seinem Spiel herauszuarbeiten, die ihm zuletzt ein Stück weit verlorengegangen war.
Fragt man Boris Becker, den bislang einzigen deutschen Weltranglistenersten bei den Männern, hängt dies mit der großen Chance zusammen, die sich Zverev plötzlich eröffnet hat. Sinner ist noch bis Anfang Mai zum Zuschauen gezwungen, der deutsche Topspieler könnte bei Erfolgen zumindest nah heranrücken an den Italiener, der ihn im Finale von Melbourne bezwang.
"Er hat sich zu viele Gedanken gemacht, wie und wann er die Nummer eins werden kann. Es ist menschlich, er kann seinen Kopf ja nicht ausschalten", sagte Becker in seinem Podcast mit Andrea Petkovic zum jüngsten Leistungseinbruch von Zverev: "Es ist ja auch ein Lebensziel, ein Kindheitstraum, der vielleicht wahr wird."
Den gilt es mit der nötigen Balance aus Fokus und Lockerheit zu verfolgen. "Hier will ich es wirklich Match für Match angehen", sagte Zverev, der vor der Arbeit noch einmal Zerstreuung suchte. Also ging er mit Freundin Sophia erst einmal zu den Heat, seinem liebstem Basketballteam, und ließ sich für eigene Großtaten inspirieren.