Alexander Zverev hat alles auf die French Open ausgerichtet. "Es ist kein Geheimnis, dass mein Hauptziel, mein Hauptaugenmerk auf Roland Garros liegt", sagte der Olympiasieger von Tokio schon vor Monaten.
Zverev wollte besser denn je vorbereitet sein für das Grand-Slam-Turnier, bei dem er sich gute Chancen auf den so ersehnten Major-Coup ausrechnet – doch vor dem Start am Sonntag sind die Fragezeichen hinter der Form des Vorjahresfinalisten groß.
"37-mal gekotzt"
Statt in Hamburg mit einem Turniersieg und starken Leistungen Schwung aufzunehmen sowie ein Signal an die Konkurrenz zu senden, verabschiedete er sich angeschlagen aus der alten Heimat in Richtung Eiffelturm. "Ich werde jetzt erstmal gesund werden und dann schauen", sagte Zverev nach seinem Achtelfinal-Aus gegen den Franzosen Alexandre Müller.
In der Nacht zuvor hatte er laut eigener Aussage "37-mal gekotzt" und Fieber gehabt. "Aber für Paris ändert sich für mich nichts", fügte er schnell an: "Ich will da trotzdem gutes Tennis zeigen und viele Matches gewinnen."

Das ist Zverev, der seit 2021 immer mindestens das Halbfinale erreichte, weiter zuzutrauen. Auch Boris Becker sieht das so. "Ich traue Sascha alles zu. Ich traue ihm auch den Turniersieg zu", sagte der Eurosport-Experte am Donnerstag kurz vor der Auslosung: "Stand heute muss er seine Form noch verbessern, was aber möglich ist."
Sinner und Alcaraz in der Pole-Position
Zu den ganz großen Favoriten zählt Zverev zunächst nicht. Dem Hünen fehlten in den vergangenen Monaten abgesehen vom Turniersieg in München die Ergebnisse, seine Ausstrahlung schüchterte Gegner wie Lorenzo Musetti in Rom spürbar weniger ein.
Die Ausgangsposition aus dem erweiterten Kreis der Titelanwärter könnte Zverev aber liegen, glaubt zumindest der dreimalige Paris-Champion Mats Wilander. Seiner Meinung nach habe sich die Situation für Zverev "verbessert: Die Favoriten auf die Grand Slams", sagte der Schwede bei Eurosport, seien Jannik Sinner und Carlos Alcaraz. Sascha hingegen stehe nicht ganz so sehr im Fokus – und könne womöglich befreiter aufspielen.
Becker blickt dagegen weniger auf die Diskussion um die Reihenfolge der Titelkandidaten. "Wichtiger ist es für Sascha, die Form zu erreichen", sagte die deutsche Tennisikone am Donnerstag: "Er ist nicht weit weg von seiner Topform. Und dann ist es zweitrangig, ob er Favorit ist oder nicht."

Zverevs unmittelbare Vorbereitung auf die ATP French Open 2025 hält Becker für wenig gelungen. Die kurzfristige Entscheidung für Auftritte in Hamburg, zumal dann auch noch gesundheitlich gehandicapt, sieht der 57-Jährige als nicht glücklich an. "Wenn du körperlich so angeschlagen bist, auch mit dem Ziel in Paris erfolgreich zu spielen, muss es auch Sascha Zverev erkennen, dass ein paar Tage Pause wichtig sind", sagte Becker.
Der deutsche Topspieler muss sich nun schnell erholen und seinen Rhythmus finden, um in der französischen Hauptstadt angreifen zu können. "Ich will nicht als der beste Spieler aller Zeiten enden, der niemals einen Grand Slam gewonnen hat", hatte Zverev nach seinem dritten verlorenen Major-Finale in Melbourne gesagt. Die Vorzeichen, dass er sich seinen großen Traum endlich erfüllt, waren schon mal besser als vor diesen French Open.